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Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Titel: Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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mir nämlich viel zu einfach«, sagte sie. »Ich finde, jeder muss etwas tun für die Dinge, die er haben will.«
    »Aber du bist doch noch ein Kind«, entgegnete Oskar und dachte wehmütig an den Zettel, der an der roten Metalllampe auf seinem Schreibtisch klebte.
    »Und wenn schon«, sagte Mathilda. »Bisher hat’s immer geklappt.« Sie machte eine ausschweifende Geste über ihr Geheimquartier und erklärte: »Das ist alles meins. Geliehen natürlich. Ich habe es hier in diesem Gartenhaus gefunden und da bleibt es auch. Schließlich gehört es Opa Heinrichen. Ich benutze es nur. Und am Montag erarbeite ich uns einen WLAN-Stick«, setzte sie entschlossen hinzu.
    »Und zapfst damit dann doch euren Internetanschluss an«, meinte Oskar. »Oder etwa nicht?«
    Mathilda stützte das Kinn in ihre Hände und warf ihm einen unwilligen Blick zu. »Manchmal muss man eben Ausnahmen machen«, brummte sie.
    Wieder nickte Oskar, obwohl er die ganze Sache nicht wirklich verstand. Wahrscheinlich reichte sein Intelligenzquotient dafür einfach nicht aus. Wieder herrschte eine Weile Schweigen zwischen ihnen. Draußen war mittlerweile der Tag angebrochen. Durch einen Glasdachziegel, der sich direkt über ihren Köpfen befand, konnten Oskar und Mathilda den blauen Himmel sehen. Die ersten Sonnenstrahlen blitzten auf und tauchten den Dachboden in ein warmes, unwirkliches Licht, in dem Abermillionen Staubkörner tanzten.
    »Womit ist dein Vater eigentlich so reich geworden?«, fragte Oskar unvermittelt.
    Ein Grinsen huschte über Mathildas Gesicht. »Mit Klopapier.«
    Oskar grinste ebenfalls. »Nee, oder?«
    Anstatt zu antworten, ging Mathilda auf den Kleiderschrank zu und öffnete dessen Türen. Der Innenraum war vom Boden bis zur Decke mit Klorollen gefüllt.
    »Zweilagig, vierlagig. Weiß, rosa, bedruckt, öko oder mit Veilchenduft«, zählte Mathilda auf. »Je nachdem, was deinem Hintern am besten gefällt.«
    »Ts.« Kopfschüttelnd versuchte Oskar zu überschlagen, wie viele Rollen es wohl sein mochten. »Hast du die etwa alle hier hochgeschleppt?«
    »Na ja, so wahnsinnig schwer ist Klopapier ja nicht«, meinte Mathilda. »Ein bisschen Arbeit war es aber schon.«
    »Und was willst du mit dem ganzen Zeug anfangen?«, fragte Oskar. »Ich meine, das ist Klopapier … Eine Toilette gibt es hier auf dem Dachboden jedenfalls nicht.«
    »Stimmt«, gab Mathilda zu. »Aber was sollte ich denn tun? Paps wollte das ganze Zeug verbrennen lassen. Das sind nämlich alles sogenannte Vorführrollen. Die kann man nicht mehr verkaufen.«
    »Klar«, sagte Oskar, der sich nicht so recht vorstellen wollte, auf welche Weise ein Klopapiervertreter wohl seine Ware feilbot. Unwillkürlich musste er an Mathildas Geheimquartierabwehranlage denken.
    »Sag mal …«, begann er zögernd. »Wie hast du eigentlich diesen widerlichen Gestank in die Wolldecke gekriegt?«
    Mathilda sah ihm forschend ins Gesicht.
    »Das willst du nicht wirklich wissen«, meinte sie seufzend. »Hauptsache ist doch, sie funktioniert.« Ihr Blick wanderte zum Glasdachziegel hinauf. »Ich glaube, wir machen uns mal vom Acker, bevor deine Mutter dich noch vermisst.«
    »Und deine«, sagte Oskar.
    »Tut sie nicht«, erwiderte Mathilda, während sie sich an der Truhe mit der Stinkdecke vorbeiquetschte. »Sie braucht immer ewig lange, bis sie vormittags mit ihrem Schönheitsprogramm durch ist.«
    »Und dein Vater?«, erkundigte sich Oskar.
    »Paps arbeitet sechs Tage in der Woche«, antwortete Mathilda. »Wenn er heimkommt, schlafe ich längst. Sonntags hat er zwar frei, aber dann pennt er meistens bis in die Puppen.«
    »Da bleibt euch immerhin noch der Nachmittag«, meinte Oskar und folgte seiner neuen Freundin zur Luke.
    »Das kannste vergessen«, erwiderte Mathilda. »Seine Familie hat er überhaupt nicht auf dem Plan. Ich bin schon froh, wenn er sich überhaupt an mich erinnert.«
    Oskar schluckte. Er überlegte, ob er von der Sache mit seinem Vater erzählen sollte, verwarf diesen Gedanken aber wieder. Solche Themen ließen sich nicht zwischen Tür und Angel besprechen. Lieber wartete er auf einen günstigeren Moment.
    Mathilda deutete auf die Leiter. »Willst du zuerst?«
    Oskar nickte. Und während er in den Schuppen hinunterkletterte, stellte er sich erneut die Frage, wie er in der Nacht wohl auf den Dachboden geraten war.

»Da hört sich ja wohl alles auf!«, rief Henriette Habermick, als Oskar um die Ecke gebogen kam. »Wir wohnen gerade mal zwanzig Stunden hier und du rennst am

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