Ein Staatsgeheimnis Am Rhein
hochglanzversiegelte Platte der Bar und wandte sich den anderen Gästen zu. Sie hoffte, daß der Besuch der Kripo unbemerkt bleiben würde. Noch sah es so aus. Die beiden Kellner blickten einige Male aufmerksam herüber, mußten aber die Gäste im »Gourmet«, die lautstark ihre Wünsche äußerten, weiter bedienen.
Lupus hob das Glas und flüsterte Freiberg zu: »Hier muß irgend etwas mit großem Geld gelaufen sein. Unser Falkenhorst hat sich Angelina gegenüber als Retter aufgespielt. Aber das Dummchen hat sonst keine Ahnung; sie kennt auch Werner Schulze, alias Artanow, nicht. – Lord Dickwanst ist in Köln.«
»Wir müssen uns noch mal mit der Bardame Evelyn unterhalten; aber wenn wir die zur Vernehmung mitnehmen, bricht der ganze Laden zusammen«, stellte Freiberg fest.
»Also hier, locker vom Hocker?«
»Ja, vergessen wir die PDV hundert und nennen wir es Informationsgespräch. Laß dein Notizbuch in der Tasche.«
»Ganz nach meinem Herzen«, stimmte Lupus zu und fragte:
»Bist du fündig geworden im Ministerium?«
»Prost Nachbar«, rief Freiberg laut. Dann beugten sich die beiden über die Gläser und steckten die Köpfe zusammen. »Ich bin in eine tolle Abschiedsparty hineingeraten und habe ein bißchen herumgehorcht. Die Stettner weiß von einem illegalen Geldtransfer in den Ostblock.«
»Volltreffer! Zum Wohl, Herr Nachbar!«
»Du sagst es. Auf höchster Ebene, und unser Mann war der Abwickler. Da könnte noch Geld zurückgeflossen sein, ein paar Tage vor dem Regierungswechsel.«
»Die Million! Das wäre ein Stück aus dem Tollhaus! Dann wissen wir ja, wonach wir hier zu suchen haben. – Evelyn!« rief Lupus.
Sie brach ihr Gespräch ab und kam sofort, um nach den Wünschen zu fragen.
»Ein paar Chips, bitte«, bestellte Freiberg und fügte so leise hinzu, daß seine Worte im Gemurmel der Stimmen untergingen: »Wir müssen mit Ihnen sprechen – und zwar sofort!«
»Ich kann doch die Bar nicht dichtmachen. Sie sehen ja, was läuft.«
»Gut – also dann hier – zwischen den Drinks. Aber nur, wenn die Wahrheit dabei nicht auf der Strecke bleibt.«
»Ich kann auch laut werden«, setzte Lupus mit dem bei ihm so gefürchteten Unterton hinzu.
»Schon gut, ja, ich will keine Probleme haben«, sagte Evelyn hilfsbereit und wandte sich einem Gast zu, der vor der Herausforderung im »Parcours« noch dringend nach einem »Manhattan« verlangte.
Evelyn löffelte gehacktes Eis in das Mischglas, füllte zwei Drittel Maß Canadian Club Whiskey auf, gab ein Drittel roten Vermouth und zwei Spritzer Angostura dazu. Dann rührte sie das Ganze zehn, zwölf Sekunden durch und goß es über den Strainer ab. Das Cocktailglas mit der Kirsche wurde maßgerecht voll. Der Spritzer Zitronenöl hatte mehr symbolische Bedeutung.
Der Gast kippte den so sorgfältig komponierten Drink in einem Zuge in sich hinein und ließ sich – leicht schwankend – von zarter Hand zum »Parcours« führen.
Evelyn schüttelte sich angewidert und notierte den Konsum. Dann stellte sie ein silbernes Schälchen mit Chips vor den Kommissar.
Gleich mit der ersten Frage nahm Freiberg sie hart an: »Warum haben Sie uns verschwiegen, daß hier dicke Geldgeschäfte gelaufen sind?«
»Einen Augenblick bitte«, wich sie aus und reichte einem Gast am anderen Ende der Bar eine Flasche Sodawasser. Mit zwei, drei Schritten war sie zurück. »Sie haben doch nur wissen wollen, ob ich den Toten von Beuel kenne, und wer in der Nacht von Montag auf Dienstag hier im Hause war. Über Werner Schulze habe ich alles gesagt, was ich weiß.«
»Was für Geldgeschäfte sind hier gelaufen?« wiederholte der Kommissar seine Frage.
»Mit Werner Schulze keine«, wich Evelyn abermals aus und nahm zwei leere Gläser vom Bartisch. Ein auf Verwöhnung bedachter Endvierziger half seiner Begleiterin auf den Hocker und bestellte zwei Gin Fizz. Im Nu hatte Evelyn Eis, Zitrone, Zuckersirup und Gin im Shaker und stand, den Freudenbecher schüttelnd, wieder vor den Ermittlern. Fast waagerecht fuhr ihr Arm hin und her – endlos, so schien es.
»Diese Art Vernehmung halte ich nicht durch«, zischelte Lupus und sagte dann zu Evelyn gewandt um einiges lauter: »Verdammt, wir wollen wissen, was gelaufen ist – und nicht, was nicht gelaufen ist.«
Freiberg fühlte sich in gleicher Weise irritiert, blieb aber noch höflich. »Wieviel hat Falkenhorst investiert?«
»Moment bitte!« Noch einige Bewegungen mit dem Shaker, dann füllte sie zwei Limonadengläser zu einem
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