Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
Vom Netzwerk:
meine Güte, was soll ich mit dem? Erfahrene Schlachtrösser verlangen nach starken Rittern.«
    Der Cassius-Galerist hatte sich an Tuffis Fersen geheftet und sprach auf sie ein. »Ich werde Sie ganz groß herausbringen«, schmeichelte er ihr. »Aber Sie sollten nicht nur schöpferisch tätig sein, sondern Ihr so hervorragendes Können auch im Kunsthandel verwirklichen.«
    »Meinen Sie?« griff Tuffi den Gedanken auf. »Reizen würde es mich schon, auch der Anregungen wegen. Aber dann fehlt mir die Zeit im Atelier.«
    »Im Gegenteil. Sie wären doch keine Verkäuferin mit festen Geschäftsstunden, sondern sachverständige Beraterin. Ich habe immer schon mit dem Gedanken gespielt, die Galerie zu erweitern. Mir sind die Geschäftsräume nebenan sehr günstig angeboten worden.«
    »Dann nutzen Sie die Chance«, drängte Tuffi. »Ich wäre durchaus interessiert.«
    Der Galerist witterte ein Geschäft. »Hervorragend! Sie könnten Ihr Œuvre einbringen – dann ließe sich die Einlage kleiner hatten.«
    »Einlage?« fragte Tuffi weniger begeistert. »Reicht es denn nicht, wenn ich meine Bilder einbringe?«
    »Ohne Bargeld geht es leider nicht. Achtzigtausend – mit weniger läßt es sich kaum machen. Rechnen wir fünfzig Prozent für Ihre Bilder; das hieße dann vierzigtausend Verfügbarkeiten.«
    Tuffi ließ enttäuscht die Schultern sinken. »Das bringe ich leider nicht. Ich muß das Geld ja erst verdienen.«
    »Überlegen Sie es. Die Chance kommt so schnell nicht wieder. Doch unabhängig davon, mein Angebot steht: Die ›Geister des Rheins‹ werden in der Cassius-Galerie ihre Heimat finden.« Tuffi reichte ihm dankbar die Hand.
    Andere Hände suchten auch Kontakt. Dr. Benkiser griff gleich mit beiden nach Tuffis rechter und sprach auf sie ein. »Schon haben Sie das Herz der Kunstkritik gewonnen. Sie verdienen es, heute gefeiert zu werden und morgen berühmt zu sein. Ich bekunde meinen Respekt vor Ihrem Werk und Ihrer Persönlichkeit.«
    Tuffi empfing dankbar die Signale und legte ihre freie Hand auf Benkisers Arm. »Sie sehen mich glücklich. Ich hoffe, daß wir nachher noch Gelegenheit haben werden, uns zu unterhalten.«
    »Gewiß, ganz gewiß«, bestätigte er mit einem Händedruck. »Aber jetzt müssen wir erst der Baronin lauschen.«
    Freifrau von Trossenheim hatte sich auf dem Schiras postiert und gewann sofort die Aufmerksamkeit der Anwesenden.
    »Liebe Tuffi!« hob sie an, »ich freue mich, Ihnen sagen zu können, daß der »Förderverein für die Kunst« Ihre so überaus beeindruckende Tusche ›Stein der Drachen‹ durch mich ankaufen wird.« Mit großer Geste fuhr sie fort: »Obwohl die geschäftliche Seite dem wahren Künstler ein Greuel ist, wird er doch eine materielle Anerkennung gern annehmen, wenn dadurch die Unabhängigkeit seines Schaffens gefördert wird. Wie allgemein bekannt sein dürfte, kauft der Förderverein nur bei der ersten Präsentation eines Künstlers ein exemplarisches Werk an. So darf ich Ihnen in diesem Umschlag achttausend Mark im Namen der Kunstfreunde Bonns überreichen. Das soll Anerkennung und Ansporn zugleich sein.«
    Presse-Mauser stand schon in der richtigen Position, um die Übergabe des Kuverts durch die große Vorsitzende und die Gesten der Dankbarkeit im Bild festzuhalten.
    Andreas gratulierte seiner Frau mit einem Kuß auf die Stirn, die Umstehenden spendeten Beifall, und die Dame vom Feuilleton rief laut: »Bravo!«
    Tuffi ging mit der Baronin zum »Stein der Drachen« und klebte den ersten roten Punkt auf den Rahmen.
    Freifrau von Trossenheim wechselte noch ein paar Worte mit dem Cassius-Galeristen, machte ermunternde Bemerkungen über das noch nicht fertige Bild auf der Staffelei und ging, begleitet von Tuffi, zum Ausgang.
    »Wann darf ich Ihnen das Bild überbringen?«
    »Oh, das hat Zeit«, erklärte die Baronin. »Geben Sie es ruhig mit in die Galerie. Sollte sich ein Interessent finden, bitte ich um Anruf.
    Der Förderverein will die Ankäufe ja nicht auf Dauer behalten. Ein Mehrerlös würde selbstverständlich der Künstlerin zufallen.«
    »Noch einmal ganz, ganz herzlichen Dank«, sagte Tuffi. »Sie waren heute meine Glücksfee!«
    Die Federn ächzten, als sich die Fee in den Fond des Wagens sinken ließ. Der Fahrer hatte selbstverständlich draußen warten müssen. Heute würde es für ihn eine nicht zu lange Nacht werden, denn Freifrau von Trossenheim wollte sich in Muffendorf oberhalb der Kommende absetzen lassen. Sie war zum Essen mit einem vortragenden

Weitere Kostenlose Bücher