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Ein Strandkorb für Oma

Ein Strandkorb für Oma

Titel: Ein Strandkorb für Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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passt gut», sagt Maria. «In einer Dreiviertelstunde fahr ich zur Nachtschicht.»
    «Wir leben ja hektischer als in der Großstadt», jammere ich.
    Maria stellt sich hinter mich und spielt mit ihrer Nase von hinten an meinem Ohr. «Es kommen andere Zeiten.»
    «Bloß wann?»
    «Wenn deine Lieblingspolizistin den Dieb gefasst hat.»
    «Wie weit seid ihr denn?», frage ich.
    Maria lässt von meinem Ohr ab. «Sag’ mal, Friederike singt doch bei dir im Chor.»
    Ich nicke.
    «Weißt du, ob sie Geldprobleme hat?»
    Geldprobleme? Wie kommt sie jetzt ausgerechnet auf Friederike? Ich erleide einen leichten Schweißausbruch, den Maria hoffentlich nicht bemerkt.
    «Wieso das denn?»
    «Friederike war im Museum, obwohl sie an dem Morgen keinen Dienst hatte. Angeblich, um eine Tasche zu holen, die sie vergessen hatte. Aber sie wusste natürlich, dass der Alarm ausgeschaltet war, und ein Wachmann hat sie bei dem Bild gesehen.»
    «Du spinnst.»
    «Und noch etwas: die Überwachungskamera von ihrem Haus gegenüber hat alles aufgezeichnet …» Mein Herz hört auf zu schlagen. «… bis auf die Stunde vom Diebstahl.»
    Mein Puls schießt wieder hoch.
    Wenn sich Maria auf Friederike einschießt, bricht alles zusammen. Die Arme würde einen viel zu hohen Preis für ihre Nettigkeit bezahlen. Ich muss sie auf jeden Fall anrufen und warnen oder besser noch vorbeifahren.
    Jade platzt herein. Sie ist noch ganz verschwitzt von ihrem Auftritt auf dem Tisch.
    «Gibt es noch Kekse?», fragt sie.
    «Klar», antwortet Maria und reicht ihr eine Packung.
    «Sag’ mal Jade, ich habe ein großes Anliegen», sage ich. «Könntest du noch etwas länger bei Oma bleiben? Du hast ja mitbekommen, ihr geht es nicht so gut.»
    Jade lacht. «Ich würde sagen, es geht ihr fast zu gut.»
    Den Brand scheint sie vergessen zu haben.
    «Nur dass du ein Auge darauf hast, falls was anbrennt.»
    «Gebongt», sagt Jade und zieht mit den Keksen ab.
    «Über Omas Zukunft müssen wir uns in der Familie mal zusammensetzen», meint nun Maria. «Aber ich kann erst dabei sein, wenn das mit dem Museum geklärt ist.»
    Ich nicke stumm und schuldbewusst
    «Ich muss wieder rein», entschuldigt sich Maria, «sonst stellen Jade und Oma das nächste Spiel alleine zusammen. Das muss ich verhindern.»
    Alles könnte so perfekt sein.
    «Vorsicht beim Würfelspiel, du bist Polizistin», warne ich sie lächelnd.
    «Wer weiß, wie lange noch», sagt Maria düster. Ich hatte es gar nicht so ernst gemeint.
    «Was heißt das?»
    «Sollte ich beim Betteln in Nieblum verhaftet werden, werde ich gefeuert. Dann ist wenigstens alles geklärt.»
    «Keine Witze dieser Art, bitte.»
    Maria lacht: «Das entscheidet der Würfel.»
    «Bitte nicht.»
    «Der Würfel hat immer recht!»
    Wir küssen uns, und ich eile zum Wagen.
     
    Natürlich fahre ich zuerst nach Alkersum und schleiche mich hinterm Museum zu Friederikes Haus. Das bin ich ihr schuldig, sie darf keinen Ärger mit der Polizei bekommen, bloß weil sie Oma deckt. Allein ihretwegen schon muss ich Maria bei der nächsten Gelegenheit alles offenbaren.
    Ich klingle mehrmals an ihrer Tür und schaue durch die Fenster. Aber Friederike ist nicht zu Hause und auch nicht auf dem Handy erreichbar, was in ihrer Situation das Beste ist. So ist sie wenigstens auch für Tobias nicht zu finden. Ich hefte einen Zettel an die Haustür und hinterlasse auf ihrer Mailbox eine Nachricht, dass sie mich anrufen soll. Dann fahre ich nach Wyk. Nun gibt es kein Halten mehr …

[zur Inhaltsübersicht]
13. Auf Kaperfahrt
    Wenn man vergessen will, dass man sich auf einer friesischen Nordseeinsel befindet, weil man lieber im Märkischen Viertel in Berlin, in Bitterfeld oder Wanne-Eickel wäre, gelingt das am ehesten auf dem Gelände der
Eilun Feer Skol
, dem Schulzentrum in Wyk.
    Über den asphaltierten Schulhof gehe ich auf etwas zu, das aussieht wie ein nüchterner Bürobau aus den Siebzigern. Die ehemals weiße Fassade des Gebäudes ist an vielen Stellen mit schmutzigen schwarzen Schlieren überzogen, algenartige grüne Pflanzenreste lecken vom Dach herab. Schwer zu glauben, dass mal ein Architekt mit leuchtenden Augen und roten Ohren für diesen Bau geworben haben soll. Und dass auf der Auftraggeberseite ebenso leuchtende Augen ernsthaftes Interesse signalisiert haben.
    Ich fühle mich in diesem Komplex allerdings sofort heimisch, denn ich bin auf eine ähnliche Schule gegangen. Von innen siehst du das Gebäude ja nicht, und wenn du hinausschaust, blickst du

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