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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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so gern schlank.«
    »Soll ich Tuffi mal fragen, ob sie diese Art Stilleben auch malt?« Hanne errötete verlegen. »Untersteh dich. Ich dachte immer, das sind Bilder mit Blumen oder Früchten.«
    Margot Stettner lachte leise. »O Baby, du darfst dich nicht so leicht ins Bockshorn jagen lassen. Es stimmt schon, was du sagst. Das hat weder mit dem Stillen noch mit dem Stil zu tun, sondern mit der Stille. Die Franzosen drücken das viel schöner aus: nature morte.«
    Hanne war erleichtert und versuchte, ihre Verlegenheit durch einen Scherz zu überspielen. »Aber als Mordfall möchte ich auch nicht auf die Leinwand.«
    Wohl fünfundzwanzig oder dreißig Besucher waren erschienen und gaben einige »Ahs und Ohs« und so treffende Bemerkungen von sich wie: »Beachtlich, welche Intensität, was für eine Inspiration«, oder ein auf Insiderjargon deutendes »Donnerwetter!«
    Der Bekanntheitsgrad von Tuffi und Andreas Falkenhorst in Bonner Gesellschaftskreisen hatte auch einige höhere Beamte aus den Ministerien, Attaches aus befreundeten Botschaften und zwei Erste Sekretäre der Kulturabteilung aus Botschaften der Gegenseite herbeigeführt. Die Besucher hatten sich ihre ersten Drinks genommen, das Mitteilungsbedürfnis wuchs und die Kommunikation nahm zu.
    Tuffi wollte nicht den Eindruck erwecken, daß sie es sich schon leisten konnte, einen Partyservice für das Wohl ihrer Gäste sorgen zu lassen. Sie hatte im Atelier zwei große Tischlerplatten auf Holzbocke gelegt und mit Tafeltüchern abgedeckt. Hier standen Getränke in reicher Auswahl, Softdrinks und die härteren kurzen Sachen, von Whisky über Cognac bis hin zu den Geistern von Quetsche, Himbeere und Williams-Christ, und für die ganz Süßen noch Benedictine, Chartreuse und Grand Marnier.
    Sie hatte Brote mit Schinken, Roastbeef, Mortadella und Cervelatwurst belegt und in Häppchen geviertelt. So hatte man die Hand sehr schnell wieder frei. Auf die schnell pappig werdenden halben Brötchen hatte Tuffi ganz verzichtet. Dafür stand ein riesiger bunter Brotkorb neben den Käsehäppchen. Teller und Bestecke waren bei diesem Arrangement nicht vonnöten.
    »Bitte, liebe Gäste, greifen Sie herzhaft zu. Hier im Atelier steht wohl für jeden Hunger und jeden Geschmack etwas bereit. Ich hoffe, daß ich Ihnen nicht zuviel zumute, wenn ich Sie bitte, sich selbst zu bedienen.«
    Die Umstehenden bekundeten freudig ihr Einverständnis und bewegten sich langsam aber zielstrebig zur Futterkrippe.
    Wie von den Geistern des Rheins herbeigezaubert stand Presse-Mauser im Salon. Er hatte vom Referenten des Fördervereins den Tip bekommen, daß die Frau Präsidentin kurz nach achtzehn Uhr erscheinen werde. Mit einem demonstrativen Ankauf sei zu rechnen.
    Tuffi wußte Mausers Part richtig zu deuten und blühte förmlich auf, als sie den Pressemann begrüßte. Die Winder-Kamera mit Blitz und Zoomoptik baumelte lässig an seiner linken Hand. Tuffi machte den neuen Gast mit Andreas bekannt. »Mein Mann. Er steht mir zur Seite, obwohl wir nicht immer gleiche Interessen haben.« Sie warf kurz das Haar zurück. »Herr Mauser, Journalist, heute im Dienste der Kunst. Bitte keine Sensationsreportagen.«
    Andreas Falkenhorst reichte Mauser die Hand und fragte direkt: »Die Bilder vom unbekannten Toten auf der Bank an der Jugendverkehrsschule – die haben Sie doch geschossen, nicht wahr?«
    »Richtig, ich war draußen am Kletterschiff. Kein so schöner Anblick. Die Polizei hatte ihre liebe Last, die Kinder aus den Wanten zu verscheuchen.«
    »Na, na«, ging Tuffi zielstrebig dazwischen. »Das ist heute kein Thema im Hause ›Falkenlust‹. Bitte, lieber Herr Mauser, sehen Sie sich um. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt, allerdings Selbstbedienung.«
    »Ausgezeichnet! Ich habe seit einem späten Frühstück nichts gegessen.«
    Andreas wollte mit ihm hinübergehen ins Atelier, um das Gespräch fortzusetzen, wurde von Tuffi jedoch energisch zurückgehalten. »Bitte nicht jetzt. Schau nach draußen, die Präsidentin kommt. Wir müssen ihr als heiles Paar gegenübertreten. Sie mag desolate Zustände nicht.«
    Andreas nickte zustimmend und ging mit seiner Frau einige Schritte zur Eingangstür.
    Frau Präsidentin trat nicht nur ein, sondern auch auf. Freifrau von Trossenheim wußte ihre neunzig bis hundert Kilo in Positur zu bringen. Ihr silbergraues Haar, zur Adelsrolle nach außen geschlagen, rahmte ein Gesicht mit den glatten Zügen der Wohlbeleibten. Der Mund war nur leicht konturiert, und das

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