Ein Staatsgeheimnis Am Rhein
der noch lebhafter gewordenen Party herein. »Nein, das kann nicht sein! Andreas ist kein Mörder! Undenkbar, ganz unvorstellbar ist das.«
»Bei einer Million ist manches denkbar.«
»Aber das meiste Geld war doch im Safe. – Warum…?«
Freiberg atmete tief aus. »Tja, da liegt unser Problem. Vielleicht sollte der Rest des Geldes in Ruhe ›ablagern‹, vielleicht wird Falkenhorst daran gehindert, es abzuholen, vielleicht wird er erpreßt, vielleicht… Wir wissen es nicht.«
Margot Stettner fuhr mit der Hand durch ihr Haar. »Die Politik hat schon manchen auf dem Gewissen. Was für ein Scheißgeschäft!«
»Wir werden alles tun, um Falkenhorst zu finden. Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit.«
»Wenn ich Ihnen doch nur helfen könnte!«
Freiberg ergriff ihre Hand. »Mut! Sie haben uns schon sehr geholfen. Jetzt beginne ich langsam die Hintergründe und Zusammenhänge zu erahnen. Könnte das Fräulein Sommer noch etwas wissen?«
»Ach, das Küken! Sie weiß nichts – träumt durch das Leben, macht große Augen und wartet auf den Märchenprinzen. Heute ist sie sowieso nicht mehr ansprechbar.«
»Dann sollten Sie wieder zu den Gästen gehen. Wir werden weiterhin Kontakt halten. Einstweilen Dank und auf Wiedersehen.«
Margot Stettner nickte. »Jetzt werde ich mich vollaufen lassen wie ein Droschkenkutscher nach Feierabend – und dieses verfluchte Staatsgeheimnis ertränken.«
Schon im 14. Jahrhundert war Königswinter durch eine Stadtmauer gesichert. Der zweigeschwänzte Löwe und das Kreuz im Wappen weisen auf weltliche und kirchliche Landesherren hin; die Türme dokumentieren erzstiftische Wehrhaftigkeit.
»Reißt euch am Riemen«, empfahl Lupus seinen Begleitern, als sie den Zielort erreicht hatten. »Das hier ist tausend Jahre altes Kulturland am Rhein. Wo der Wein wächst, wächst auch die Lust. Bei dem Fremdenverkehr unserer Tage und der Nähe der Bundeshauptstadt darf hier so ein Haus für die verwöhnten Anspruchsvollen nicht fehlen.«
»Zur Altstadt?« fragte Ahrens.
»Nein, die Stadtmütter würden sich bedanken. Das süße Laster bleibt vor den Toren. Gleich rechts zum Rhein und wieder rechts.
Wir fahren einmal ums Karree, damit ihr die Straßenführung kennt.«
Die Allee lief schnurgerade am Ufer entlang. Lupus wies auf eine der eisernen Türen in der Steinmauer. »Peters, hier in der Nähe ist dein Standort. Das da ist die Ladeluke des Gästehauses.«
In bürgerlicher Ruhe reihten sich die überdurchschnittlich großen Grundstücke mit ihren Villen und weitläufigen Gärten aneinander. Hohe Bäume ragten über die Mauerkrone.
»Und wieder rechts«, kam die Weisung.
»Zum Parkplatz?« Ahrens deutete auf das Hinweisschild »Sonnentiegel« und nahm das Gas zurück.
»Nicht doch, wir bleiben diskret – dort bei der Litfaßsäule ist unser Standort. Du wirst von der Zufahrt her den Laden im Auge behalten und dabei aufpassen, daß keiner mit unserem Wagen durchgeht. Gib den Status ein, mehr nicht, und melde dich im vereinbarten Zeitabstand bei der Leitstelle. Sag denen klipp und klar, daß ihr elektronischer Blödmann uns in Ruhe lassen soll. Anordnung vom Kommissar.«
»Und du wagst dich allein in die Höhle des Löwen?« fragte Ahrens neidisch.
»Löwen? – Lämmchen sind dort, richtig süße dumme Lämmer. Im übrigen sollten junge Kriminalbeamte ihre Phantasie zügeln und sich an die nackten Tatsachen halten.«
Während dieses Wortgeplänkels zog ein weißer Mercedes 380 SEL in rasanter Fahrt an Uni 81/12 in Richtung Autobahnanschluß vorbei. Lupus glaubte, Freddy Nelson am Steuer erkannt zu haben und rief: »Das ist der Tiegel-Boß.«
Ahrens griff automatisch zum Peiker-Mikrofon: »Wenn der abhauen will, haben wir ihn gleich.«
»Bist du verrückt? Laß ihn! Gegen den liegt nichts vor. Außerdem ist es mir lieber, wenn ich mir seine Damen allein zur Brust nehmen kann.«
»Harmlos und höflich«, wiederholte Peters die Worte des Kommissars.
Lupus bestätigte: »Ja, genauso, wie wir beide uns begegnen. Aber jetzt los, Freunde, ab auf die Posten!«
Vor dem »Sonnentiegel« standen einige Fahrzeuge, die hohe Reisespesen und große Kreditwürdigkeiten signalisierten.
Lupus winkte dem Fernsehauge über dem Portal zu. Im »Gourmet« waren die beiden Riesen mit den schwarzweiß gestreiften Fliegen voll damit beschäftigt, die an diesem Tag zahlreich erschienenen Gäste zu bedienen. An der Bar hockten drei Herren und lechzten nach Cocktails. Auch die Lämmchen zur Rechten
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