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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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nachwarfen. Für ein Tête-à-tête der Stettner mit einem flotten Kollegen war man zu dieser Zeit durchaus bereit, Verständnis aufzubringen. Sie wartete in der Teeküche und schloß sofort ab, als er die Tür hinter sich zugezogen hatte.
    Alle aufgesetzte Fröhlichkeit war von ihr abgefallen. »Mein Gott, warum sind Sie hier? Ist was mit Andreas passiert?«
    Freiberg wußte in dieser Sekunde, daß er jede mögliche Information von ihr bekommen würde.
    Sie setzten sich an die Stirnseite des ovalen Tisches im Besprechungszimmer. Etwa zwanzig dunkel gepolsterte Stahlrohrsessel ließen den Raum streng und abweisend erscheinen. Schwere Flügeltüren aus heller Eiche dämpften die Geräusche der auf dem Gang lärmenden Gäste. Die Lehne des Sessels, in dem Freiberg Platz genommen hatte, war etwa zwei Handbreit höher als die der anderen. Sein Blick fiel auf ein Ölbild des Duisburger Hafens, das die gegenüberliegende Wand beherrschte – ein Riesenformat wie Anton von Werners Historienschinken.
    »Sie sitzen auf dem Platz des Ministers. Er liebt das Bild«, erklärte Margot Stettner. »Nur bei offiziellen Besprechungen setzt er sich an die Breitseite des Tisches, dem wichtigsten Gesprächspartner Auge in Auge gegenüber. Aber das ist ja nun alles Vergangenheit. Mehr bedrückt mich das Schicksal von Herrn Falkenhorst. Das Ministerium schwirrt von Gerüchten. Wissen Sie Genaueres, Herr…?«
    »Kriminalhauptkommissar Freiberg, Erstes Kommissariat Polizeipräsidium Bonn. Hier bitte, mein Dienstausweis.«
    »Schon gut, schon gut«, winkte die Sekretärin ab. »Erstes Kommissariat sagen Sie – bedeutet das nicht Mordkommission? – Um Gottes willen, was soll das heißen?«
    »Wir brauchen Falkenhorsts Aussage, wissen aber nichts über seinen Verbleib.«
    Sie schluckte heftig.
    »Ist Ihnen nicht gut, soll ich Ihnen ein Glas Wasser holen? Solch eine Party strengt an.«
    »Danke nein. Ich glaube, ich habe mich nüchtern getrunken. Also, wie kann ich Ihnen helfen?«
    Freiberg legte für seine Notizen ein Pappkärtchen im Postkartenformat auf den Tisch, wie er es während seines Studiums für Literaturangaben und Exzerpte benutzt hatte. Dann sah er Margot Stettner an und sagte: »Sie haben wahrscheinlich als eine der letzten mit Herrn Falkenhorst gesprochen.«
    »Ich?«
    »Ja, Sie und Ihre Kollegin Hanne Sommer, und zwar bei der Vernissage im Hause ›Falkenlust‹. Von dort wurde er telefonisch abgerufen. Wie war das genau?«
    Sie antwortete ohne lange zu überlegen: »Es scheint bereits vor einer Ewigkeit gewesen zu sein; dabei war es gestern abend, halb zehn, zehn vielleicht. Wir saßen zu dritt im Atelier auf diesem schönen alten ›Loriot‹-Sofa, ziemlich ausgelassen; trinken, reden, Fingerspiele – wie sich das so ergibt. Da kam Tuffi und rief kurz angebunden: ›Telefon‹. Herr Falkenhorst fragte, wer am Apparat sei, und sie antwortete: ›Ein Widerling ohne Kinderstube. Er will dich sofort sprechen.‹«
    »Sonst kein erklärendes Wort?«
    »Nein. Herr Falkenhorst ging ins Arbeitszimmer, kam nach ganz kurzer Zeit zurück und sagte ziemlich verstört, er müsse uns allein lassen wegen einer dringenden Angelegenheit. ›Ist was passiert?‹ habe ich noch gefragt. ›Ein Freund braucht Hilfe‹, war seine knappe Antwort.«
    »Hat er Freund gesagt?«
    »Gesagt ja. Aber ich bin sicher: Das war kein Freund. In Herrn Falkenhorsts Gesicht stand das reine Erschrecken. Ich habe ihm noch angeboten, später zu mir zu kommen. Er ist gegangen – und ich habe nichts mehr von ihm gesehen oder gehört.«
    Freiberg sah Margot Stettner prüfend an. »Ich muß leider indiskret sein: Haben Sie ein Verhältnis miteinander?«
    Sie zeigte ein schwaches Lächeln. »Keine Angst, ich bin nicht prüde, und wenn es wichtig für Sie ist – ja, wir hatten vor einiger Zeit eine Affäre miteinander. Davon ist so etwas wie Freundschaft geblieben. – Mein Schicksal mit verheirateten Männern.«
    »Eine Frage ganz anderer Art, und ich muß Sie bitten, mit niemandem darüber zu sprechen.«
    »Das habe ich als erste Kraft des Ministers gelernt.«
    »Trauen Sie es Falkenhorst zu, in dubiose Geldgeschäfte verwickelt zu sein?«
    »Geschäfte besonderer Art, ja; das gehört zu seinem Beruf. Privat und dubios^ Eher nein.«
    »Hat es nach Ihrer Kenntnis solche Geschäfte mit dem Ostblock gegeben, in die Falkenhorst eingeweiht war?«
    Sie zögerte sichtlich mit der Antwort: »Hm, Herr Freiberg, ich bin zur Geheimhaltung verpflichtet und brauche wohl die

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