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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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und Linken hatten durstige Augen. In der dämmerigen Lounge saß Dorothee mit einem erwartungsvollen Gast, der auf seine Verwöhnung hinarbeitete. Sie sah auf, erkannte Lupus und warf ihm eine Kußhand zu, ohne daß ihr Verehrer es merkte. Lupus grüßte zurück und legte den Zeigefinger auf die Lippen. Dorothee strahlte. Sie freute sich über das kleine, verruchte Zwischenspiel mit der Kriminalpolizei. Der Mann an ihrer Seite bezog das Lächeln auf sich; er war im Bunde der ahnungslose Dritte.
    Evelyn wirkte nicht so fröhlich und unbefangen. Sie servierte schweigend die Drinks, sah zunächst Lupus an und blickte dann zur Tür.
    »Mein Kollege kommt später – mir bitte einen Whisky.«
    »Ein Däumchen mehr auf Kosten des Hauses?« fragte sie.
    »Danke nein, immer nur auf Kosten des Gastes«, wehrte Lupus ab. »Und dann will ich Angelina sprechen.« Schärfer fügte er hinzu: »Ich bin so verwöhnt, daß ich nicht lange warten möchte.«
    Evelyn merkte, daß ihr Gegenüber nicht gekommen war, Heiterkeit zu verbreiten und antwortete schnell: »Das trifft sich gut, Angelina ist frei. Wollen Sie sich oben im ›Parcours‹ mit ihr unterhalten? Auf Zimmer neun wären Sie ungestört.«
    Lupus nahm das Whiskyglas und zog den Drink durch die Zähne.
    »Für wie naiv halten Sie mich eigentlich? Ich da oben allein mit dem Mädchen, und Sie hier unten an der Abhöranlage. So wird nicht gespielt. Wir nehmen den Raum dort hinten!«
    »Aber das Separee ist vorbestellt. Der Gast speist schon im ›Gourmet‹.«
    »Dann disponieren Sie um; oder soll ich das selbst in die Hand nehmen? Wir werden sehr schnell sehr viel Platz haben, wenn ich den Gästen sage, daß die Kripo einen separaten Raum für Vernehmungen braucht. Sogar Lord Dickwanst würde heute meinem Wunsch ganz schnell entsprechen.«
    »Der Chef ist nicht hier. Vor zehn Minuten ist er weggefahren.«
    »Ich weiß. – Wohin?«
    »Geschäftlich nach Köln.«
    »Lammfleisch kaufen! Die anderen Läden sind um diese Zeit doch längst dicht«, stellte Lupus fest.
    Evelyn beugte sich ein wenig vor. »Wir brauchen bald Ersatz für Dorothee und Angelina. Die gehen übermorgen in die Schweiz.«
    »Oder auch nicht. Jetzt also Angelina zu mir!« Lupus nahm sein Glas und ging hinüber zum Separee. Dorothee winkte ihm verstohlen zu. Lupus lächelte.
    Die Haussprechanlage hatte funktioniert. Angelina stand nach kaum einer Minute in der Tür. Sie klimperte mit den Augenlidern, legte die Hand an den Türrahmen und schob ein Bein vor, so daß der hochgeschlitzte Rock auseinandersprang.
    »Ein neuer Gast! Wie nett von Ihnen, daß Sie mich einladen. Es muß sehr schnell gehen? Wie schade.«
    Lupus staunte. Evelyn hatte offensichtlich nicht darauf hingewiesen, daß er alles andere im Sinn hatte, als ein Lämmchen zu weiden. »Bitte«, sagte er kurz, aber nicht unfreundlich und wies auf das Sofa. Angelina nahm zu ihrer Verwunderung wahr, daß der kräftige Mann in den besten Jahren sich nicht neben sie setzte, sondern gegenüber auf dem Sessel Platz nahm. Die nächsten Worte trafen sie wie ein Keulenschlag.
    »So, Mädchen, Kriminalpolizei. Nun mach mal keine Faxen und antworte ganz präzise auf meine Fragen. Ich habe wirklich nicht viel Zeit, und auf dich warten draußen noch zahlungskräftige Kunden.«
    Angelina versuchte, den weiten Ausschnitt ihres Kleides mit der Hand abzudecken und senkte den Kopf, so daß die langen dunklen Haare wie ein Vorhang herabfielen.
    »Schau mich an – bist du noch nicht volljährig? Oder hast du was ausgefressen?«
    Sie zögerte. »Ich bin zweiundzwanzig – und meine Strafe habe ich abgesessen.«
    »Wofür?«
    »Diebstahl und Koks.«
    »Hast du gedealt?«
    »Nein, ich war süchtig und brauchte Geld.«
    »Beischlafdiebstahl also?«
    »Ja, aber nicht oft.«
    »Hier im ›Sonnentiegel‹ auch?«
    »Aber nein, bestimmt nicht. Glauben Sie mir. Ich bin wieder clean. Sonst würde mich Lord Nelson nicht in die Schweiz reisen lassen.«
    »Übermorgen?«
    »Sie wissen es schon? Das kommt so plötzlich. Dabei fühlen wir uns hier sehr wohl. All die feinen Herren aus Bonn und die reichen Ausländer.«
    »Wer fährt noch?«
    »Nur Dorothee und ich. Das hat uns der Lord gestern gesagt.«
    Lupus wollte das Gespräch strukturieren und ging zum »Sie« über. »Wie ist Ihr richtiger Name? Adresse?«
    »Angelina – ja wirklich, Angelina Mühlfeld. Ich bin hier gemeldet. Früher war ich in Frankfurt; aber dort darf ich mich nicht mehr sehen lassen.«
    »Und warum

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