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Ein Strandkorb für Oma

Ein Strandkorb für Oma

Titel: Ein Strandkorb für Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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Tante und meinen Onkel fragend an.
    «Also ja? Jade bleibt noch zehn Tage, dann sehen wir weiter.»
    Arne nickt. «Falls es nicht klappt, müssen wir halt umdisponieren. Wir können Mama sowieso nur langsam beipulen, dass sie Hauspersonal bekommt.»
    Keiner spricht das böse Heim-Wort noch aus.
    Schade, dass Fräulein Rottenmeier nicht mehr da ist. Ich würde sie gerne mal fragen, wie sich das hier hinter dem Küstenwald für sie anfühlt.

[zur Inhaltsübersicht]
12. Die Würfel sind gefallen
    Ich fahre zurück nach Nieblum und bleibe vor unserem Haus noch einen Moment im Wagen sitzen. Die Insekten in unserem Garten genießen die Sonne, heute ist es warm, jede Flugroute kann eingehalten werden, der Wind hat sich weit nach draußen auf den Atlantik zurückgezogen.
    Unser geheimes Treffen sitzt mir immer noch quer im Magen. Das gemeinsame Schweigen wird nicht lange durchzuhalten sein. Maria muss aufgeklärt werden, egal, was danach passiert. Schließlich ist es auch ihre Großmutter. Die Heimlichkeiten in unserer Familie führen zu weit, jetzt sitzen auch schon Arne und Regina mit im Boot. Irgendwann wird es Maria von jemandem erfahren. Und das sollte möglichst niemand anders sein als ich.
    Falls sie jetzt zu Hause ist, werde ich ihr alles beichten. Dann soll und muss sie selber entscheiden, wie sie sich Oma gegenüber verhält: verhören, verhaften oder vertuschen. Ich bin allerdings ziemlich sicher, dass sie unsere Oma schützen wird, etwas anderes kann ich mir gar nicht vorstellen.
    Im Kopf lege ich mir schon den Text zurecht: «Maria, ich muss dir etwas sagen. Also, ich habe anonym eine DVD zugesteckt bekommen, die zeigt Oma beim Verlassen des Museums. Durch ein Fenster, um genau zu sein. Sie trägt ein Bild bei sich, und Jade ist auch dabei.» Schlecht.
    Außerdem ist es schon wieder gelogen: Ich habe die DVD nicht anonym zugesteckt bekommen, sondern von Friederike. Und der habe ich hoch und heilig versprochen, nichts zu sagen. Oder muss ich meine gute Freundin und Mitsängerin von den Seevögeln mit ans Messer liefern? Es ist alles sehr, sehr kompliziert. Am liebsten würde ich im Wagen sitzen bleiben und hier übernachten. Aber ich gebe mir einen Ruck. Die Wagentür scheint einige Tonnen schwerer geworden zu sein, ich bekomme sie kaum auf.
     
    Schon vor der Haustür dringt mir lautes Gelächter entgegen, Frauenstimmen, dazu höre ich ein klapperndes Geräusch: Da schüttelt jemand einen Würfelbecher. Der Becher schlägt auf die Tischkante, dann quietscht es wieder. Ich gehe durch den Flur ins Wohnzimmer. Alle, über die ich gerade mit Arne und Regina gesprochen habe, sitzen um den großen Tisch versammelt: Oma, Jade und Maria. Die Klappcouch mit dem Bettzeug, auf der Maria und ich schlafen, ist ausgefahren, weswegen es sehr eng im Raum ist. Die Atmosphäre hat etwas von Pyjamaparty oder Klassenfahrt.
    Oma trägt einen bunten Seidenkimono, Maria ihre Uniform ohne Jacke, mit kurzärmligem Hemd und gelockertem Schlips. Jade sieht aus wie immer, inklusive der drei aufgeklebten Tränen unter dem rechten Auge. Auf dem schweren Holztisch stehen Teetassen und ein angebrochener Käsekuchen. Jede der Riewerts-Frauen hat einen Teller vor sich, in der Mitte des Tisches liegt ein beschriebenes Blatt Papier.
    Ich beuge mich zu Oma und gebe ihr einen Bussi auf die Wange, danach bekomme ich von Maria einen kurzen Kuss auf den Mund.
    «Moin, Jade», sage ich und lächle.
    Oma scheint die Aufregung über den Brand in ihrer Wohnung erstaunlich gut überstanden zu haben, wenn sie jetzt schon wieder feiern kann. Das macht mir Mut. Ich könnte es Maria vor Oma und Jade sagen, aber will ich jetzt wirklich die Spaßbremse sein? Hat das nicht Zeit bis morgen?
    «Sechs!», ruft Jade entsetzt, Maria und Oma klatschen hämisch. Marias braune Augen strahlen mich an, ein dünner Schweißfilm zieht sich über ihr Gesicht. Jade starrt geschockt auf den Würfel mit den sechs Augen. Man merkt, dass sie das gar nicht witzig findet.
    «Jetzt bist du fällig!», freut sich Oma.
    Jade sucht mit den Augen Hilfe bei Maria, doch die schüttelt energisch mit dem Kopf: «Der Würfel hat immer recht!»
    Maria und Oma klopfen auffordernd auf die Tischplatte. Zögerlich erhebt sich Jade von ihrem Stuhl, dann klettert sie umständlich auf den Tisch.
    «Was ist denn das für ein Spiel?», wundere ich mich.
    «Kniffeln mit verschärften Regeln», kreischt Oma. Die Frauen lachen.
    Jade steht etwas verloren auf dem Tisch, bittet um Ruhe. Oma hält unsere

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