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Ein Stern fliegt vorbei

Ein Stern fliegt vorbei

Titel: Ein Stern fliegt vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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ein unerhört wichtiger Mensch. Nun sehen Sie sich mal um – na, wer ist es?“
    Will er mich auf den Arm nehmen? dachte Yvonne. Aber ein Blick in sein Gesicht zeigte ihr, daß er wirklich ahnungslos war. Yvonne blickte sich also gehorsam um, musterte die anderen Passagiere und sagte schließlich: „Ach – finden Sie das lieber selbst heraus. Übrigens, woher wissen Sie denn das?“
    „Man hat eben so seine Quellen“, sagte Lutz Gemba gelassen, blickte sich um und studierte die Gesichter der Fluggäste. Dann bekannte er lachend: „Ich weiß es auch nicht.“
    Yvonne bekam plötzlich eine unbändige Lust, mit der Wahrheit zu spielen. „Dann will ich’s Ihnen sagen – ich bin es!“
    Lutz Gemba fiel auf den scherzhaften Ton prompt herein. „Sie? Also – ja, warum eigentlich nicht? Einverstanden! Sie sind also Yvonne Tullier von der Weltsicherheitskommission…“
    „Doktor Tullier“, warf Yvonne ein.
    „Ah, natürlich, Doktor Tullier, und ich werde Sie jetzt interviewen.“ Er hielt pantomimisch ein nicht vorhandenes Mikrofon zwischen sich und Yvonne. „Also bitte, liebe“ – er betonte das ganz besonders – „liebe Frau Doktor Tullier. Welchen Zweck verfolgt Ihre Reise auf den Mond?“
    Yvonne tat abweisend. „Bedaure, ich gebe grundsätzlich keine Auskünfte über meine Reisen.“
    „Vielen Dank! – Tja, meine Hörerinnen und Hörer, daß Doktor Tullier nicht sehr mitteilsam ist, davon konnten wir uns schon im ersten Teil der Reise überzeugen. Aber ganz so unnahbar wie anfangs scheint sie nicht mehr zu sein, deshalb wollen wir uns noch eine zweite Frage gestatten: Ist vielleicht die Sicherheit des Mondes und seiner Besatzung bedroht?“
    „Ja!“ antwortete Yvonne, im ernstesten Ton, dessen sie fähig war. „Und zwar durch einen gewissen Lutz Gemba, der mit der Gewalt einer Naturkatastrophe über unseren Trabanten hereinzubrechen droht.“
    Aber als ihr klar wurde, was sie gesagt hatte, schauderte sie zusammen. Was mache ich da für Späße? Was ist los mit mir?
    „Brechen wir das Spielchen ab“, hörte sie Lutz Gemba sagen. „Sie sind offenbar das erstemal im Kosmos, stimmt’s? Aber diese starken Reaktionen auf die Schwerelosigkeit, die geben sich bald. Das ist so ähnlich wie die Seekrankheit, nur nicht so schlimm. Am besten, Sie versuchen jetzt zu schlafen.“ Er lehnte fürsorglich ihren Sitz zurück. „Ja, sicher“, murmelte Yvonne noch – und schlief ein.
    Weich setzte die Kursrakete auf. Die Greifschalen schoben sich heran, schlossen sich um den unteren Teil des Rumpfes und drehten die Rakete in die Waagerechte. Dann fuhren sie in die Halle. Ein Transportgang mit elastischen Wänden, der Blasebalg genannt, wurde an der Rakete befestigt und füllte sich zischend mit Luft. Die Reisenden konnten aussteigen.
    Yvonne verdroß es, daß sie unter dem Einfluß der geringeren Schwerkraft wie ein Känguruh hüpfen mußte, während ihr monderfahrener Begleiter schon nach wenigen Schritten einen leichten, sicheren Gang gefunden hatte. Zum Glück war sie nicht die einzige, der es so erging – und Lutz beobachtete auch mehr die anderen.
    „Jetzt muß ich herauskriegen, wer der Mensch von der Weltsicherheitskommission ist“, sagte er.
    „Vielleicht der Dicke da?“ schlug Yvonne vor.
    „Warten Sie hier auf mich, ja?“ bat Lutz und wollte sich dem bezeichneten Passagier zuwenden.
    In diesem Augenblick trat ein junger Mann mit dem Abzeichen des Radio-Astronomischen Observatoriums an sie heran. „Doktor Tullier von der Sicherheitskommission?“
    „Ja.“
    „Der Direktor erwartet Sie. Bitte sehr!“ Er hielt die Tür eines Fahrzeugs auf, das in einer Art Rinne lag.
    „Auf Wiedersehen!“ rief Yvonne ihrem neuen Bekannten zu und stieg ein. Lutz, der sich von seiner Verblüffung kaum erholt hatte, rief noch etwas – aber es war zu spät, der Wagen glitt schon in den Tunnel des Untergrund-Straßennetzes.
     



Die Verblüffung ihres Mitreisenden hatte Yvonne zum Lachen gereizt, und sie fühlte sich mit einemmal frisch und fröhlich. Neugierig blickte sie sich in dem Mondwagen um, aber da gab es nicht viel zu sehen. Nur einmal verlangsamte sich die Fahrt.
    „Die Luftschleuse“, erklärte ihr Begleiter, „sie schützt zusätzlich den Luftvorrat der Untergrundsiedlung. So, und hier sind wir schon.“
    Beim Aussteigen bewegte sich Yvonne unwillkürlich mit dem gleichen Kraftaufwand wie auf der Erde und stieß sofort schmerzhaft mit der Schulter gegen das Verdeck des Wagens.
    Ihr Begleiter

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