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Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Titel: Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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Julius. »Du bist doch auch manchmal in der Bohmfelder.« Er kniff die Augen zusammen und blinzelte über die Dächer der Autos weg, die neben den Zapfsäulen standen. Während die Besitzer in ihren Wagen blieben, Zeitung lasen oder sich die Nase puderten, wuselten eifrige junge Männer in blauen Overalls um sie herum, füllten die Tanks mit Benzin, prüften Ölstände und kratzten angetrocknete Fliegen von den Scheiben.
    »Stimmt«, sagte Mathilda. »Manchmal schwinge ich mich auf mein Fahrrad und besuche dich in deiner Siedlung.« Sie zauderte einen Moment, bevor sie ihre Frage stellte. »Heißt das umgekehrt, dass du jetzt mich besuchen willst?«
    »Nö.« Julius senkte den Kopf und kratzte mit der Sohle auf dem Boden herum. »Ich bin nur so hier.«
    »Ach.« Mathilda lächelte und knuffte ihre Hüfte gegen seine. »Bestimmt hast du gedacht, du kriegst an ’ner Tanke ’n Mofa mit ’nem kaputten Motor für’n Appel und ’n Ei.«
    »Quatsch«, erwiderte Julius. »So ’n Zufall gibt es nicht. Das mit ’nem neuen Mofa hab ich mir abgeschminkt. Ich renn halt einfach so hier rum«, fuhr er ungeduldig fort. »Was soll ich auch sonst machen?«
    »Ja«, sagte Mathilda. Sie stierte Julius unverwandt an und lächelte immer noch. Langsam fing die Sache an, Oskar peinlich zu werden.
    »Ich geh mal rein und frage«, sagte er und lief in Richtung Tür.
    »Warte, ich komme mit!«, rief Mathilda. »Tschüss, Julius! War nett, dich zu treffen.«
    Oskar drückte die Tür auf und ließ Mathilda vorbei.
    »Ich hätte gedacht, dass es dir unangenehm ist, wenn Julius erfährt, dass du mit dem Motor nicht vorankommst«, sagte er.
    »Ist es ja auch«, erwiderte sie. »Trotzdem freu ich mich, wenn ich mit ihm reden kann.«
    »Wieso?«
    »Weil er nett ist«, sagte Mathilda und lief kopfschüttelnd auf den Kassentresen zu.
    »Find ich überhaupt nicht«, murmelte Oskar. Er folgte Mathilda nur langsam durch den Laden und ließ dabei seinen Blick über die Regale gleiten. Ihm fiel sofort auf, dass es hier keine normalen Schokoladentafeln oder Chipssorten gab, sondern nur exotisch gewürzte Keksdinger, Champagner-Pralinen und ähnliches teures Zeug. »So ein Kackladen«, grummelte er.
    Oskar verstand immer weniger, wieso seine Mutter ausgerechnet in diese Gegend gezogen war, und dachte mit wehem Herzen an seine rote Schreibtischlampe.
    »Du musst den Vergaser bis oben hin mit Zweitaktgemisch füllen«, hörte er den Mann hinter dem Kassentresen sagen. »Damit läuft der Motor dann vielleicht ein, zwei Minuten.«
    »Und wie krieg ich ihn an?«, fragte Mathilda.
    »Mit einer Kurbel.«
    »Das versteh ich nicht«, entgegnete Mathilda ungeduldig. »Was für eine Kurbel meinen Sie? Das Ding sieht doch aus wie eine Schraube.«
    Der Mann lächelte. Er überragte Mathilda um mindestens sechs Kopflängen, hatte ein rundes Gesicht und wellige graubraune Haare. Über der Nase trug er eine Hornbrille und darunter einen Schnurrbart.
    »Das Ding, wie du es nennst, ist ja auch eine Schraube, mein Kind, oder besser gesagt eine Mutter«, erklärte er. »Diese Mutter ist die Verlängerung des Polrads, welches wiederum die Zündung in Gang setzt.«
    »Aha«, sagte Mathilda. »Und Sie haben eine Kurbel, die auf das Ding … äh die Mutter passt?«
    »Tut mir leid, aber solche Ratschenkästen mit Nusssortiment und Handkurbel führen wir nicht«, erwiderte der Mann und machte eine ausschweifende Armbewegung über die Regalreihen. »Du siehst ja selbst, welche Waren sich verkaufen und welche nicht.«
    »Klar«, sagte Mathilda. »Dass diese feinen Pinkel keinen Finger krumm machen, weiß ich, schließlich bin ich selber einer.« Sie wandte ihr Gesicht der großen Glasscheibe zuund deutete nach draußen. »Aber Sie haben doch Servicepersonal. Brauchen die etwa keine Werkzeuge?«
    »Doch, natürlich.« Der Mann seufzte. »Mit Muskelkraft, Hebelgesetz und Handkurbel kriegt man bei diesen Luxuslimousinen heutzutage allerdings keine einzige Schraube mehr los. Da hilft nur Druckluft, mein Kind. Und selbst die haben wir schon lange nicht mehr, weil kaum mehr jemand eine Panne hat. Inzwischen reparieren wir höchstens mal einen Rasenmäher.«
    »Und dafür braucht man keinen Ratschenkasten?«, fragte Mathilda.
    »Doch. Aber der befindet sich natürlich in der Werkstatt und die wird erst am Dienstag wieder geöffnet.«
    So lange wollte Mathilda auf keinen Fall warten.
    »Können Sie mir denn wenigstens sagen, wo ich vielleicht noch so ein Ding herkriege?«, erkundigte

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