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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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Phillippa hatte eine liebenswürdige Miene der Ungeduld aufgesetzt.
    »Der Tresor. Der, den ich hinter dem Bild vermute.«
    Er zog die Brauen hoch. »Wie kommen Sie darauf?«
    Ein leicht überlegenes Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Erstens zieht Lord Whitford solch ländlichen Idyllen eine eher repräsentative Kunst vor. Im gesamten Anwesen der Whitfords habe ich Dutzende Porträts und doppelt so viele Gemälde gesehen, die die Glorie des Krieges wiedergeben, aber keine einzige Landschaft. Und wie Sie erwähnt hatten, war es das einzige Kunstwerk im Zimmer – was mich auf den Gedanken bringt, dass es an der Wand befestigt sein muss. Vielleicht an Angeln, sodass es aufschwingen und etwas freigeben kann, was sich dahinter verbirgt. Und drittens«, sie wollte sich sichtlich mit ihrem Wissen brüsten, »glaube ich, dass Tresore sich hinter Bildern verstecken, seit es Bilder und Tresore gibt. Lord Whitford ist also nicht besonders einfallsreich. Andererseits war er mir aber auch noch nie als besonders einfallsreicher Mann aufgefallen.«
    Marcus musterte sie einen Moment lang. Nicht, um sie so zu sehen, wie andere Leute sie sahen, sondern vielleicht so, wie sie selbst sich sah. Sie wusste, dass sie schön war – wie auch sonst – , denn die Hälfte der Klatschspalten in den Zeitungen war voller Berichte über ihr hübsches Gesicht. Sie war selbstbewusst; aber es handelte sich nicht um ein Selbstbewusstsein, das auf ihre Schönheit zurückzuführen war. Es war Teil ihres innersten Wesens und das Ergebnis eines klugen Verstandes.
    Und sie arbeitete bemerkenswert hart daran, diesen Verstand vor der Gesellschaft zu verbergen – überraschenderweise allerdings nicht vor ihm.
    Sein Blick musste zu lange gedauert haben, denn sie griff wieder auf das Fingerschnipsen zurück, um ihn aus seiner Träumerei zu reißen.
    »Mr. Worth! Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet«, mahnte sie geduldig.
    »Tut mir leid«, entschuldigte er sich, »ich … ich bin nicht an diese Uhrzeit gewöhnt.«
    »Soll ich einen Tee bringen lassen?«
    »Nein … es wäre mir lieber, die Dienstboten nicht zu behelligen.« Er sprach mit scharfer Stimme, versuchte, energisch zu klingen. Wach auf, Marcus, rief er sich stumm zu und schlug sich unsichtbar auf die Wangen, du bist noch nicht zu Hause.
    Phillippa huschte ein ironisches Lächeln über die Lippen. »Haben Sie Angst, mit mir gesehen zu werden?«
    Marcus lächelte freundlich. »Nein, ganz und gar nicht. Aber ich dachte, dass Sie es vielleicht vermeiden wollen, mit mir gesehen zu werden.« Er erklärte sich näher, als sie verständnislos die Brauen hochzog. »Nachts … einen Gentleman … bei sich zu Hause empfangen?« Je länger er fortfuhr, desto blasser wurden natürlich seine Argumente. »Ich … ich bin durch die Gärten hergekommen. Ich glaube nicht, dass mich jemand gesehen hat … «
    Sanftes Gelächter klang durch die Luft. »Haben Sie Angst um Ihren guten Ruf?«, erwiderte Phillippa.
    »Mrs. Benning, Sie selbst haben mir doch gesagt, dass ich überhaupt keinen nennenswerten Ruf habe.« Aber es hing auch etwas Unausgesprochenes in der Luft, nämlich: Um Ihren Ruf habe ich mich gesorgt.
    Sie musste geahnt haben, was ihm durch den Kopf gegangen war, denn sie hielt seinen Blick im Licht des Kaminfeuers fest und atmete tief durch, bevor sie wieder das Wort ergriff.
    »Nun«, begann sie und schien sich in Fröhlichkeit zu hüllen, »jetzt haben Sie doch einen, da Sie ja in der Bond Street mit mir gesprochen und gestern Abend mit mir getanzt haben. Oh, und auch mit Lady Hampshire habe ich gesprochen. Ich wiege mich in der Hoffnung, dass Sie in den nächsten Tagen eine Einladung zum Rennen bekommen. Falls nicht, nehme ich es höchstpersönlich auf mich, die Lady aus meinen Besuchsrunden auszuschließen, bis sie meinen Bitten wieder nachkommt. Aber darüber, dass Sie hier sind, sollten Sie sich wirklich keine Gedanken machen. Meine Dienerschaft wird sich hüten, darüber zu tratschen, wen ich in meinem Haus empfange und wen nicht. Außerdem sind Sie nicht hier, um nett mit mir zu plaudern. Wir haben hier eine ernste Geschäftsangelegenheit zu besprechen, was mich auf meine ursprüngliche Frage zurückbringt – was fehlt aus dem Tresor?«
    Marcus brauchte eine Weile, bis er sich durch ihre Rede gearbeitet hatte. Aber als er schließlich begriffen hatte, gab er zögernd die Antwort, nach der sie verlangte.
    »Konstruktionspläne.«
    »Konstruktionspläne?«, wiederholte sie

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