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Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Titel: Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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hinterherzukommen. Denn die war bereits über die mit Gänseblümchen und Löwenzahn überwucherte Wiese gerannt und durchs Tor auf den Gehweg hinausgeschlüpft.
    Ganz kurz dachte Oskar an seinen Gummistiefel, der noch immer auf dem Fenstersims hinter der Gardine stand. Natürlich hätte er ihn gerne dabeigehabt, er konnte sich allerdings kaum vorstellen, dass Mathilda dafür noch mal umgekehrt wäre. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte sie wahrscheinlich nur noch ein Bombeneinschlag bremsen.

»Wie weit ist es bis zur Tankstelle?«, japste Oskar, als er Mathilda eingeholt hatte.
    »Tausend Kilometer«, sagte sie und bog links ab. Der Bahnhof, an dem Oskar und seine Mutter gestern angekommen waren, lag in genau der entgegengesetzten Richtung.
    »Waaas?«, rief Oskar.
    »Ich hab doch gesagt, du sollst aufhören, Fragen zu stellen«, knurrte Mathilda.
    »Hast du nicht«, sagte Oskar.
    »Hab ich wohl.«
    »Nein, du hast mich gefragt,
wann
ich damit aufhöre«, beharrte Oskar.
    »Das ist das Gleiche.«
    »Ist es nicht.«
    »Oh, Mann!«, stöhnte Mathilda. »Pingelig bist du wohl gar nicht.«
    Oskar stöhnte ebenfalls.
    Er fand es schwierig, mit Mathilda befreundet zu sein, und mittlerweile begann er sich zu fragen, wie lange sie es wohl noch miteinander aushielten. Dann aber dachte er an die Schritte, die sie zwischen der Buchsbaumhecke und dem Eingang des Gartenhauses zurückgelegt hatten, und wie gut das alles mit seiner Lieblingszahl Drei zusammenpasste. Bestimmt stritten sie jetzt nur, weil er vergessen hatte, seinen Gummistiefel mitzunehmen. Künftig würde er ganz sicher wieder daran denken!
    Oskar seufzte leise. Mit einem Mal war er sehr zuversichtlich, dass Mathilda und er alle Hürden überwinden könnten. Er machte einen Hüpfer und trottete fröhlich pfeifend neben seiner Freundin her. Plötzlich war es ihm ganz egal, wie lange sie bis zur Tankstelle brauchten. Wenn es sein müsste, würde er mit Mathilda auch bis ans Ende der Welt laufen.
    Der Veilchenweg verlief schnurgerade. Zu beiden Seiten reihten sich die feinen Villen wie edle Perlen auf Ketten aneinander. Ihre hellen Fassaden glänzten seidig und in den blank geputzten Fensterscheiben spiegelte sich das Sonnenlicht. Die Vorgärten sahen aus, als ob ein Riese alles blank geleckt hätte. Die Rasenstücke waren raspelkurz gemäht undjede Blume stand schnurgerade an ihrem Platz. Nichts schien dem Zufall überlassen.
    Die Bürgersteige waren sehr sorgsam gepflastert. Es gab keine Dellen, keine abgestoßenen Ecken, ja nicht einmal den Hauch von Grün in den Ritzen.
    Oskar stellte fest, dass sein Fuß haargenau in eine der diagonal verlegten Gehwegplatten passte, und versuchte nun bei jedem Hopser, jeweils zwei auszulassen und jede dritte zu treffen. Es erforderte seine volle Konzentration, aber dafür kam er ziemlich schnell voran.
    »Kannst du nicht normal gehen?«, brummte Mathilda, die nun ebenfalls einen Zahn zulegen musste, um mithalten zu können.
    »Wieso? Tu ich doch«, keuchte Oskar.
    »Nee, tust du nicht. Du hopst.«
    »Ich muss jede dritte Platte treffen«, schnaufte Oskar.
    »Und warum?«
    »Weil es dann klappt.«
    »Was?«, wollte Mathilda wissen.
    »Das mit dem Mofamotor und der Tankstelle und so.«
    Mathilda blickte ihn kopfschüttelnd an. »Bist du sicher?«
    »Klar bin ich das«, japste Oskar.
    Das Reden brachte ihn aus dem Rhythmus. Beim nächsten Sprung traf seine Schuhspitze fast das Ritzenkreuz. Wie durch ein Wunder bekam Oskar es in letzter Sekunde hin, dass sein Fuß doch noch in der Platte landete.
    »Oje«, sagte Mathilda. »Das wäre beinahe in die Hose gegangen.«
    Oskar hüpfte weiter, ohne etwas zu erwidern. Er wollte kein Risiko eingehen und beschloss zu schweigen, bis sie die Tankstelle erreicht hatten. Wenn Mathilda klug war, würde sie das begreifen. Doch leider schien irgendwas an dieser Intelligenzsache zwischen ihr und diesem Einstein nicht zu funktionieren.
    »Hilft es, wenn ich es auch mache?«, fragte sie nämlich nun.
    Oskar versuchte, mitten im Hüpfflug mit den Schultern zu zucken.
    »Oder wird es womöglich gleich doppelt so schlimm, wenn wir es beide verpatzen?«, bohrte Mathilda weiter.
    Oskar stellte seine Ohren auf Durchzug und hopste einfach weiter.
    »Was kann denn überhaupt passieren?«, fragte Mathilda. »Dass die Tankstelle doch geschlossen ist? Oder dass sonntags alle Mechaniker freihaben?«
    Oskar ließ sich nicht beirren. Seine ganze Aufmerksamkeit galt den Gehwegplatten. Er sprang

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