Ein Staatsgeheimnis Am Rhein
Aussagegenehmigung des Ministeriums.«
Freiberg versuchte eine Brücke zu bauen. »Was nicht als Verschlußsache eingestuft ist, gilt nicht als ›geheim‹. Wenn Sie Ihre Kenntnisse aus dem normalen Bürobetrieb haben, dann sollten Sie sprechen. Einen Toten gibt es bereits. Wir können nur hoffen, daß Falkenhorsts Verschwinden damit nicht zusammenhängt.«
Margot Stettner zeigte Wirkung. Sie zitterte leicht. »Zum Teufel mit den Vorschriften! Menschenleben sind ein zu hoher Preis für Staatsgeschäfte. Ja, da ist eine dicke Sache mit dem Ostblock gelaufen – fein am Haushaltsgesetz und am Parlament vorbei, ohne Akten, nur auf der Ministerebene. Herr Falkenhorst hatte das volle Vertrauen des Chefs und war der Abwickler. Die technischen Zusammenhänge kennt nur er genau – sonst niemand.«
»Der Minister hat Sie eingeweiht?«
»Nolens volens. Ganz ohne Bürobetrieb ist so etwas nicht zu machen, und im übrigen – ach, Sie werden es sowieso erfahren –, ich hatte auch eine Affäre mit dem Chef. Auch wir sind immer noch gute Freunde.«
Freiberg nahm demonstrativ seine noch unbeschriebene Notizkarte vom Tisch und steckte sie ein. »Danke – Sie haben Mut. Reden wir ganz offen miteinander. Was in die Polizeiakten kommt, wird später zu entscheiden sein.«
»Dafür danke ich Ihnen«, sagte Margot Stettner. »Also: Stattgefunden hat ein nach deutschem Recht völlig illegaler Transfer in Höhe von fünfundzwanzig Millionen Mark. Für dieses Geld hat ein Ostblockland deutsche Überschußware gekauft und im Bereich des COMECON abgesetzt. Der Betrag ist aus dem dort erzielten Erlös nach der vereinbarten Laufzeit zurückgezahlt worden.«
»Die ganze Summe?«
»Das nehme ich an. Gewiß doch. Da fällt mir ein: Am letzten Freitag war Herr Falkenhorst bei mir im Vorzimmer. Fräulein Sommer und ich waren dabei, unsere persönlichen Habseligkeiten und die Handakten des Ministers für den Abtransport einzupacken. Ich habe Herrn Falkenhorst noch im Scherz gefragt, ob seine Partisanen wieder auf der Matte stehen, um neue Geschäfte zu machen. Er hat verneint und noch hinzugefügt, das Staatsgeschäft sei abgewickelt.«
»Hatte er einen besonderen Grund, Sie aufzusuchen?«
»Nein, nicht daß ich wüßte. Er hat sich allerdings ganz nebenbei erkundigt, ob noch Vorgänge erledigt würden. Dumme Frage nach dem Wahlergebnis! Ich habe auch nur laut gelacht.«
»Und doch – hier irgendwo muß der Schlüssel liegen zu den Vorgängen, die uns so undurchsichtig erscheinen.« Freiberg löste seinen Blick von dem Hafenbild an der Wand. »Frau Stettner! Sie müssen auch Ihrem Minister gegenüber über das schweigen, was ich jetzt sage.«
»Ja, wenn Sie es ausdrücklich wünschen.«
»Wir haben im Safe von Falkenhorst, bei ihm zu Hause, achthundertundfünfzigtausend Deutsche Mark gefunden.«
»Um Himmels willen, was ist da gelaufen?«
Freiberg zögerte einige Sekunden und fragte dann: »Haben Sie von dem Mordfall im Jugendverkehrsgarten in Beuel gehört?«
»Gewiß, ich habe in der Zeitung darüber gelesen. Die Identität des Opfers ist unbekannt.«
»Wir wissen jetzt, wer der Tote ist.«
Margot Stettner atmete auf. »Falkenhorst kann es ja wirklich nicht sein, der war gestern noch sehr munter.«
Freiberg blieb ernst. »Es wird Sie erschrecken: Wir haben in der Wohnung des Ermordeten eine Quittung über eine Million Mark gefunden, mit dem Dienstsiegel des Ministeriums und mit der Unterschrift…«
»… von Andreas Falkenhorst«, fiel sie ihm ins Wort.
»In der Tat.«
»Dann haben die noch Geld nachgeliefert – ganz schnell vor dem Regierungswechsel. Anders läßt sich das nicht erklären. Es handelte sich ja nicht um eine Privatsache. Das Geschäft lief direkt zwischen den Regierungen, wenn auch auf deutscher Seite etwas außerhalb der Legalität.«
»Da wurde wohl mal wieder nicht das Grundgesetz unter dem Arm getragen«, sagte Freiberg und erinnerte sich dabei an eine Regierungskrise, die viele Jahre zurücklag.
»Herr Freiberg, Sie vermuten Zusammenhänge mit dem Verschwinden von Herrn Falkenhorst?«
»Leider ja. Der Tote von der Jugendverkehrsschule wurde mit einer Pistole vom Kaliber 7,65 erschossen.«
»Und damit haben Sie jetzt auch den Täter?«
»Nein, den Täter haben wir – noch – nicht. Fest steht aber, daß Falkenhorst eine Pistole mit diesem Kaliber als Dienstwaffe erhalten hat. Mit ihm ist auch diese Waffe verschwunden.«
Margot Stettner erstarrte. Von draußen drangen gedämpft die Geräusche
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