Ein starkes Team
konnte.
Der kalte Luftzug der Klimaanlage vor ihren Beinen ließ sie erschauern.
Aber was war mit den beiden Männern am Flugha fen? Mit den FBI-Agenten in New York?
Sie trat zum Telefon auf dem Nachttisch, rief die Rezeption des Motels an und erkundigte sich, ob Nachrichten für ihr Zimmer eingegangen waren.
„Nein, Honey, tut mir Leid, aber Ihr Mann hat nicht angerufen", erwiderte Mrs. Browning bedauernd.
Hannah zuckte zusammen. Natürlich nahm Mrs. Browning an, dass sie und Chad verheiratet waren. Doch verheiratet würden sie niemals sein.
Das hatte er deutlich genug klargestellt.
„Danke", murmelte sie und legte den Hörer wieder auf.
Ein Rattern übertönte das dumpfe Summen der Klimaanlage. Hannah blickte zur Tür und sah, dass sich die Klinke bewegte. Hoffnung ließ ihr Herz höher schlagen. Sie öffnete die Tür. Doch es war nicht Chad, dem sie sich gegenüber sah.
Sie wich zurück und starrte die Person an, die sie am wenigsten erwartet hätte. „Was willst du denn hier?"
Chad hängte den Hörer ein, riss eine Seite aus dem Telefonbuch, faltete das hauchdünne Papier zusammen und steckte es sich in die Jeanstasche. Dann nahm er seinen Rucksack und verließ die Telefonzelle.
Eigentlich hatte er nicht beabsichtigt zu arbeiten, als er das Motelzimmer und Hannah zwei Stunden zuvor verlassen hatte. Doch der Anblick der Telefonzelle in dem Einkaufsze ntrum hatte ihm einen perfekten Vorwand geliefert, sich von dem abzulenken, was er getan hatte.
Warum habe ich mit ihr geschlafen?
Diese verdammte, dumme Frage ging ihm unaufhaltsam durch den Kopf. Er wusste es genau. Vom ersten Moment des Wiedersehens an hatte er sich danach gesehnt, ihren Körper an seinem zu spüren, ihr Stöhnen zu hören, wenn er sie an den intimsten Stellen berührte.
Doch deswegen war er nicht zurückgekommen. Er hatte die Dinge zwischen ihnen klären und sie um Vergebung dafür bitten wollen, dass er etwas angefangen hatte in dem Wissen, es nicht vollenden zu können.
Dann hatte er Bonny gesehen und begriffen, dass seit damals sehr viel geschehen war. All seine früheren Argumente gegen eine erneute Ehe, der Schmerz über den Verlust seiner Frau und seines Sohnes - all das schien zurückzuweichen, wenn er seine Tochter im Arm hielt.
Dennoch wäre er es Hannah schuldig gewesen, alles zu klären, bevor er mit ihr intim geworden war. Diesmal war ihr Liebesspiel nicht nur die Befriedigung eines physischen Hungers. Eigentlich war es das nie gewesen, aber das hatte er sich eingeredet. Doch diesmal ließ sich jenes Etwas, das vermutlich schon immer in seinem Herzen verborgen geschlummert hatte, nicht länger verdrängen, sondern nahm mit erschreckender Intensität von ihm Besitz. Und diese Intensität verwirrte, beunruhigte ihn und ließ ihn sich wie der größte Schuft auf Erden fühlen.
Er nahm den Rucksack in die andere Hand und rief sich in Erinnerung, warum er so schwer war. Vor der Abreise aus Florida hatte er die letzte Flasche hineingesteckt - eine bittere Erinnerung daran, wie er die Zeit fern von Hannah verbracht hatte. Er schob die Hand in den Beutel, zog die halb volle Flasche heraus und starrte sie an. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, und er verspürte den heftigen Drang, einen Schluck zu nehmen - am helllichten Tag, mitten in einem Einkaufszentrum.
Er ging zum nächsten Abfalleimer und ließ die Flasche hineinfallen, ohne seinen Schritt zu verlangsamen.
Florida lag jetzt hinter ihm - seit dem Moment, als Elliott ihn angerufen und ihm die Chance gegeben hatte, zumindest bei einer Person, der er wehgetan hatte, Abbitte zu leisten. Leider konnte er niemals Vergebung von Linda und Joshua erhalten.
Er atmete tief durch und blieb vor einem Blumengeschäft stehen. Sein Blick fiel auf eine quadratische Vase aus Keramik, die wie ein Bauklotz geformt und als Geschenk für eine Entbindung gedacht war. Er wusste, dass sie ein Kinderlied spielte, wenn sie aufgezogen wurde. Er starrte sie an und wünschte, er hätte Hannah und Bonny gleich nach der Geburt so ein Geschenk bringen können. Dann erst fiel ihm ein, dass er Linda und Joshua genau so eine Vase ins Krankenhaus gebracht hatte.
Lange Zeit stand er still da und wartete auf den vernichtenden Schmerz und auf die Schuldgefühle, weil er als Erstes an jemand anderen als an Joshua gedacht hatte. Er richtete sich auf. Die lähmenden Empfindungen stellten sich nicht ein. Stattdessen verspürte er eine Mischung aus Freude, dass er seinen Sohn zumindest ein paar Monate lang
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