Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
vergebens. Es gibt keine Zeichen, die deinen Fortschritt bestätigen, wie jenes Schild, das sagt: »Dies ist der Pfad nach Wat Pah Pong.« Wirf einfach all deine Wünsche und Erwartungen weg, und schau direkt auf die Wege des Geistes.
Was ist natürlich?
Einige Leute beschweren sich, unsere Lebensweise entspreche nicht ihrer Natur, und verlangen, unsere Praxis solle »natürlich« sein.
Natur ist der Baum im Wald. Aber wenn du ein Haus baust, ist dies nicht länger natürlich, oder? Wenn du lernst, den Baum zu nutzen, um Holz zu schlagen und ein Haus daraus zu bauen, hat er doch mehr Wert für dich. Oder vielleicht ist der Hund natürlich, wenn er hierhin und dorthin rennt und seiner Nase folgt. Wirf Hunden Fressen zu, und sie stürmen, einander bekämpfend, darauf zu. Möchtest du so sein?
Die wahre Bedeutung von ›natürlich‹ kann mit Hilfe unserer Disziplin und Praxis entdeckt werden. Dieses ›natürlich‹ geht über unsere Gewohnheiten, unsere Konditionierung, unsere Ängste hinaus. Wenn der menschliche Geist ungeschult den sogenannten natürlichen Impulsen überlassen wird, ist er voller Gier, Haß und Verblendung und leidet dementsprechend. Doch er wird in jeder Umgebung aufblühen, wenn wir durch Praxis unserer Weisheit und Liebe erlauben, natürlich zu wachsen.
Mäßigung
In der Praxis sind drei grundlegende Punkte zu beachten: Sinnesbeschränkung – das bedeutet, wir geben acht, nicht allen Sinneseindrücken nachzugeben und ihnen anzuhaften –, Mäßigung beim Essen und Wachsamkeit.
Sinnesbeschränkung.
Physische Behinderungen wie Blindheit, Taubheit oder verformte Glieder können wir leicht erkennen, doch Behinderungen des Geistes sind eine andere Sache. Wenn du zu meditieren beginnst, siehst du die Dinge anders. Du kannst geistige Verzerrungen erkennen, die früher normal schienen, und du kannst Gefahren sehen, wo du sie früher nicht sahst. Dies bringt Sinnesbeschränkung mit sich. Du wirst feinfühlig wie jemand, der durch einen Wald oder Dschungel geht und sich der Gefahr durch giftige Kreaturen, Dornen und so weiter bewußt ist.
Ein Mensch, der eine empfindliche, offene Wunde hat, ist sich der Gefahr durch Fliegen und Mücken ebenfalls stärker bewußt. Für jemanden, der meditiert, liegt die Gefahr in den Sinnesobjekten. Sinnesbeschränkung ist daher notwendig; tatsächlich ist das die höchste Tugend.
Mäßigung beim Essen.
Es ist leicht zu fasten, schwieriger ist es, wenig oder gemäßigt zu essen und dies als eine meditative Übung anzusehen. Anstatt oft zu fasten, lerne, mit Achtsamkeit und Feinfühligkeit deinen Bedürfnissen entsprechend zu essen; lerne, Bedürfnisse von Wünschen zu unterscheiden.
Den Körper anzutreiben ist an sich keine Selbstquälerei. Ohne Schlaf oder Essen auszukommen mag manchmal extrem erscheinen, aber es kann von Wert sein. Man muß sich ganz fest vornehmen, Faulheit und geistiger Trübungen zu widerstehen, sie aufzurütteln und zu beobachten. Sobald sie verstanden worden sind, sind solche Übungen nicht länger notwendig. Aus diesem Grund sollten wir wenig essen, schlafen und sprechen – um uns unseren Wünschen entgegenzustellen, um sie dazu zu bringen, sich selbst zu enthüllen.
Wachsamkeit.
Um Achtsamkeit zu festigen, ist es nötig, daß du dich gleichbleibend bemühst und nicht nur dann, wenn du dich voller Eifer fühlst. Sogar wenn du zuweilen die ganze Nacht meditierst, ist das keine korrekte Praxis, wenn du zu anderen Zeiten weiterhin deiner Faulheit folgst. Wache fortwährend über deinen Geist, so wie ein Elternteil über sein Kind wacht. Beschütze ihn vor seiner eigenen Dummheit, lehre ihn, was richtig ist.Es ist unrichtig zu denken, daß du zu bestimmten Zeiten keine Gelegenheit hast zu meditieren. Du mußt dich in gleichbleibender Weise bemühen, dich selbst zu erkennen. Das ist so notwendig wie deine Atmung, die in allen Situationen weitergeht. Falls du bestimmte Übungen nicht magst, wie Rezitationen oder Arbeiten zum Beispiel, und sie als Meditation aufgibst, wirst du niemals diese Wachsamkeit erlernen.
Verlasse dich auf dich selbst
Der Buddha lehrte, daß diejenigen, die Wissen erlangen möchten, die Wahrheit selbst verwirklichen müssen. Dann macht es keinen Unterschied, ob dich andere kritisieren oder loben – was immer sie sagen, es wird dich nicht stören. Wenn eine Person kein Vertrauen zu sich selbst hat, wird sie sich entsprechend schlecht fühlen, wenn jemand sie schlecht nennt. Was für eine Zeitverschwendung! Wenn Leute
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