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Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Titel: Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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helllichten Tag im Schlafanzug durch die Gegend! Was sollen denn Herr Heinrichen und unsere neuen Nachbarn denken?«
    Oskar sah seine Mutter betroffen an. »Tut mir leid«, stammelte er, »aber ich habe mich verlaufen.« Etwas Klügeres fiel ihm auf die Schnelle leider nicht ein und gelogen war es ja auch nicht.
    »Verlaufen!« Seine Mutter stemmte die Hände auf ihre Hüften. »In dieser kleinen Wohnung!« Sie packte ihren Sohn am Ärmel und zog ihn zu sich heran. »Ich nehme an, du hast dieToilette gesucht«, raunte sie ihm ins Ohr. »Und jetzt hoffe ich natürlich sehr, dass du dich nicht zwischen Herrn Heinrichens Geranien erleichtert hast.«
    Oskar protestierte lautstark, Henriette Habermick kümmerte sich jedoch nicht darum, sondern zog ihren Sohn energisch in den winzigen Flur und schloss die Tür hinter sich.
    »Ich glaube, du hast den Ernst der Lage noch nicht begriffen«, schimpfte sie weiter. »Wir wohnen hier in einer sehr feinen Gegend. Um uns herum gibt es nur wohlhabende Leute, die ein hohes Ansehen genießen und großen Wert auf einwandfreie Umgangsformen legen. Ganz sicher würden sie ihren Kindern niemals erlauben, sonntags morgens im Pyjama durch den Garten zu turnen. Verstehst du, mein Junge, dein schlechtes Benehmen fällt nicht nur auf mich, sondern auch auf Herrn Heinrichen zurück.«
    »Aber …«, wollte Oskar einwenden, doch seine Mutter war offensichtlich noch nicht fertig. »Es ist sehr, sehr nett von ihm gewesen, dass er uns in unserer Not sein Gartenhaus zur Verfügung gestellt hat«, fuhr sie fort. »Dafür werde ich Herrn Heinrichen ewig dankbar sein, und ich erwarte von dir, dass du uns und ihn nicht vor der Nachbarschaft blamierst.«
    Oskar senkte den Kopf. So aufgebracht hatte er seine Mutter noch nie erlebt. Und darum musste er ihr die Wahrheit sagen … zumindest die halbe.
    »Ich kann doch gar nichts dafür«, stammelte er. »Als ich heute Morgen aufwachte, da lag ich … äh … im … äh …«
    Henriette Habermicks Blick verfinsterte sich zusehends. »Wo?«, fragte sie drohend. »Oskar, lüg mich jetzt bloß nicht an!«
    Das war zu viel. Oskars Lippen fingen an zu zittern. Eine Träne stahl sich aus seinem Auge und kullerte seine Wange hinunter.
    »Im Garten«, presste er mühsam hervor. »Ich weiß auch nicht, wie ich da hingeraten bin.«
    Seine Mutter starrte ihn an. Oskar wagte kaum, den Blick zu heben. Auch ohne ihr direkt ins Gesicht zu sehen, wusste er, dass sich ihre Miene kaum verändert hatte. Verstohlen wischte er die Träne mit seinem Schlafanzugärmel fort. Er konnte jetzt nur beten, dass sie ihm glaubte. »Was willst du damit sagen? Etwa, dass du geschlafwandelt bist?«
    Noch immer klang ihre Stimme angespannt und zornig.
    »Ich weiß es doch auch nicht, Mama!«, jaulte Oskar. Er ließ das Kinn auf seine Brust fallen und heulte nun richtig los.
    »Aber Spätzchen!« Henriette Habermick schloss ihre Arme um Oskars Nacken. »Es tut mir leid!« Sie bedeckte sein Haar mit unzähligen Küssen. »Ich hab gedacht … Ich konnte ja nicht ahnen …«, stammelte sie. »Du bist doch jetzt in diesem Alter.«
    »Was?« Oskar war bass erstaunt. »In dem man schlafwandelt?«
    »Aber nein.« Seine Mutter fasste ihn unters Kinn und hob es sanft an, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. »Eigentlichmeinte ich das Alter, in dem Jungs verrückte Ideen haben.«
    »Ach so«, sagte Oskar. Er dachte an Mathilda und seufzte.
    »Mach dir keine Gedanken«, versuchte Henriette Habermick ihn zu trösten. »Bestimmt ist das nur vorübergehend. Sobald du dich hier eingelebt hast, geht es wieder vorbei.«
    Oskar sah sie zweifelnd an. »Meinst du wirklich?«
    »Ja, meine ich.« Seine Mutter tätschelte ihm die Schulter und lächelte. »Vorsichtshalber schließen wir in den nächsten Tagen die Schlafzimmertür ab. In dem kleinen Raum kannst du ja zum Glück nicht viel anstellen. Und verloren gehen wirst du dort auch nicht.«

    Gleich nachdem Mathilda ihre Morgentoilette erledigt und sich angezogen hatte, begann sie sich zu langweilen. Ihr Magen knurrte, aber sie hatte keine Lust, zum Frühstücken hinunterzugehen und sich allein an den großen Tisch im Esszimmer zu setzen. Natürlich hätte sie auch nach dem Hausmädchen klingeln und es bitten können, ihr etwas heraufzubringen, aber das fand Mathilda ebenso blöd. Missmutig trat sie ans Fenster und blinzelte in den Garten hinunter.
    Karl-Friedrich hatte bereits den Rasenmäher aus dem Anbau der Doppelgarage geholt und mit der Wartung begonnen.

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