Ein Stern für Lou - Die Popkörner ; [1]
sie und kam mit einer dunkelgrünen Kulturtasche zurück. »Voilà, mal sehen, was wir da machen können.« Sie öffnete die Tasche und holte ein Dutzend kleiner Döschen, Tuben und Schächtelchen hervor.
Fasziniert öffnete Lou eine kleine goldene Dose. Im Innern glitzerte hellgrüner Lidschatten.
»Sollen wir uns schminken?«, fragte Motte überrascht.
Grandmère legte den Zeigefinger auf ihre Lippen. »Mund zu. Augen zu. Und es wird erst wieder geblinzelt, wenn ich es sage!«
Eine Viertelstunde später standen Lou und Motte zum zweiten Mal vor dem Spiegel.
»Ohhh!«, formten ihre kirschroten Lippen.
Lous Augen strahlten unter einem feinen Lidstrich. Mottes dunkle Augen hatten einen ganz ungewohnten Schimmer unter den grünen Lidern. Grandmère hatte ihre Wimpern getuscht und einen Hauch Rouge auf die Wangen gepinselt.
»Du siehst total irre aus!«, sagte Lou bewundernd zu Motte.
»Du siehst irre aus!«, widersprach Motte. »Wie fünfzehn oder so!«
Grandmère, die hinter ihnen stand, lächelte. »Oui, was ein wenig Farbe ausmachen kann.« Sie nahm ihre Autoschlüssel. »Aber so lasse ich euch auf keinen Fall allein vor die Tür! Ich bringe euch hin und ich hole euch auch wieder ab!«
Als Lou und Motte vor der Schule aus dem Auto stiegen, lehnte Grandmère sich zu ihnen nach hinten. »In genau zwei Stunden treffen wir uns hier! Und viel Vergnügen!«
»Danke, Grandmère«, riefen Lou und Motte wie aus einem Mund und rannten los. Aus taktischen Gründen entschieden sie sich dafür, es am Hintereingang des Schulgebäudes zu versuchen. Von Felix wusste Lou, dass für das Konzert dort der Bühneneingang eingerichtet war.
Sie nahmen den Weg über den Lehrerparkplatz und kamen von hinten auf den Schulhof. Das Erdgeschoss der Schule war hell erleuchtet und durch die offene Tür klangen bereits die Beats eines Schlagzeugs. Lou schlüpfte als Erste durch den Hintereingang und sah sich um. »Die Luft ist rein.« Motte folgte ihr.
Von hier aus hörte man schon das gedämpfte Stimmengewirr, das von der Pausenhalle herüberklang. Motte zeigte nach links. »Da vorn geht’s zur Aula!«, sagte sie mit gesenkter Stimme. Lou hakte sie fest unter und dann trippelten sie los.
»Deine Schuhe drücken!«, quietschte Lou.
»Und deine schluppen!«, gab Motte zurück.
Sie waren nur noch wenige Schritte von der Verbindungstür entfernt, als sie von der anderen Seite der Tür Schritte hörten.
»Ich hab das Verstärkerkabel im Wagen vergessen«, rief jemand und die Tür ging auf.
Es war Felix. Für den Bruchteil einer Sekunde starrte er die beiden Mädchen verwirrt an, dann ging er weiter, ohne sie zu beachten.
»Puhhh!«, machte Motte.
»Er hat uns nicht erkannt!«, freute Lou sich.
Da tippte ihr jemand auf die Schulter. »Sag mal«, der Gitarrenlehrer musterte sie von oben bis unten, »kennen wir uns nicht?« Er sah zu Motte. »Und bist du nicht…«, er schnippte mit dem Finger, »… Lotte oder so?«
Motte setzte das hochnäsigste Gesicht auf, das sie machen konnte. »Ich bin Vicky, du Penner. Aus der 9b und jetzt nerv uns mal nicht.«
Lou konnte nur staunen, wie dick Motte auftrug. Aber auch sie versuchte, so erwachsen wie möglich auszusehen. Für einen Moment schien Felix unsicher zu werden. »Ihr seid doch…«
Da kam ein zweiter Junge durch die Tür. »Felix! Felix, warte! Bruno will wissen, ob ihr mit Stück zwei oder achtzehn…«
Es war Josch. Er starrte Lou und Motte an. Die Mädchen starrten zurück.
»Lou, Motte! Hammer, ich hätt euch fast nicht erkannt. Habt ihr hier so ein Identitätsspiel laufen?«, fragte er.
»Ich weiß nicht, wovon du redest«, versuchte Lou zu retten, was zu retten war. Doch Motte sah bloß Joschs braune Augen und brachte kein Wort mehr heraus.
»Aber cool sehen sie schon aus, die zwei, oder?«, wandte Josch sich an seinen Bruder.
»Schon fast ein wenig beängstigend«, grinste Felix. »Ein Blick in die Zukunft. Aber jetzt müsst ihr leider gehen.«
Lou wollte nicht aufgeben. Nicht so kurz vor dem Ziel. »Josch darf doch auch rein.«
»Ausnahme vom Rektor. Alle, die beim Bühnenaufbau mitgeholfen haben, dürfen rein«, erklärte Felix. »Tut mir leid, Mädels, da kann ich nichts machen.«
Grummelnd zogen die Mädchen ab.
»So ein Pech!«, ärgerte sich Lou. »Wenn Josch nicht gekommen wäre, hätten wir es geschafft.«
Motte hatte immer noch diesen leicht abwesenden Gesichtsausdruck, den Lou in letzter Zeit häufiger bei ihr bemerkt hatte.
Lou stupste sie an.
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