Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1
überführen und nicht diese Tünnisse von der Polizei.«
»Okay«, sagte Oskar. »Und wie, bitte schön, willst du das machen?«
Ja, das wusste Mathilda auch noch nicht so recht. Außerdem musste sie darüber nachdenken, ob es sinnvoll war, Opa Heinrichen in ihren Plan einzuweihen oder nicht.
Und weil Mathilda am besten nachdenken konnte, wenn sie sich mit etwas anderem beschäftigte, beschloss sie, sich nun endlich um den Mofamotor zu kümmern.
Während Oskar und Henriette Habermick vor dem Gartenhaus saßen und zu Abend aßen, holte Mathilda den Motor vom Schuppendachboden und schleppte ihn in Opa Heinrichens Vorgarten. Damit sie besser daran arbeiten konnte, legte sie ihn auf ein ausrangiertes Blumentopfrollbrett. Das konnte sie nach Belieben hin und her drehen und so den Motor von allen Seiten betrachten.
Opa Heinrichen, der inzwischen den Ratschenkasten und eine Papppalette mit vierundzwanzig Bechern Fruchtjoghurt herausgebracht hatte, saß auf seiner Holzbank und sah ihr dabei zu.
»Alles kein Problem«, meinte Mathilda. »Wenn der Motor noch intakt ist, müsste es eigentlich klappen.«
Hastig löffelte sie ihren Joghurtbecher aus und steckte ihn in die vier, die sie bereits geleert hatte. Dann platzierte sie den Motor so, dass sie den Trichter gerade in die Vergaseröffnung stecken konnte, suchte die passende Nuss für den Polradantrieb heraus und rastete sie in die Kurbel ein.
Anschließend goss sie vorsichtig Zweitaktgemisch in den Trichter und wartete, bis ein Teil davon in den Vergaser geflossen war. Dann setzte sie die Nuss auf die Polmutter und kurbelte los.
Ratsch-ratsch-ratsch-ratsch-ratsch-ratsch-ruuummm!, machte es und der Motor knatterte los.
»Juhuuu!« Mathilda warf die Arme in die Luft und hopste jubelnd vor Opa Heinrichen im Kreis herum. Wenn das kein gutes Zeichen war! Sechsmal Ratsch geteilt durch zwei ergab drei. – Das musste sie nachher unbedingt Oskar erzählen!
Es dauerte eine Weile, bis Mathildas Plan vollständig in ihr herangereift war und sie Opa Heinrichen davon überzeugen konnte, dass er nur mit seiner Mithilfe überhaupt funktionierte. Während Mathilda ihm den gesamten Ablauf haarklein erklärte, saß Oskar stumm daneben im Gras und hörte zu. Seine Beklemmung stieg von Minute zu Minute. Das, was Mathilda da vorhatte, konnte einfach nicht gut gehen. Ihnen lief ja jetzt bereits die Zeit davon. Mittlerweile war es zehn vor sieben. Um das ganze Klopapier vom Dachboden herunterzutragen und an die entsprechende Stelle zu schaffen, brauchten sie mindestens eine Stunde, – wenn sie
1. schnell waren,
2. Opa Heinrichen weder schlappmachte noch allzu viele Fragen stellte und
3. seine Mutter ihn nicht wieder vor acht ins Bett abkommandierte. Denn
natürlich
hatte Henriette Habermick die Aufregung bei Frau Seselfink mitbekommen und
natürlich
hatte sie beim Abendessen gleich wieder davon gesprochen, dass sie und Oskar bestimmt nicht im Gartenhaus wohnen bleiben konnten.
Ja, und selbst wenn mit dem Klopapier alles klappte und Mathilda und er rechtzeitig ihre Plätze eingenommen hatten, so hing doch immer noch alles davon ab, wie gut Opa Heinrichen mitarbeitete. Oskar bezweifelte nämlich, dass der alte Herr dem Täter überhaupt gewachsen war. Womöglich rutschte er auf seinen Lederschlappen aus, schlug der Länge nach hin und wurde sofort überwältigt. In dem Fall könnten Mathilda und er auch nichts weiter tun, als um Hilfe zu rufen. Tja, und bis die dann da wäre, wäre der Täter doch längst über alle Berge. Logischerweise unerkannt, denn garantiert kam er auch diesmal in seiner Gespensterverkleidung.
»Oskar, träum nicht, mach!«, polterte Mathildas Stimme los.
Oskar schreckte hoch.
»Na los, hopp, hopp, du holst die Schubkarre vom Kompost!«, forderte sie ihn auf. »Opa Heinrichen organisiert gerade zwei Bretter für die Eingangsstufen. Also rausche ich jetzt mal schnell auf den Dachboden und schmeiß die Klorollenrunter, die du bitte blitzschnell in die Schubkarre lädst. Klar, Oskar? Opa Heinrichen darf nämlich auf keinen Fall mitbekommen, dass wir dort oben ein Geheimquartier haben.«
Oskar nickte. Er rappelte sich auf die Füße und wetzte los. Widerspruch war sowieso zwecklos. Mathilda wollte das Ding durchziehen. Sie würde garantiert keine Einwände gelten lassen. Also sah er zu, dass die Schubkarre so schnell wie möglich an den gewünschten Ort neben die Schuppentür kam.
Im Schuppen selbst entdeckte er zwischen zwei alten Fahrrädern sogar noch
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