Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
anzusehen. Einer, der nicht meditiert, sieht dies nicht und wird von diesen Flammen überwältigt.
Wasser
. Hier liegt die Gefahr in der Flut der geistigen Trübungen in unseren Herzen, denn sie überschwemmt unsere wahre Natur.
Diebe
. Die wahren Diebe existieren nicht außerhalb von uns. Unser Kloster hat nur einmal in zwanzig Jahren Diebe gesehen, aber im Inneren berauben, verprügeln und zerstören uns die fünf Banden der Anhaftung, die Aggregate, andauernd. Was sind diese fünf Aggregate?
1.
Körper
. Er wird von Krankheit und Schmerz geplagt; wenn er nicht mit unseren Wünschen übereinstimmt, sind wir voller Kummer und Sorgen. Weil wir das natürliche Altern und Vergehen des Körpers nicht verstehen, leiden wir. Wir empfinden den Körpern anderer gegenüber ein Gefühl der Anziehung oder Abneigung und sind des wahren Friedens beraubt.
2.
Gefühle
. Wenn Schmerz und Wohlbehagen auftreten, vergessen wir, daß sie unbeständig, leidvoll und ohne Selbst sind; wir identifizieren uns mit unseren Emotionen und werden somit von unserem falschen Verständnis geplagt.
3.
Erinnerungen
und
Wahrnehmungen
. Uns mit den Dingen zu identifizieren, die wir wiedererkennen und an die wir uns erinnern, verursacht Gier, Haß und Verblendung. Unser falsches Verständnis wird zur Gewohnheit, gespeichert im Unterbewußtsein.
4.
Willensentscheidung
und andere
Geisteselemente
. Wenn wir die Natur der Geisteszustände nicht verstehen, reagieren wir automatisch, und Gedanken und Gefühle, Vorlieben und Abneigungen, Glück und Leid entstehen. Indem wir vergessen, daß sie unbeständig, leidvoll und ohne Selbst sind, halten wir an ihnen fest.
5.
Bewußtsein
. Wir ergreifen das, was die anderen Aggregate kennt. Wir denken: »Ich weiß, ich bin, ich fühle« und sind von dieser Illusion des Selbst, der Trennung, gefesselt.
All diese Diebe, dieses falsche Verständnis, führen zu falschen Taten. Der Buddha hatte kein Verlangen danach; er sah, daß hier kein wahres Glück zu finden ist. So gab er denjenigen den Namen Bhikkhu, die diese Gefahr ebenfalls sehen und einen Ausweg suchen.
Der Buddha lehrte seine Mönche die wahre Beschaffenheit der fünf Aggregate und zeigte ihnen, wie man sie losläßt, ohne an ihnen als ›ich‹ oder ›mein‹ festzuhalten. Wenn wir das verstehen, werden wir sehen, daß sie ein Potential für großen Schaden oder großen Nutzen haben und daß sie nicht verschwinden. Sie werden nur einfach nicht mehr als etwas Eigenes ergriffen. Nach seiner Erleuchtung hatte der Buddha weiterhin physische Krankheiten, er hatte noch Gefühle des Schmerzes und Wohlbefindens, hatte Erinnerungen, Gedanken und Bewußtsein. Aber er hielt nicht an ihnen als Selbst, ›ich‹ oder ›mein‹ fest. Er nahm sie als das, was sie waren, und der, der dies tat, war auch nicht ein ›Ich‹ oder Selbst.
Die fünf Aggregate von unseren geistigen Trübungen und unserem Anhaften abzutrennen ist wie das Roden des Gestrüpps im Wald, ohne die Bäume zu zerstören. Es gibt nur ein konstantes Entstehen und Vergehen; geistige Trübungen können keinen Halt finden. Wir werden einfach mit den Aggregaten geboren und sterben mit ihnen; sie kommen einfach und gehen ihrer Natur gemäß.
Wenn uns jemand verflucht und wir nicht das Gefühl haben, ein Selbst zu besitzen, so endet die Begebenheit mit den gesprochenen Worten, und wir leiden nicht. Falls unangenehme Gefühle entstehen, sollten wir sie durch die Erkenntnis enden lassen, daß wir nicht die Gefühle sind. »Er haßt mich, er macht mir Ärger, er ist mein Feind.« So denkt ein Bhikkhu nicht, noch hegt er stolze Ansichten oder nimmt eine vergleichende Haltung ein. Wenn wir uns nicht in die Schußlinie stellen, werden wir auch nicht erschossen; ein Brief wird zurückgesandt, wenn es niemanden gibt, der ihn annimmt. Ein Bhikkhu wird ruhig und gelassen, wenn er sich anmutig in der Welt bewegt, sich nicht in sie verstrickt, indem er jedes Ereignis beurteilt. Dies ist der Weg des Nirvana, leer und frei.
Untersuche also die fünf Aggregate; mach einen sauberen Wald. Du wirst ein anderer Mensch werden. Es gibt nur wenige, die Leerheit und die ihr entsprechende Praxis verstehen, aber sie werden die höchste Freude kennenlernen. Warum versuchst du es nicht? Du kannst die Diebe in deinem Herzen endgültig verjagen und alles in Ordnung bringen.
Z WEITER T EIL
Unsere Ansichten korrigieren
Wenn du Pilze suchst, warnt Ajahn Chah, mußt du wissen, wonach du suchst. Wenn du dich einer spirituellen Praxis
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