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Ein Stern fliegt vorbei

Ein Stern fliegt vorbei

Titel: Ein Stern fliegt vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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dem, was wir bisher feststellten, enthält die Sendung sehr wahrscheinlich eine Botschaft an die Erde. Für die Übertragung einer Information ist eine gewisse Abstimmung zwischen Sender und Empfänger notwendig. Sender und Empfänger sind denkende biologische Organismen. Solche Organismen brauchen eine Atmosphäre oder eine Flüssigkeit, in der sie sich bewegen. Darin gibt es Geräusche. Akustische Signale wie die, die wir gehört haben, charakterisieren die Annäherung größerer Körper mit hoher Geschwindigkeit, der Knall schließlich eine Zerstörung. Schlußfolgerung: Da all diese Feststellungen zutreffen, unabhängig davon, welcher Art die Organismen, die Atmosphäre oder die bewegten Körper sind – soll die Botschaft uns über eine Gefahr informieren.
    Dagegen spricht – ja, dagegen spricht eigentlich nur, daß sich alles in mir wehrt, aus einem Gefühl so weitreichende Schlüsse zu ziehen. Ist das nicht paradox – ein Gefühlsurteil auf so hoher Ebene der Technik? Vielleicht zimmere ich mir die Gründe, die dafür sprechen, nur unter dem Eindruck der Gefahr zusammen? Sind wir zum Beispiel berechtigt anzunehmen, daß die Absender eine uns ähnliche Entwicklung und Struktur haben? Daß sie überhaupt hören können? Wenn wir aber nicht dazu berechtigt sind, fällt die ganze Schlußfolgerung in sich zusammen.
    Und nun bitten wir Sie, mit uns den Schlüssel zu suchen für den dritten Teil der Sendung. Er besteht aus drei mäßig großen Zahlen, allerdings mit sehr vielen Stellen hinter dem Komma, die jeweils verbunden sind mit einem Zeichen aus zwei Nullen in gewissem Abstand, was ich etwa 0 – 0 schreiben würde. Diese Zahlen ändern sich von Mal zu Mal um eine Kleinigkeit. Dem folgt eine einzige Zahl, multipliziert mit Pi und mit der dritten Potenz der genannten Einheit versehen. Es läßt sich vermuten, daß es sich um Koordinaten und um ein Volumen handelt, daß also 0 – 0 eine Längeneinheit ist. Aber welche? Und welches Koordinatensystem? Mit welchem Nullpunkt? Die Möglichkeiten sind praktisch unerschöpflich. Wir brauchten mit den modernsten Rechenmaschinen Monate, um alle einigermaßen sinnvollen Möglichkeiten zu erproben. Das bezieht sich dann aber immer noch nur auf den Teil des Kosmos, der uns unmittelbar benachbart ist.“
    Henner räusperte sich. „Ich glaube“, sagte er mit belegter Stimme, „Sie halten den Schlüssel in der Hand – nur verkehrt herum. Meistens werden ja die Wissenschaftler böse, wenn man ihnen mit Spekulationen kommt. Aber weil Sie die Geschichten vielleicht nicht kennen, die wir als Kosmonauten sozusagen mit der Muttermilch einsaugen, will ich es riskieren und Ihnen etwas davon erzählen. Wissen Sie, daß unsere Mutter Erde wahrscheinlich in vorgeschichtlicher Zeit schon mehrmals Besuch von fremden Kosmonauten hatte? Es gibt eine Menge Anzeichen, die das zwar nicht beweisen, aber doch darauf hindeuten. Die Terrasse von Baalbek ist Ihnen ja sicherlich bekannt, vielleicht auch die Eisensäule von Delhi, aber es gibt noch mehr Derartiges. In alten indischen Schriften wird ein bestimmter Vorgang geschildert, und zwar so genau, daß man danach eine Zeichnung anfertigen konnte. Die Zeichnung zeigte einen raketengetriebenen Flugkörper. Oder nehmen Sie das Sonnentor am Titicacasee. Seine Hieroglyphen stellen einen Kalender mit 280 Tagen dar, also einen nichtirdischen Kalender. Mehr noch – einen Kalender, der für keinen Planeten unseres Sonnensystems einen Sinn hat. Es gibt noch mehr solcher Dinge, aber das wird erst mal genügen. Verstehen Sie, was ich sagen will? Sie fragen, was wir über die Absender wissen können. Die Frage ist sinnlos, wir können über sie nur spekulieren. Aber die entgegengesetzte Frage, nämlich: Können die Absender etwas über uns wissen? – die läßt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit bejahen.“
    „Richtig“, fiel Duncan ein. „Das klärt auch den Widerspruch von vorhin. Wenn sie hier waren, kennen sie natürlich die Rotationszeit der Erde – aber das muß Jahrtausende her sein, da nichts Schriftliches überliefert ist, und da können sie, bei aller Präzision ihrer früheren Messungen, nach dieser Zeit nicht mehr den genauen Punkt berechnen, den die Erde auf ihrer Bahn gerade einnimmt. Sie kennen unseren Körperbau, unsere natürlichen Lebensbedingungen, vielleicht sogar die Anfänge unserer Geschichte – sie stellen sich mit ihrer Sendung auf uns ein.“
    „Das hieße also“, sagte Nadja langsam und ernst, „Sie stimmen beide

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