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Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Titel: Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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schlug die Tür hinter sich zu.

    »Da war keine Schale«, erklärte Mathilda Oskar am Nachmittag. »Zumindest habe ich keine gesehen.«
    Die beiden Kinder hatten sich gleich nach den Hausaufgaben in Mathildas Geheimversteck auf dem Schuppendachboden verzogen, und dort hatte Mathilda Oskar sofort alles erzählt, was sie seit dem Aufwachen auf ihrem Fenstersims in den späten Nachtstunden erlebt hatte.
    »Du denkst also, Frau Seselfink hat gelogen«, schlussfolgerte Oskar.
    »Vielleicht«, sagte Mathilda. »Vielleicht hat sie die Schale aber auch gleich weggeräumt, damit sie den Rasen nicht zerdrückt.«
    Oskar krauste die Stirn. »So früh am Morgen?« »Es könnte ja auch der Gärtner gewesen sein«, erwiderte Mathilda.
    »Ich denke, der hat sie hingeworfen«, hielt Oskar dagegen.
    Mathilda seufzte. Diese Geschichte und das viele Nachdenken darüber machte sie allmählich wirklich radekastendoll.Sie konnte nicht still auf ihrem Stuhl sitzen, sondern rannte unablässig auf und ab, riss Schubladen und Schranktüren auf, jonglierte mit Klopapierrollen oder probierte Hüte, Perücken und Schnurrbärte aus.
    »Wolltest du den nicht anwerfen?«, fragte Oskar und zeigte auf den Mofamotor. Vielleicht würde sie die Arbeit daran ein wenig beruhigen.
    Doch Mathilda winkte ab. Gerade trug sie eine rote Lockenperücke, einen Zylinder, ein Monokel und einen Kinnbart. »Später«, sagte sie.
    »Du siehst echt plemplem aus«, meinte Oskar und grinste.
    »Ich fühl mich auch so«, brummte Mathilda. »Wenn ich nur daran denke, dass deine Mutter dich jeden Moment einsammelt und ihr wieder auszieht …!« Sie ballte die Fäuste, richtete ihren Blick zu den dunklen, mit Spinnweben überzogenen Dachsparren hinauf und stieß ein lang gezogenes, wütendes »Grrr!« aus.
    »Heute hat sie noch nichts drüber gesagt«, erklärte Oskar achselzuckend. »Bestimmt wartet sie ab, wie es mit der Polizei und dem Staatsanwalt und so weitergeht.«
    »Hoffentlich«, sagte Mathilda. Sie tauschte das Monokel gegen eine eckige Hornbrille und sah Oskar erwartungsvoll an.
    »Noch plemplemmiger«, meinte er.
    Mathilda stöhnte. Mit einem Ruck riss sie sich die ganze Verkleidung wieder herunter und pfefferte sie auf den Boden.
    »Oskarchen, wir müssen sofort etwas tun!«
    Oskar verdrehte die Augen. »Okay. Und was?«
    »Die beiden Polizisten haben doch gesagt, dass sie frühestens morgen mit dem Haftbefehl aufkreuzen, oder?«, überlegte Mathilda laut.
    »Frühestens haben sie, glaube ich, nicht gesagt«, entgegnete Oskar.
    »Meinetwegen«, sagte Mathilda ungeduldig und pflanzte sich eine Kaninchenmaske aus echtem Pelz auf die Nase. »Tatsache ist doch, sie kommen frühestens heute oder morgen, wenn wir Glück haben, sogar noch später.«
    Oskar nickte ein wenig hilflos, denn er wusste nicht, worauf Mathilda hinauswollte.
    »Wenn sie heute schon kommen, können wir nichts mehr unternehmen«, fuhr sie fort.
    »Warum nicht?«, fragte Oskar.
    »Weil der Täter uns dann nicht mehr in die Falle gehen kann«, antwortete Mathilda.
    »Oh, du willst ihn selber überführen?«, rief Oskar erschrocken. »Ihn richtig in eine Falle locken?«
    »Genau«, sagte Mathilda und setzte sich einen sonnengelben Strohhut auf den Kopf. Die Kaninchenohren standen nun seitlich von ihren Schläfen ab.
    »Dann glaubst du also, dass er noch mal hier auftaucht?«, fragte Oskar, dem das Lachen inzwischen gründlich vergangen war.
    »Zumindest, wenn er erfährt, dass sein Müll nicht dort angekommen ist, wo er ihn hingeworfen hatte«, sagte Mathilda.
    »Klar.« Oskar nickte. »Dann weiß er, dass jemand das ganze Zeug weggeräumt hat, ohne sich darüber aufzuregen. Und das wird ihn stutzig machen. Vielleicht kriegt er sogar Schiss«, fuhr er guten Mutes fort, »und kommt nie wieder her.«
    »Das hoffe ich nicht«, erwiderte Mathilda. »Kapierst du, Oskar? Wir können Opa Heinrichen nur von jedem Verdacht befreien, wenn wir den wahren Täter finden.«
    »Okay«, sagte Oskar. Das musste er leider einsehen. »Hast du denn schon einen Plan?«
    »Nur so ungefähr«, meinte Mathilda und legte sich eine Halskrause um. »Erst mal warten wir ab, ob heute noch etwas geschieht.«

Da es im Moment nichts Wichtiges mehr zu tun gab, außer abzuwarten, ob noch etwas geschah, beschloss Mathilda, sich nun tatsächlich den Mofamotor vorzunehmen.
    Es war zwanzig nach vier, als sie sich auf den Weg zur Tankstelle machten. Diesmal lief Oskar von Anfang an in der richtigen Gehwegplattenreihe und deshalb ging

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