Ein Staatsgeheimnis Am Rhein
Leserkreisen.«
»Hm, ja, in der Tat. Ich bin überrascht. Das könnte unser Außendienstleiter Artanow sein.«
»Sehen Sie. Ich wußte doch, daß Sie uns helfen würden, Ihren Mitarbeiter zu identifizieren. Damit ist der wichtigste Punkt schon geklärt. Herr Artanow wurde übrigens in der Nacht von Montag auf Dienstag erschossen. Selbstmord ist ausgeschlossen.«
Baumann klammerte sich an seine Rolle. »Sie sehen mich überrascht und fassungslos. Und wo ist das geschehen? Hat die Polizei Hinweise auf den Täter?«
»Leider nicht! Ich dachte, Sie könnten vielleicht zur Aufklärung beitragen.«
»Da muß ich Sie enttäuschen. Die Gesellschafter von Comport sind seit Montag abend hier im Hotel. Ich erfahre erst durch Sie, was passiert ist. Dabei kann es sich doch nur um einen Raubmord handeln.«
Freiberg merkte auf: »Hatte Herr Artanow viel Geld bei sich?«
»Ich weiß es nicht genau, aber er ist Leiter des Außendienstes und holt die Aufträge für Transporte und Lagerhaltung herein. Er wird schon einiges Geld bei sich gehabt haben.« Baumann sah sich das Bild noch einmal an. »Der trägt ja keinen Anzug.«
»Nein, nur Hemd, Hose, Unterwäsche und Strümpfe.«
»Und die Polizei hat keinerlei Papiere gefunden?«
»Nichts war in den Taschen, weder Geld noch Papiere. Wie alt ist Herr Artanow gewesen? Hat er Angehörige?«
»Er ist Mitte Vierzig und nicht verheiratet. Einzelheiten habe ich jetzt nicht parat.«
»Nun, das werden Sie mir alles sagen können, wenn ich Sie in Bonn aufsuche. Wann paßt es Ihnen?«
»Ich komme gern ins Präsidium«, erklärte Baumann.
»Und ich komme gern zu Ihnen«, stellte Freiberg fest. »Ich werde morgen früh um zehn bei Ihnen in der Firma sein. Sollten Sie hier festgehalten werden, möchte ich Sie bitten, jemanden zu beauftragen, der sachdienliche Auskünfte geben kann.«
»Ich werde selbstverständlich persönlich zur Verfügung stehen.«
»Danke. Ach, bitte – welche Art von Geschäften betreibt die Firma Comport?«
»Vorwiegend Ost-West-Transporte.«
Freiberg nickte. »Und was bedeutet das ›Com‹ im Firmennamen?«
»Ableitung von COMECON.«
»Aha, Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe des Ostblocks.«
»Das stimmt«, bestätigte Baumann. »Aber wir sind ein rein deutsches Unternehmen.«
Freiberg hätte am liebsten laut gelacht, doch treuherzig-ernst meinte er: »Diesen Mordfall aufzuklären, wird nicht ganz leicht sein. Bitten Sie doch auch Ihre Kollegen um Mithilfe. Für uns kann jeder Hinweis wichtig werden.«
Baumann bekundete eifrig Zustimmung. »Aber gewiß. Wir werden alles tun, damit dieses Verbrechen seine Sühne findet.«
Freiberg ahnte, wie das gemeint war.
Der Kellner kam, um Kaffee zu servieren.
»Nehmen Sie auch eine Tasse?«
»Bitte, haben Sie Verständnis dafür, daß ich nein sage, die Sache ist mir doch zu sehr auf den Magen geschlagen.« Baumann hatte gewiß Order, nicht zuviel zu sagen.
»Ich verstehe«, nickte der Kommissar. »Herr Ober! Ich trinke den Kaffee dann doch an meinem Tisch in der ›Winzerstube‹.«
Die Gesprächspartner verabschiedeten sich mit einem Händedruck.
Beim anschließenden Kaffee sah Freiberg die Comport-Leute draußen Spazierengehen. Die Sonne schien strahlend hell. Ahrens würde auch beim 200-mm-Tele mit kleinster Blende arbeiten können. Exzellente Fotos waren gewiß.
Die Dame und der Herr vom Zweiertisch blieben verschwunden.
Im Nebenraum war die Tafel für acht bis zehn Personen gedeckt. Ein Kellner stand bereit, um die Aperitifs anzubieten. Wie auf ein geheimes Kommando strebten die Spaziergänger herein. Der erste Schreck schien noch nicht ganz gewichen zu sein.
Freiberg trank seinen Kaffee in Ruhe und Gelassenheit. Die Rechnung war erträglich und sein Trinkgeld angemessen. In der Halle ergab sich die Gelegenheit, Baumann noch einmal freundlich zuzunicken. »Bitte, hier die Zeitung. Sie können Sie gern behalten.«
Der Geschäftsführer griff zaghaft danach und murmelte einen Dank. Er schien den Aperitif besonders nötig zu haben.
Freiberg überquerte die Straße und trat an das Geländer, hinter dem die Uferböschung steil abfiel. Die Wasser der Ahr hatten sich wie in einem Canyon tief in den Boden eingefräst. Bei Blankenheim in der Eifel entsprungen, floß sie jetzt harmlos perlend zum Rhein. In den Höhlen unter den Steinen standen Forellen. Doch bei der Schneeschmelze oder wenn schwere Gewitter niedergingen, konnte der Fluß grob und reißend werden. Gesteinsbrocken und Geröll waren die
Weitere Kostenlose Bücher