Ein Staatsgeheimnis Am Rhein
Drittel mit dem kühlen Inhalt des Gefäßes und gab Sodawasser hinzu. Der Verwöhnte und seine Helferin durften nun die Lebensqualität mit dem Strohhalm nuckeln.
Evelyn kam zurück und flüsterte: »Für Geldgeschäfte ist der Lord zuständig.«
Jetzt hatte Freiberg genug. »Mir reicht’s! Gleich machen wir den Laden dicht und unterhalten uns allein – mit Belehrung, Protokoll und allem, was dazugehört. Also letztes Angebot und letzte Frage hier an der Bar: Was ist gelaufen?«
Evelyn wußte, das Spiel war ausgereizt und antwortete eilig: »Freddy Nelson konnte seine Rate für das Haus nicht bezahlen. Falkenhorst hat ihm ein Darlehen gegeben – letzten Montagabend.«
»Wieviel?«
»Hundert Mille. – Moment, ich muß eben abrechnen.«
Das war kein neuer Versuch einer Ausflucht. Ein Gast verabschiedete sich von seiner Dame, und Evelyn kassierte einen braunen Fünfhunderter. Ein Beleg fürs Finanzamt wurde nicht verlangt; so war sie schnell zurück.
Lupus insistierte: »Hunderttausend? Stimmt nicht! Hundertfünfzigtausend waren es.«
»Nein, ich weiß die Summe genau. Am Freitag haben mich die beiden ins Büro gerufen, um mich zu beruhigen. Schließlich hatte ich Angst um mein Geld.«
»Also machen Sie auch Geldgeschäfte!«
»Aber nein, ich habe zwanzigtausend, meine ganzen Ersparnisse, in den ›Tiegel‹ investiert, ganz normal, für acht Prozent Zinsen.«
»Und was war am Freitag?« wollte der Kommissar wissen.
Evelyn gab sich Mühe, die Zusammenhänge klarzustellen. »Am Freitag war das Gespräch im Büro, und am Montag hat Falkenhorst das Geld gebracht. Ich war bei der Übergabe nicht dabei; aber er kam kurz an die Bar, um mit mir anzustoßen. ›Alles klar. Jetzt seid Ihr gerettet – und ich auch‹, sagte er fröhlich.«
»Hallo, wie ist das! Werden hier auch noch andere Gäste bedient, oder wird da nur getuschelt?« rief ein offensichtlich Unzufriedener, der aus dem »Gourmet« gekommen war, um sich in der schon ziemlich geschrumpften Herde umzusehen.
Evelyn bat über die Sprechanlage Angelina und Bettina herunterzukommen. Auf die Frage an den Gast, ob es noch ein Digestif sein dürfe, erhielt sie zur Antwort: »Das Essen war teuer genug, und die billigen Damen kosten auch noch zuviel.«
»Typen gibt’s hier«, bemerkte Freiberg.
»…und Ärsche, in die man kräftig hineintreten möchte!« ergänzte Lupus.
»Vorsicht, Schutzmann, das könnte leicht falsch ausgelegt werden«, wiegelte Freiberg ab und prostete seinem Kollegen zu.
Als Evelyn wieder neben ihm stand, fragte er scharf: »Also, wie hoch war die Summe? Da muß wirklich mehr im Spiel gewesen sein – vielleicht doch hundertfünfzigtausend?«
Die Antwort kam ohne Zögern: »Am Freitag war von hunderttausend die Rede und keiner Mark mehr. Ob das dann am Montag bei der Geldübergabe noch so war, weiß ich nicht.«
»Und wann sollte Falkenhorst den Kredit zurückerhalten?«
»Schon nach einem Monat, dazu ein ›Blauer‹ Zinsen. Der Lord erwartet Zahlungen aus der Schweiz.«
Noch bevor Lupus eine Bemerkung über die Gewinnspannen im Mädchenhandel anbringen konnte, ergänzte Evelyn mit einem Kopfschütteln ihre Aussage. »Das mit dem Achtundzwanzigmille-Kredit als Gegengeschäft für Falkenhorst habe ich allerdings nicht verstanden.«
»Was soll denn das nun wieder bedeuten – da haben wir ja eine noch krummere Zahl.«
Ein Knopf der Haussprechanlage blinkte. Evelyn nahm den Hörer ab und bestätigte: »Ein müdes Spiel, keine Extras.« Gleich darauf zahlte ein Mann seine Verwöhnungsgebühr und verschwand mit gesenktem Kopf.
Evelyn knüpfte an das unterbrochene Gespräch an: »Nelson hat mich am Freitag in sein Büro gerufen und ziemlich euphorisch berichtet, daß Falkenhorst am Montag hundert Riesen herschaffe. Die erhalte er nach einem Monat zurück, und dann wolle er selbst achtundzwanzig als Kredit haben. ›Frag mich nicht, wie das abgerechnet werden soll. Total verrückt!‹ hat er wörtlich gesagt. – Seltsam war das Ganze schon.«
»Und später?«
»Später war nichts mehr. Am Montag habe ich von Falkenhorst bis auf seine Rettungshymne kaum etwas vernommen. Er hockte dauernd mit dem Lord zusammen und war später bei Angelina. Aber das wissen Sie ja schon alles.«
Vom »Gourmet« kam Janus, der Riese Nummer zwei, herüber. Er gab an Evelyn eine Bestellung weiter – für Mitternacht.
»Dann sind drei wieder frei«, war ihre Antwort. Seiner nicht gerade leise vorgebrachten Frage, was die Kripo denn schon wieder
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