Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1
über zwei hinweg, sah die Ritzenkreuze auf sich zukommen und wie seine Füße immer genau dazwischen landeten. Es lief wie am Schnürchen.
»Hör mal, Oskar«, sagte Mathilda. »Das ist doch unlogisch. Entweder haben die Mechaniker sonntags frei oder nicht.Bloß, weil du alle Platten triffst, kommt da doch nicht in letzter Sekunde ein Mechaniker angeflogen und tut so, als ob er schon den halben Vormittag in der Tankstelle gewesen sei.«
Oskar gab etwas mehr Gas. Wenn Mathilda ebenfalls hüpfen oder rennen musste, würde sie vielleicht endlich die Klappe halten. Am liebsten hätte er sich die Finger in die Ohren gesteckt, aber er brauchte seine Arme zum Ausbalancieren.
Nach einer Weile tauchte links von ihnen endlich die Tankstelle auf.
»Wir sind da!«, rief Mathilda. »Gleich hast du es geschafft!«
Sie lief ein Stück voraus, klatschte in die Hände und feuerte ihn an.
»Und drei! Und drei! Und drei! Und drei …«
Und dann der Schock! – Oskar drehte sich wie ein Storch auf einem Bein der Auffahrt zu und stellte fest, dass es nicht aufging. Bis zur Kante lagen noch genau vier Platten nebeneinander, was damit zusammenhing, dass Oskar gleich zu Anfang in der falschen Reihe losgelaufen war. Verdammt, er hätte sich in den Hintern beißen können!
»Ach, du Scheiße«, sagte Mathilda, als sie kapierte, was los war. »Du bist aber auch …« Den Döspaddel, der ihr auf den Lippen lag, verkniff sie sich. Stattdessen schlang sie ihren Arm um Oskars Hals. »Entweder sind sonntags Mechaniker da oder nicht. Das hat mir dir und den Gehsteinen gar nichts zu tun.«
Oskar verdrehte die Augen. Sie verstand es einfach nicht.
»Wenn sonntags Mechaniker da wären, wäre ich gar nicht erst in der falschen Reihe losgelaufen«, erklärte er ihr.
Mathilda musterte ihn zweifelnd. »Und was hat es zu bedeuten, dass du durchgehalten hast und es dann doch nicht aufgegangen ist?«, fragte sie.
»Wahrscheinlich, dass jemand uns helfen kann und die Sache trotzdem einen Haken hat«, erwiderte Oskar.
»Okay, okay«, sagte Mathilda. »Zumindest ist die Tankstelle geöffnet. Wenn sie es nicht wäre, wärst du mit deinen Dreierschritten erst gar nicht so weit gekommen, stimmt’s?«
Oskar nickte. Allmählich schien sie es zu begreifen.
»Gut«, sagte Mathilda. »Dann suchen wir jetzt den, der uns helfen kann.« Sie drehte sich wieder der Auffahrt zu und stutzte. »Da ist ja Julius!«, rief sie, riss die Arme in die Höhe und rannte winkend auf das Tankstellengebäude zu. »He, Julius! Was machst du denn hier?«
Oskar richtete seinen Blick auf den Bürgersteig und plötzlich hatte er die Lösung glasklar vor Augen. Er machte einen langen Schritt schräg über zwei Platten hinweg in die nächste Reihe. Das Ganze wiederholte er noch ein weiteres Mal, bis nur noch zwei Gehsteine zwischen ihm und der glatt betonierten Auffahrt lagen. Ha! – Die übersprang er doch mit links.
Oskar hob ab und verlor mitten im Sprung ohne ersichtlichen Grund das Gleichgewicht. Um seinen Sturz abzufangen,war er gezwungen, sein rechtes Bein zurückzusetzen. Als er landete, berührte seine Ferse genau den Übergang zwischen Bürgersteig und Tankstellenauffahrt.
»Mist!«, fluchte er leise.
Der verdammte Haken blieb, wo er war.
Mit hängenden Schultern ging er auf Mathilda und ihren Freund aus der Bohmfelder zu. Julius war groß und schlaksig. Er hatte kurze dunkelbraune Haare und eine spitze Nase. Das rote T-Shirt, das er trug, und seine ausgebeulte Jeans sahen abgewetzt und fleckig aus.
»He, Oskar!«, rief Mathilda. »Schau nur, was für ein Zufall. Das ist Julius. Du weißt schon, der, von dem ich den Motor hab.«
»Hallo«, sagte Oskar.
Er stellte sich neben Mathilda und bemühte sich, freundlich zu gucken. Eigentlich gab es ja auch keinen Grund, es nicht zu tun.
»Hi«, sagte Julius. »Neu in der Gegend?«
Oskar nickte. Er wollte gerade erzählen, dass er gestern mit seiner Mutter in Herrn Heinrichens Gartenhaus gezogen war, da hatte Julius sich schon wieder Mathilda zugewandt.
»Und? Bist du weitergekommen mit dem Ding?«, erkundigte er sich.
»Nicht wirklich«, erwiderte sie. »Aber deshalb bin ich ja hier.«
»Hm«, machte Julius.
»Und du?«, fragte Mathilda. »Was hat dich ausgerechnet heute an diese Tankstelle hier verschlagen? Eure Siedlung liegt doch meilenweit da hinten«, sagte sie und fuchtelte in nordwestliche Richtung. »Auf dem Weg musst du ja mindestens schon an drei Tankstellen vorbeigekommen sein.«
»Na und«, brummte
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