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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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stehen.
    »Marcus«, wagte er sich noch einmal vor, und das Zögern bewies, dass er selbst sich vor seinen Worten fürchtete, »ich behaupte nicht, dass es stimmt, aber falls Laurent wirklich noch am Leben ist, dann hast du dich zum zweiten Mal geirrt.«

17
    Eigentlich war es verwunderlich, dass Lord und Lady Hampshire nicht in Hampshire residierten.
    Der Sitz der Familie lag in der Nähe von Waltham Abbey in Essex, nur eine bequeme Fahrt vom summenden und brummenden London entfernt. In der Stadt unterhielten sie natürlich auch ein hübsches Anwesen, da Lord Hampshire dem Oberhaus angehörte. Aber er genoss es, die Wochenenden in Hampshire House zu verbringen, wo er aus der heruntergekommenen Farm eines Pächters die führende Pferdezucht des Landes aufgebaut hatte, die größte außerhalb von Newmarket, wo sich Großbritanniens Drehscheibe für Pferderennen befand. Ja, auch seine freien Wochenenden genoss Lord Hampshire dort, genoss es, Heu zu machen, Boxen auszumisten und so zu tun, als kümmerte ihn nichts anderes als der Zustand seiner Ställe und die Pferdezucht. Seit seiner Hochzeit allerdings hatten Lord Hampshires Wochenenden sich spürbar verändert.
    Lady Hampshire war ein geselliges Geschöpf. Schon seit jeher. Das hatte ihr Ehemann vor der Hochzeit zwar gewusst, hatte aber angenommen, dass ihre jugendliche Lebhaftigkeit sich beruhigen würde, sobald sie Kinder hätte.
    Was nicht der Fall war.
    Lady Hampshire liebte London, ihre Freunde, ihr Leben. Und auch ihren Ehemann liebte sie, genau wie er sie, und den beiden fiel es schwer einzuschlafen, ohne das sanfte Schnarchen des anderen neben sich zu hören. Daher begleitete ihn seine Frau, wenn Lord Hampshire nach Hampshire House fuhr.
    Und mehrere enge Freundinnen begleiteten sie.
    Es hatte alles ganz harmlos angefangen. Lady Hampshire hatte ihrem Ehemann Anfang der Woche verkündet, dass sie sich vorstellen könne, ihrer Freundin Mrs. Soundso würde ein Aufenthalt auf dem Lande gut tun. »Ihr Teint, verstehst du«, hatte sie gesagt, und Lord Hampshire hatte die Sorge seiner Frau um ihre Freundin so sehr berührt, dass er anbot, sie möge sie doch am Wochenende nach Hampshire House begleiten. Als die Pferde für die dreistündige Kutschfahrt angeschirrt waren, hatten vier weitere Freundinnen ihr Bedürfnis nach frischer Landluft kundgetan. Unversehens verließ also ein stattliches Gefolge von Kutschen und Dienern am Freitag mit den Hampshires die Stadt und kehrte am folgenden Montag mit ihnen zurück.
    Dieses Muster wiederholte sich während der gesamten Saison, bis Lord Hampshire schließlich ein Machtwort sprach. Aus seinem Rückzug am Wochenende war ein lärmender Reisezirkus geworden! Jede Woche wurde sein Haushalt umgekrempelt! Sein Vorrat an Marmeladen und Gelees war beinahe geplündert! Die preisgekrönten Zuchtpferde in den Ställen – Pferde, die ihm sogar von der Kavallerie seiner Majestät anvertraut waren – waren so durcheinander von der Übermacht der unbekannten Leute, die sich überall herumtrieben, dass sie schon zusammenzuckten, wenn sie das Geräusch näher kommender Kutschenräder hörten! Wenn seine Frau es nicht ertragen konnte, ein Wochenende ohne ihre Freundinnen zu verbringen, dann würde er eben allein nach Hampshire House reisen!
    Nachdem sie ein elendes Wochenende getrennt verbracht hatten, fanden Lord und Lady Hampshire einen Kompromiss. In Hampshire House sollte wieder Frieden einkehren, und die Lady sollte ein Mal pro Saison Gäste einladen dürfen.
    Dann aber ein ganzes Wochenende lang.
    Sie verbanden ihre beiden großen Leidenschaften, die Pferde und die Gesellschaft, und damit begannen die Feste und die Pferderennen der Hampshires. Lady Hampshire beschränkte sich darauf, nur etwa hundert der engsten Freunde zu einem Wochenende der körperlichen Ertüchtigung, des Wettstreits und des Vergnügens einzuladen. Die Zeit war lang genug, um sich abseits der schmutzigen Stadt einer Verjüngungskur zu unterziehen, aber auch so kurz, dass niemand Gefahr lief, irgendetwas zu verpassen. Im Gegenzug errichtete Lord Hampshire eine imposante Rennstrecke auf seinem Land, genauso großartig wie Ascot, mit palladianischen Villen, die die Strecke umgaben. Andere private Gestüte wurden eingeladen, ihre Pferde zu erproben; allerdings waren es Lord Hampshires unvergleichliche Ställe, die in der Regel das Geschehen beherrschten.
    Schon bald wurde aus den Pferderennen mitsamt der Hausgesellschaft bei den Hampshires so etwas wie ein Vorfeld

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