Ein Stern für Lou - Die Popkörner ; [1]
eine Stimme. Völlig verschlafen kam Lou in die Küche geschlurft und ließ sich auf einen Stuhl plumpsen. »Wisst ihr überhaupt, wie früh es ist!«
»Wir schreiben einen Mathetest«, trällerte Motte ihr begeistert entgegen.
Lou gähnte. »Davon weiß ich nichts.«
»Solltest du aber«, strahlte Motte.
»Es ist sogar ein ziemlich wichtiger Test«, ergänzte Herr Blum ernsthaft. »Nicht wahr, Motte?«
Motte kicherte übermütig.
Fragend blickte Lou zwischen den beiden hin und her. »Könnte mir mal jemand verraten, was hier los ist?«
Das ließ Motte sich nicht zweimal sagen, und während sie ihren warmen Kakao schlürfte, erzählte sie Lou, wie ihr Vater alles geregelt hatte.
Die allerbeste Neuigkeit entdeckte Motte allerdings erst, als sie in Lous Zimmer die Tasche mit den Wechselsachen auspackte. Eine kleine cremefarbene Karte segelte zu Boden.
»Was ist das?«, fragte Lou, hob die Karte auf und hielt sie Motte hin.
Motte, die mit den Knöpfen ihrer Bluse kämpfte, erkannte die Handschrift ihrer Mutter sofort. »Gib her, das ist von meiner Mutter«, sagte sie und holte die Streichhölzer aus ihrer Hosentasche.
Überrascht sah Lou ihr zu. »Was hast du vor?«
Motte zündete das Streichholz an. »Ich bin viel zu gut drauf für einen Brief von meiner Mutter.«
»Halt!« Lou zupfte ihr das Kärtchen aus der Hand. »Lass doch erst mal lesen.« Sie überflog die Zeilen.
» Liebe Karlotta, bitte vergiss nicht, dass morgen Abend die Jahresversammlung der Amicis Argentum stattfindet. Gegen 23 Uhr werde ich zurück sein. Für deine Brüder habe ich einen Babysitter bestellt. Im Kühlschrank steht ein leichtes Abendessen. Herzlich, Deine Mutter.«
Motte hielt ihr fordernd die Hand hin. »Bist du fertig?«
Lou machte einen Rückwärtsschritt, damit Motte ihr das Papier nicht wegnehmen konnte. »Wer sind denn die Amicis Argentum?«
Motte stöhnte. »Ihre Silberbesteckfreunde. Die kommen einmal im Jahr zusammen und unterhalten sich dann den ganzen Abend über Messer, Gabeln und Löffel. Wieso?«
Lou grinste. »Weil deine Mutter heute Abend zu so einem Treffen geht und erst um 23 Uhr wieder zu Hause ist.«
Motte schlüpfte in ihre Jacke. »Und?«
Lou blickte sie erwartungsvoll an. »Was ist heute Abend?«
Da machte es bei Motte endlich klick. »Heute… heute spielen ja die Fjordies!«, kreischte sie.
»Bingo! Und wenn deine Mutter nicht da ist, erlaubt vielleicht Grandmère, dass wir zu dem Konzert gehen«, jubelte Lou.
27. Song
Manche Tage stehen unter einem guten Stern. Ängste lösen sich in Luft auf und Wünsche gehen in Erfüllung. Genauso erging es Lou an jenem Morgen. Beim Frühstück hatte ihr die Aussicht, mit Motte auf das Konzert zu gehen, noch Flügel verliehen, aber später auf dem Weg zur Schule schlich sich das mulmige Gefühl wieder ein: Würden die Jungs nach der Sache mit Anton einen großen Bogen um sie machen? Und hatte Billie womöglich schon die nächste Kolumne über sie und ihren behinderten Bruder geschrieben? Allein bei dem Gedanken fing Lous Puls an zu rasen. Als sie wenig später mit Motte ihr Rad vor der Schule anschloss, hatte sie nur einen Wunsch: bis ins Klassenzimmer zu kommen, ohne Billie oder Rosa, Josch, Brille und David zu begegnen.
Aber daraus wurde leider nichts. Denn kaum hatten sie und Motte das Schulgebäude betreten, als die Jungs ihnen entgegenkamen. Die drei gingen dicht beieinander und bildeten eine Mauer, der Lou und Motte nicht ausweichen konnten.
»Hi«, sagte Josch.
Motte warf einen schnellen Seitenblick zu Lou. Ihre Cousine hatte die Hände tief in der Tasche ihres Kapuzenshirts vergraben und starrte zu Boden. Motte sah wieder zu den Jungs. Brille knetete seine gelbe Mütze und David umklammerte sein Board.
»Naaaa«, sagte Motte abwartend.
Josch räusperte sich, dann hielt er Lou einen zusammengefalteten Zettel hin. »Für dich.«
Lou rührte sich nicht.
»Von…«, er blinzelte kurz zu Brille und David, »von uns dreien.«
Da nahm Lou ihn zögernd entgegen.
Josch atmete erleichtert auf. »Okay, dann…«
Brille setzte seine Mütze wieder auf. »… okidoki.«
David zog eine Grimasse, die wohl ein Lächeln darstellen sollte, und weg waren sie.
»Was war denn das für ein Auftritt?«, fragte Motte stirnrunzelnd.
»Keine Ahnung«, sagte Lou und zuckte die Schultern. Sie faltete das Blatt auseinander.
»Wir haben uns echt benommen wie die letzten Deppen. Tut uns leid«, stand darauf. Unterzeichnet von Josch, Brille und David. Motte, die
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