Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
was korrekt ist, und sie nicht dementsprechend praktizieren, belaß es dabei.
Als der Buddha bei verschiedenen Lehrern studierte, erkannte er, daß ihren Methoden etwas fehlte, aber er machte sie deswegen nicht schlecht. Da er mit Demut und Respekt studierte, zog er aus der Beziehung zu seinen Lehrern Nutzen; dennoch erkannte er, daß ihre Lehrsysteme nicht vollständig waren. Doch da er noch nicht erleuchtet war, kritisierte er sie nicht oder versuchte, sie zu belehren. Nachdem er Erleuchtung erlangt hatte, erinnerte er sich respektvoll an diejenigen, mit denen er zusammen studiert hatte, und wollte sein neu gefundenes Wissen mit ihnen teilen.
Wirkliche Liebe
Wirkliche Liebe ist Weisheit. Was die meisten Leute für Liebe halten, ist bloß ein unbeständiges Gefühl. Wenn du jeden Tag etwas Leckeres ißt, wirst du bald genug davon haben. In gleicher Weise wird sich diese Art von Liebe schließlich in Haß und Kummer verwandeln. Solch weltliches Glück bringt Anhaftung mit sich und ist stets mit Leid verbunden, vergleichbar einem Dieb, dem der Polizist auf den Fersen ist.
Dennoch können wir solche Gefühle weder unterdrücken noch verbieten. Wir sollten einfach nicht an ihnen festhalten oder uns mit ihnen identifizieren, sondern sollten sie als das erkennen, was sie sind. Dann ist das Dharma stets gegenwärtig. Einer liebt einen anderen, doch schließlich geht der geliebte Mensch weg oder stirbt. Wehklagen und sehnsüchtiges Denken, Greifen nach dem, was sich verändert hat, ist Leid, nicht Liebe. Wenn wir mit dieser Wahrheit eins geworden sind und wir nicht länger etwas oder jemanden brauchen oder begehren, erfüllen Weisheit und wirkliche Liebe unsere Welt, eine Weisheit und Liebe, die das Verlangen transzendieren.
Vom Leben lernen
Langeweile ist kein wirkliches Problem; wenn wir genau hinschauen, können wir sehen, daß der Geist immer aktiv ist. So haben wir ständig etwas zu tun.
In eigener Verantwortung kleine Dinge zu übernehmen – wie sorgfältig nach der Mahlzeit aufzuräumen, die Hausarbeit in anmutiger und achtsamer Weise zu erledigen, nicht mit den Kesseln zu klappern – hilft, unsere Konzentration zu entwickeln und die Praxis einfacher zu machen. Dies kann dir auch zeigen, ob du wirklich Achtsamkeit entwickelt hast oder ob du dich immer noch in geistigen Trübungen verlierst.
Ihr Menschen aus dem Westen seid im allgemeinen in Eile; daher werdet ihr größere Extreme von Glück, Leid und geistigen Trübungen erleben. Wenn ihr korrekt praktiziert, kann die Tatsache, daß ihr euch mit vielen Problemen auseinandersetzen müßt, zu einer Quelle tiefer Weisheit werden.
Widersetze dich deinem Geist
Betrachte das Mitgefühl des Buddha und seine unermeßlichen Fähigkeiten. Erst nach seiner Erleuchtung begann er zu lehren. Nachdem er seine Arbeit erledigt hatte, befaßte er sich mit unserer, indem er uns all diese wunderbaren Methoden lehrte. Ich habe seine Übungsmethoden befolgt, habe alle Kraft für ein zielgerichtetes Streben aufgewendet, habe mein Leben diesem Streben gewidmet, weil ich an das, was der Buddha lehrte, glaube – daß der Pfad, Verwirklichung und Nirvana existieren. Aber diese Dinge kommen nicht zufällig. Sie entstehen durch richtige Praxis, rechtes Bemühen, dadurch, daß man es wagt, sich zu schulen, nachzudenken, an sich zu arbeiten, zu handeln. Dieses Bemühen bringt es mit sich, daß du dich deinem eigenen Geist widersetzt.
Der Buddha sagt, daß man dem Geist nicht trauen soll, da er getrübt und unrein ist und noch nicht Tugend oder Dharma verkörpert. In all den verschiedenen Übungen müssen wir uns daher diesem Geist widersetzen. Wenn der Geist bekämpft wird, wird es ihm heiß und er fühlt sich bedrängt, und wir beginnen uns zu fragen, ob wir uns auf dem rechten Pfad befinden. Weil die Übung die geistigen Trübungen, das Verlangen stört, leiden wir und entscheiden uns vielleicht sogar, mit der Übung ganz aufzuhören. Der Buddha lehrte uns jedoch, daß dies die korrekte Praxis ist und daß die geistigen Trübungen, nicht du, entflammt sind. Natürlich ist solch eine Praxis schwierig.
Einige Mönche, die sich der Meditation widmen, suchen das Dharma nur in Wörtern und Büchern. Natürlich sollst du, wenn die Zeit zum Studium da ist, die Schriften studieren. Doch wenn du mit den geistigen Trübungen ›kämpfst‹, kämpfe außerhalb der Schriften. Wenn du nach einem vorgegebenen Muster kämpfst, wirst du nicht in der Lage sein, dich gegen den Feind zur Wehr zu
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