Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
verschreibst, mußt du auch wissen, welche Einstellungen zu nähren, welche Gefahren zu vermeiden und welche geistigen Qualitäten zu fördern sind
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In diesem Kapitel betont er die Energie, die man braucht, um Ausdauer und Mut zu trainieren, um eine Bereitschaft zu entwikkeln, den Mittleren Pfad zu finden und ihm trotz Ablenkungen und geistiger Trübungen zu folgen. Wenn Gier, Haß oder Verblendung auftreten, sagt er, gib ihnen nicht nach. Sei nicht entmutigt. Bleib einfach achtsam und stark in deiner Entschlossenheit
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In dem Maße, wie sich deine Übung entwickelt, wirst du sehen, daß jede Erfahrung, durch die du hindurchgehst, unbeständig und daher unbefriedigend ist. Du wirst aus erster Hand die endlose Wahrheit dieser Merkmale in allen Daseinsformen entdecken und beginnen, den Weg der Freiheit, des Nichtanhaftens, zu erlernen. Doch Ajahn Chah erinnert uns auch daran, daß dies die Bereitschaft erfordert, beides, unsere Leiden und unsere Freuden, mit der gleichen Geisteshaltung zu untersuchen
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Wenn das Herz ruhig wird und der Geist klar, kommen wir der Wahrheit näher, die Ajahn Chah »nur so viel« nennt. Das Dharma, die Wahrheit, ist wirklich sehr einfach. Alle Dinge, die entstehen und vergehen, die gesamte Welt der sich verändernden Phänomene, ist wirklich »nur so viel«
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Wenn wir wahrhaftig entdecken, was dies bedeutet, dann können wir hier in unserer Welt Frieden finden
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Der falsche Weg
Ein wandernder Asket, der vom Buddha gehört hatte, reiste überall hin, um ihn zu suchen. Eines Nachts kam er in ein Haus, wo sich auch der Buddha aufhielt, aber da er nicht wußte, wie der Buddha aussah, war er sich dessen Gegenwart nicht bewußt. Am nächsten Morgen stand er auf und setzte seinen Weg fort, um weiter nach dem Buddha zu suchen. So ähnlich ist es, wenn man nach Frieden und Erleuchtung sucht, ohne ein korrektes Verständnis zu haben.
Mangelt es am Verständnis in bezug auf die Wahrheit des Leidens und dessen Beendigung, so werden alle folgenden Faktoren auf dem Pfad verkehrt sein – falsche Absichten, falsche Rede, falsche Tat und falsche Konzentrations- und Ruheübungen. Deine Vorlieben und Abneigungen sind in dieser Angelegenheit auch kein vertrauenswürdiger Ratgeber, obwohl törichte Leute sie vielleicht für eine gute Empfehlung halten. Ach, es ist wie mit dem Reisen in eine bestimmte Stadt – unwissend fährst du auf einer falschen Straße los, und da sie angenehm ist, reist du bequem. Aber sie wird dich nicht dorthin führen, wohin du gelangen willst.
Rechtes Verständnis
Man entwickelt rechtes Verständnis, indem man Unbeständigkeit, Leid und Nicht-Selbst in allem sieht. Dies führt zu einem Loslösungsprozeß und der Auflösung von Verblendung. Loslösung meint nicht Abneigung. Die Abneigung gegenüber etwas, was wir einmal gern hatten, ist vorübergehend, und das Verlangen danach wird zurückkehren.
Stell dir eine Speise vor, die du magst – Bambussprossen oder süßen Curry zum Beispiel. Stell dir vor, dies jeden Tag zu essen, fünf oder sechs Jahre lang – du hättest genug von Bambussprossen. Falls dir jemand welche anböte, wäre das für dich nicht sehr reizvoll. In gleicher Weise sollten wir Unbeständigkeit, Leid und Leerheit in allen Dingen zu allen Zeiten sehen: Bambussprossen!
Wir suchen nicht nach einem Leben voller Vergnügen, sondern nach Frieden. Der Frieden ist in einem selbst zu finden, und zwar am selben Ort wie Aufregung und Leid. Er ist weder im Wald noch auf einer Hügelspitze zu finden, noch wird er von einem Lehrer gegeben. Dort, wo du Leid erfährst, kannst du auch Freiheit vom Leid finden. Versuchst du, vor dem Leid wegzulaufen, dann rennst du ihm in Wahrheit entgegen. Untersuche das Leid, erkenne seine Ursachen, und beende sie sofort, anstatt dich nur mit ihren Auswirkungen zu befassen.
Die geistigen Trübungen verhungern lassen
Diejenigen, die gerade beginnen, fragen sich oft, was Praxis eigentlich ist. Praxis findet dann statt, wenn du versuchst, dich den geistigen Trübungen zu widersetzen, wenn du nicht die alten Angewohnheiten nährst. Wo immer Reibungen und Schwierigkeiten entstehen – dort ist der Ort für dich, an ihnen zu arbeiten.
Wenn du Pilze zum Essen sammelst, tust du das nicht blindlings; du mußt die verschiedenen Arten kennen. So ist es auch mit unserer Praxis – wir müssen die Gefahren kennen, den Schlangenbiß der geistigen Trübungen, um uns von ihnen zu befreien.
Die geistigen Trübungen – Gier, Haß und Verblendung –
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