Ein Staatsgeheimnis Am Rhein
Stempelkissen – aber kein Stück verwertbares Papier aus dem Dienstzimmer des verschwundenen Herrn Ministerialrats.«
»Wieso, hat der sich abgesetzt?« wunderte sich Peters und zog einen gefalteten DIN-A4-Bogen aus der Tasche. »Schöne Grüße von den Kriminaltechnikern aus der Domstadt. Die drehen die Quittung durch die Mangel: Suche nach Fingerabdrücken, Infrarottests, Schriftproben und was sonst noch dazugehört. Das hier ist eine Fotokopie von diesem Millionendings aus Artanows Wohnung am Römerturm.«
»Danke«, sagte Freiberg, »sieht verdammt echt aus.«
»Die Schreibmaschine aus dem Aktenschrank von Falkenhorst hat unser Erkennungsdienst bei der KTU abgeliefert. Die werden sich mit den Kölnern kurzschließen«, erläuterte Ahrens und deutete gleichzeitig auf die Asservate. »Wenn Sie, äh, wenn du Chef, das angesehen hast, will sich die KTU damit gründlich befassen.«
»Wie menschenfreundlich, daß du die Leiche nicht auch noch auf den Tisch gelegt hast«, bemerkte Lupus. »Unsere achthundertundfünfzigtausend Mark haben jedenfalls die Hechte vom Erkennungsdienst eingesackt. Tuffi Falkenhorst hat ausgesehen, als ob man ihr das Liebste genommen hätte. – Das ist vielleicht eine Type! Sie hat nur noch von Geld geredet. Das Schicksal des lieben Ehemannes scheint ihr völlig schnurz zu sein. Noch ein paar Stunden Auge in Auge mit der Barschaft und sie hätte jeden Eid geschworen, daß es sich um hart erarbeitetes gemeinsames Vermögen zu ihrer freien Verfügung handelt.«
Peters kraulte durch seine weit hinter die Stirn zurückgewichenen Locken. »Wo habt ihr das Geld gefunden? Und dann nur achthundertfünfzigtausend. Wie denn das?«
Lupus blaffte ihn an: »Wie denn, wo denn? Im Safe von ›Falkenlust‹ natürlich, wo es hingehört. Und der fehlende Rest – außer Spesen nichts gewesen. Nur der Lieferant ist tot, durch eine Kugel aus Falkenhorsts Kanone wahrscheinlich. – Und das macht stutzig!«
»Scherzbold«, konterte Peters. »Der hat seinen Schatz verteidigt.«
»Nun hört auf zu fingerhakeln«, ging Freiberg dazwischen. »Aber so übel ist deine These gar nicht, Peters. An Tötung aus Notwehr hat bisher noch niemand gedacht.«
Fräulein Kuhnert stellte laut klappernd die Tassen auf den Tisch. »Bitte meine Herren, mit einer Portion Koffein fällt das Denken leichter.«
»Notwehropfer ohne Jacke und Schuhe, daß ich nicht lache«, fegte Lupus die Überlegungen beiseite.
»Prost Kaffee«, rief Fräulein Kuhnert. »Ihr beißt euch herum wie junge Hunde. Das bringt keinen Mörder aufs Schaffott.«
»Das nenne ich Kaffee«, lobte Freiberg. »Im Präsidententrunk war das Wasser viel dünner. – Also, laßt mal Ideen kommen.«
»Wir müssen Falkenhorst finden«, stellte Ahrens fest. »Möglicherweise ist er in Gefahr. Vielleicht gekidnappt!«
»Dieses verdammte Geld, woher stammt es? Wofür ist es bestimmt? Das läßt mir keine Ruhe«, knurrte Lupus.
Peters blieb bei seinem ersten Gedanken: »Vielleicht hat Falkenhorst doch in Notwehr geschossen und den Artanow so hergerichtet, daß es wie ein Raubmord aussehen sollte.«
»Du liest zuviel Groschenhefte«, fuhr Lupus ihn an. »Wer in Notwehr handelt, will doch nicht als Mörder gesucht werden. Bei Notwehr legt man am besten seine Visitenkarte daneben und läßt Zeugen aufmarschieren. Der Falkenhorst kriegt doch niemals eine plausible Erklärung für sein Verhalten zusammen, wenn wir ihn erwischen.«
»Herr Falkenhorst hat die Million bestimmt nur verwahrt«, ließ sich die Kommissarin ehrenhalber vernehmen. »Vielleicht hat er im Ministerium den richtigen Mann nicht erreicht, an den er das Geld abliefern sollte.«
Freiberg nickte. »Aber der Fehlbetrag? Es fehlen doch einhundertfünfzigtausend an der Million. – Vielleicht ist Falkenhorst tatsächlich in Schwierigkeiten. – Es sind so viele ›Vielleicht‹.«
»Vielleicht, weil ein anderer zuviel weiß«, ergänzte Peters.
Freiberg setzte langsam die Kaffeetasse ab und ließ die Finger der linken Hand über die Stirn gleiten. »Wenn unsere Bosse ganz oben nicht weiterkommen, müssen wir es auf der unteren Ebene versuchen. Wie heißen die beiden Sekretärinnen des Ministers?«
Lupus hatte die Namen bei dem Gespräch mit Tuffi Falkenhorst notiert: »Margot Stettner und Hanne Sommer.«
Fräulein Kuhnert stand auf und sah auf ihre Uhr. »Dienstschluß – ich sehe ihre Privatnummern im Telefonbuch nach.«
»Gut, versuchen Sie, die Damen zu erreichen«, bat Freiberg.
Die
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