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Ein Strandkorb für Oma

Ein Strandkorb für Oma

Titel: Ein Strandkorb für Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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undefinierbares Schnalzen. Dass ich Tobias meine Kleidung geliehen habe, ist für ihn der endgültige Beweis, dass ich etwas mit der Polizeiaktion auf seinem Hof zu tun haben muss.
    «Hast du das Totenkopf-Shirt im St.-Pauli-Fanshop gekauft?», will Tobias wissen.
    «Das gibt es auch am Hamburger Flughafen, wenn du zurückfliegst.»
    Was hoffentlich bald sein wird.
    «Bist du privat hier oder beruflich?», fragt Tobias.
    «Beruflich», antwortet Maria für mich. Wir werfen uns einen kurzen Blick zu.
    «Auf’n Sonntag?», wundert sich Tobias. «Du hast es auch nicht leicht, was?» Er dreht sich zu Maria: «Wie wir, was? Das Verbrechen kennt keine Feiertage.»
    Hoho.
    Maria verzieht keine Miene.
    Bisher hat Tobias kein Wort zu Hauke gesagt, und das, obwohl der die ganze Zeit direkt neben uns steht. Ich fühle mich mies dabei, von Tobias als «guter Kumpel» vereinnahmt zu werden, ich bin aber gleichzeitig vollkommen bewegungsunfähig. Eine glatte Niederlage.
    «Wird das hier ’ne Talkshow?», meldet sich Hauke nun endlich, ohne Tobias anzuschauen.
    Tobias dreht sich zu ihm, als hätte er ihn gerade erst entdeckt.
    «Winter, BKA », schnarrt er, sein Plauderton ist plötzlich verschwunden. «Wissen Sie, warum wir hier sind?»
    «Runter von meinem Grundstück!», bellt Hauke.
    «Wir suchen ein gestohlenes Gemälde. Dürfen wir uns bei Ihnen mal umsehen, Herr Hansen?»
    Hauke verschränkt demonstrativ die Arme. «Durchsuchungsbeschluss?»
    «Noch ist es eine reine Befragung.»
    «Ich ruf meinen Anwalt an», verkündet Hauke. Äußerlich wirkt er ruhig wie immer.
    «Ich schlage vor, das klären wir unter uns, dann sparen Sie eine Menge Geld, Herr Hansen.»
    «Das ist es mir wert.»
    «Wo waren Sie gestern zwischen zwölf und dreizehn Uhr? Das wissen Sie vielleicht auch so.»
    «Auf’m Trecker.»
    «Zeugen?»
    «Keine.»
    «Schlecht.»
    «Und jetzt …?»
    «… prüfen wir Ihr ganzes Leben. Was Sie schwarz verdienen, wen Sie kennen, alles. Sie sind immerhin einschlägig vorbestraft.»
    Auf den Nachbargrundstücken sind die Leute vor die Tür getreten, um zu sehen, was sich da auf Haukes Hof abspielt.
     
    Maria geht zurück zum Dienst- BMW von Tobias und lehnt sich an die Motorhaube. Ich folge ihr. Am liebsten würde ich auf der Stelle ihren schlanken, langen Hals küssen, um die Spannung zu lockern.
    «Den Kunden bin ich los», beschwere ich mich leise bei ihr.
    Was ich eigentlich sagen möchte: «Lass uns hier abhauen und zusammen schlafen.»
    «Hauke Hansen als Dieb, mal ehrlich …»
    Maria beißt sich kurz auf die Unterlippe. «Tobias hat alle Insulaner durch die Computer gejagt, und der hat bei Hauke Alarm geschlagen. Hauke wollte den Hof seines Vaters erst nicht übernehmen, er hat zehn Jahre in Hamburg gelebt. Da hat er mächtig auf den Putz gehauen, wusste ich auch nicht.»
    «Was hat er denn Schlimmes gemacht?»
    «Bilder aus der Kunsthalle abgehängt, auf einen Haufen gelegt und in Papier gewickelt.»
    «Hauke?»
    «Er wollte mit ein paar Leuten gegen die Sparpolitik des Senats protestieren.»
    «Das heißt aber doch noch lange nicht, dass er das ‹Friesische Mädchen› geklaut hat», fluche ich.
    «Natürlich nicht», sagt sie. «Aber wir müssen dem nachgehen.»
    Neben uns in der Scheune wird es nun richtig unangenehm. Tobias hat sich provozierend vor Hansen aufgebaut und grinst ihm verächtlich in die Augen. Primitivste Anmache, wie aus einem Lehrfilm für Ghetto-Kids. Blöderweise springt Hansen darauf an; er packt Tobias am Anzugkragen (
meinem
Anzugkragen!) und schüttelt ihn durch. Darauf hat der nur gewartet. Obwohl Hansen einiges mehr wiegt, wirft Tobias ihn mit einem gekonnten Dreh zu Boden und nimmt ihn in den Schwitzkasten. Hansen läuft puterrot an, was Tobias nicht bewegt, lockerzulassen.
     
    Maria rennt hinüber zu Hansen und macht etwas, das mich total verwirrt: Sie legt ihre linke Hand in Tobias’ Nacken und streift ihm mit der anderen Hand sanft über den Arm.
    «Hey, Tobi», säuselt sie leise.
    Tobias starrt sie an, als hätte sie ihm gerade eine Liebeserklärung gemacht. Er wird ganz weich und lässt los. Hauke rollt sich stöhnend zur Seite. Maria und Tobias schauen sich tief in die Augen, als seien sie seit ewigen Zeiten zusammen. So eng ist Maria mit Fremden sonst nie: ist das irgendein Trick aus der Polizeischule? Oder was ist da los zwischen ihr und Tobias? Hauke und Tobias stehen auf.
    «Wir sehen uns wieder, Herr Hansen», kündigt Tobias an. Es klingt nun plötzlich sehr

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