Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)
bestanden, dass das geschieht und Ihnen der Inhalt geliefert wird.«
»Das wäre nicht nötig gewesen. Ich hätte alles selbst abgeholt«, sagte Marcus. Sein Blick fiel auf die Tür zum Arbeitszimmer. Seltsam, aber von hier aus betrachtet schien alles in Ordnung zu sein.
Leslie bemerkte nicht, dass Marcus in Gedanken mit ganz anderen Dingen beschäftigt war (oder konnte es nicht sehen), und ging an ihm vorbei in den Korridor der Wohnung … »Ja, hm, wie soll ich sagen, ich vermute, dass Sterling wohl hoffte, genau das zu vermeiden«, brummte Leslie und stellte die Schachteln krachend zu Boden. »Ich wusste auch, dass bei Ihnen eine bemerkenswerte Unordnung herrschte«, fügte er missbilligend hinzu. »Sie hätten sich wirklich eher darum bemühen sollen, eine durchschaubare Ordnung in Ihre Unordnung zu bringen.«
»Stimmt, Leslie.« Marcus seufzte. »Aber das ist jetzt irgendwie auch egal, oder?«
Leslie errötete. »Nur dass Sie es wissen … «, fuhr er verdrießlich fort, zögerte, schaute Marcus an und begann aufs Neue, »nur dass Sie es wissen, ich glaube, dass Fieldstone Ihnen ziemlich übel mitgespielt hat. Scheint mir alles sehr überstürzt abgelaufen zu sein.«
Marcus schüttelte den Kopf. »Vielleicht war es längst überfällig. Aber trotzdem danke, Leslie. Und bitte entschuldigen Sie, dass ich meinen Schreibtisch nie so sauber halten konnte, dass auch Sie Ihre Freude daran gehabt hätten.«
Leslie lächelte wehmütig. »Ja, also ich habe meine Zweifel daran, dass wir wegen eines unaufgeräumten Schreibtisches einen Krieg gewonnen oder verloren haben. Guten Tag, Mr. Worth.« Er tippte sich an den Hut. »Ich weiß nicht, ob wir uns noch mal begegnen werden. Aber ich hoffe darauf.«
»Guten Tag, Leslie.« Marcus streckte ihm die Hand entgegen, was den Sekretär so sehr schockierte, dass er nur zögernd zugriff. »Ich bin zutiefst überzeugt, dass wir uns eines Tages wiedersehen.«
Als Leslie Farmapple das Gebäude verließ und in den anbrechenden Abend trat, schloss Marcus die Eingangstür und wandte sich wieder seiner stillen Wohnung zu.
Und wurde urplötzlich gegen die Wand geschleudert.
»Ich«, knurrte eine kalte, heisere Stimme, »werde dich töten.«
Marcus umschloss einen polierten Spazierstock mit Goldkopf, während die weißen Knöchel jener Fäuste, die sich in Marcus’ Mantel und Hemd klammerten, sich in seine Schultern drückten und seine Arme zur Seite drückten.
Aber nicht die Beine.
Marcus trat zu. Sein Stiefel traf das Schienbein des schwarzhaarigen Mannes so heftig, dass der Mann den sicheren Stand verlor. Marcus nutzte seinen Vorteil, sammelte seine Kraft, indem er sich erst gegen die Wand drückte, bevor er sich nach vorn schleuderte und den Mann im Rückwärtsschritt durch den Korridor drängte, bis er ihn zwischen sich und der Tür zum Arbeitszimmer eingeklemmt hatte.
»Keine besonders freundliche Begrüßung«, zischte Marcus.
»Idiot«, zischte der Mann aus dem Park zurück, »musst du dich überall einmischen?« Er landete eine Serie rascher, kurzer Boxhiebe gegen Marcus’ linke Seite, denn woanders konnte er mit seinen Armen nicht hinlangen. Marcus reagierte, indem er den Angreifer noch heftiger gegen die Tür drückte, ihn mit dem Rücken gegen die Wand schleuderte.
»Du willst keinen fairen Kampf? Auch gut.« Knurrend bückte Marcus sich nach unten und krallte die Finger um den Oberschenkel des Mannes, ertastete dessen Narbe; schließlich wusste er, dass sie dort sein musste.
Der dunkelhaarige Mann wurde noch blasser, als er vor Schmerz aufschrie und zu Boden sackte. Marcus ließ ihn los.
»Das … tut weh«, stöhnte er am Boden. Nur langsam kehrte seine Atmung zurück.
»Zielst du auf meine Wunden, ziele ich auf deine«, erwiderte Marcus, trat zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Meine sind frischer. Graham würde dich töten, wenn er sähe, dass du mit solch schmutzigen Tricks arbeitest.«
»Ja, kann sein. Aber Graham ist nicht hier. Und du solltest dich eigentlich auf dem Lande aufhalten.«
»Was ist mit deinem Auge los?«, fragte der Mann und linste zu seinem Gegner hinauf.
»Ach, nicht der Rede wert«, gab Marcus wahrheitsgemäß zurück. »Ein Zuhälter in Whitechapel hat mich verprügelt.«
»Ts, ts … dein Geschmack war auch schon mal besser, Marcus.«
»Ich habe recherchiert, Byrne«, erwiderte er sarkastisch, bückte sich und bot ihm die Hand, »komm, steh auf. Sieht so aus, als könntest du einen Tee vertragen.«
»Eine
Weitere Kostenlose Bücher