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Ein Stern fliegt vorbei

Ein Stern fliegt vorbei

Titel: Ein Stern fliegt vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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komm zu mir zum Tee. Es könnte sich lohnen!“
    Frau Me I-ren wurde Nadja dann auch als erste vorgestellt. Schon ihre Eltern waren Kernphysiker gewesen und hatten ihr den Vornamen von Irene Joliot-Curie gegeben, und die Tochter war in ihre Fußtapfen getreten. Heute war sie etwa gleichaltrig mit Nadja – eine zierliche sympathische Frau mit immer lächelndem Gesicht und geschmeidigen Bewegungen.
    Nach der Vorstellung klatschte Duncan in die Hände und rief: „Los, Kinder, bringt die Deuteronen in Trab, in einer halben Stunde geht’s weiter.“
    Während die Mitarbeiter auseinander und auf ihre Stationen gingen, bat er Nadja: „Begleite mich doch in meine Höhle, ich habe da noch eine Bitte an dich.“
    Sie bestiegen einen der offenen Wagen, die am Rande der Empfangshalle auf einer Betonpiste standen.
    Duncan stellte an einer Skala eine Zahlengruppe ein, das Fahrzeug setzte sich in Bewegung und sauste durch das Gewirr der Häuser, Betonklötze und -buckel.
    „Wenn die Hypothese stimmt“, erklärte Duncan, während der Wagen auf seinem Luftkissen dahinglitt, „dann muß heut oder morgen eine Reaktion auftreten. Wir beschießen speziell verunreinigte Quarzkristalle mit Deuteronen. Bei jedem Versuch hundert. Tausend Versuche pro Tag. Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung muß auf eine Million beschossener Kristalle eine Reaktion kommen. Gestern waren wir bei 800 000. – Und was machen die anderen?“
    „Doktor Tullier erwartet auf dem Mond den Empfang der reflektierten Funkmeßsignale. Außerdem brütet sie zusammen mit Direktor Gemba einen Sender aus, der die Botschaft beantworten kann.“
    „Ja, Lutz hat mir davon berichtet. Ach so, den kennst du ja noch nicht. Aber laß dich nicht unterbrechen.“
    „Kapitän Hellrath wird in etwa einem Monat die drei Stella-Schiffe startklar haben für die Probefahrt, samt Besatzungen. Das wär’s eigentlich.“
    Der Wagen hielt. Sie stiegen aus und fuhren mit einer Rolltreppe in die „Höhle“, Duncans Arbeitszimmer. Als sie eintraten, erhob sich ein dunkelhäutiger junger Mann aus dem Sessel. „Darf ich dir“, sagte Duncan, „Lutz Gemba vorstellen, den Sohn meines Freundes Loto. Er ist Kosmonaut und Journalist, kennt das Weltall wie seine Westentasche und möchte gern wissen, warum Onkel Duncan seinen häßlichen Schwur gebrochen hat und zur Energetik zurückgekehrt ist. Lutz, du kriegst die ehrenvolle Aufgabe, uns einen Tee zu brauen, erstens, weil du das fast so gut kannst wie ich, und zweitens, weil ich dich im Moment hier nicht gebrauchen kann. Drei – zwei – eins – Start!“
    Lutz Gemba ging lachend hinaus, und Duncan wandte sich an Nadja. „Im Ernst – der Junge saß hier natürlich nicht zufällig herum. Ich möchte dir einen Vorschlag machen. Wir werden über kurz oder lang sowieso einen Publizisten mit gesellschaftswissenschaftlichem Grad brauchen. Wir wissen zwar noch nicht, wie wir der Gefahr zu Leibe rücken werden, aber eins ist doch sicher: daß sich die ganze Menschheit vor den Wagen spannen muß. Er ist zwar noch jung, aber die Kosmonautik hat er gewissermaßen mit der Muttermilch eingesogen, sein Vater ist der Loto Gemba vom Mond, du hast ihn vorhin erwähnt, als Publizist hat er einen Namen – und dann hat er jetzt noch sein Examen in Soziologie abgelegt.“
    „Du willst ihn unterbringen bei uns?“
    „Nein, keine Protektion. Es ist eher so, daß wir uns beglückwünschen können, wenn wir ihn gewinnen. – Ja, ich weiß, das klingt komisch, weil er noch keine Verdienste hat, aber du kannst mir glauben, er hat das Zeug zu einem Großen, er hat nur noch nicht seine Aufgabe gefunden, ich kenn mich da aus. Also, wie ist es?“
    „Es gibt sicherlich tausend andere wie ihn“, sagte Nadja reservierter, als sie wollte.
    „Und außerdem“, fuhr Duncan fort, ohne sich beirren zu lassen, „weiß er das meiste schon oder hat es erraten.“
    „Hat er nicht vielleicht einen Fehler?“ spöttelte Nadja.
    „Natürlich“, knurrte Duncan, „er ist etwa so ungestüm wie ich, wenn es vorwärtsgeht, und so ungenießbar, wenn es nicht vorwärtsgeht. Das heißt, wie ich war. Aber er ist vielleicht ein bißchen liebenswürdiger.“
    Nadja lächelte.
    „Also gut – versuchen können wir’s ja.“
    „Du bereust es nicht“, sagte Duncan befriedigt und wandte sich an Lutz, der gerade eintrat. „Hör mal zu, mein Junge, ich weiß natürlich längst, daß du hier nicht bloß deinen guten alten Onkel Duncan besuchen wolltest. Ich kann dir was

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