Ein Stueck meines Herzens
Footballtrainer von Ole Mississippi da rübergebracht.«
»Das warst du doch gar nicht«, sagte der Jüngere, gab seinem Bruder noch einen Schlag mit dem Baumwollzweig und stellte das Glas zurück in den Kühlschrank.
»Halt’s Maul, du Blödmann«, sagte der Bruder und gab dem anderen einen harten Tritt ins Knie, was dem aber nichts auszumachen schien. »Ich hab die rübergebracht, als sie Gaspareau im Veterans Hospital in Memphis die Kehle aufgeschnitten haben.«
Ein Trailways-Bus tauchte auf der Straße auf, dessen Blinker zum Abbiegen aufblitzte.
»Wie heißt der Mann?« fragte er, warf einen Blick auf den Bus und schaute dann wieder den Jungen an, der vor ihm stand.
»Lamb«, sagte der Junge und sah zum Bus hinüber. »Der Alte ist bösartig wie Leichengift.«
Er ließ sich den Namen durch den Kopf gehen und entschied, daß er nichts bedeutete. Der Bus bremste ab, überquerte den Highway und brummte unter die niedrige Dachtraufe des Ladens. Die Tür klappte auf, und ein großer Mann mit bleichem Gesicht in einem wollenen Jackett und Tennisschuhen stieg aus und schützte die Augen vor der Sonne. Sobald er ausgestiegen war, ächzte der Bus auf den Highway zurück und verlor sich hinter der Gin. Eine alte Frau kam aus dem Laden, stellte sich unter die Dachtraufe und redete mit dem Mann, der ausgestiegen war.
»Was ist denn mit eurer Baumwolle passiert?« fragte er und schaute zurück auf das Wasser, in dem sich überall in den Feldern kleine Himmelsstreifen spiegelten.
»Naß«, sagte der ältere Junge vertraulich. »Im September konnten wir nicht mit den Mähdreschern rein. Wenn die Sonne jetzt nicht bleibt, gibt’s keine Baumwolle mehr.« Der Junge starrte wütend in die Sonne, als sollte das eine Drohung sein.
»Und was macht ihr dann?« fragte er.
Die blaugrauen Augen des Jüngeren leuchteten auf, und er begann, mit seinem knotigen Daumen auf das Oldsmobile zu zeigen. »Wir wuchten unsern Arsch in diese Schrottkarre, fahren nach New York City und hören auf, wie die Dorftrottel hier im Dreck rumzuhocken.«
Die Frau ging um die Ladenecke herum unter das »Voll auf Tour mit Pure «-Schild und zeigte hinaus auf den Damm. Der Mann beugte sich herunter, um sie zu verstehen. Er sah so aus, als könnte es ihn vielleicht interessieren, was drüben auf der anderen Seite war.
»Der hat keine Ahnung«, sagte der ältere Junge und lächelte mitleidig. »Er denkt, wenn wir uns ins Auto setzen, ist schon alles in Ordnung.«
Ihm dämmerte, daß der Mann vielleicht auch den Job wollte. Und daß er, wenn er noch bei Verstand war, zusehen sollte, daß er wieder auf die Straße kam, denn der andere Mann würde zu Fuß in der Hitze länger brauchen. Er fing einen großen Schweißtropfen an seiner Schläfe auf.
Der ältere Junge ging mit wichtiger Miene zurück, öffnete den Kühlschrank, nahm einen großen Schluck aus dem Glas und schloß die Tür wieder. »Man muß kein Erwachsener sein, ums besser zu wissen«, sagte er.
»Du wirst sowieso nie erwachsen werden«, sagte sein Bruder. »Von mir aus kannst du glauben, daß du jetzt schon alles besser weißt, auch wenn’s nicht stimmt.«
Er ging zurück über die Straße, ohne noch ein Wort zu den Jungen zu sagen. Er hörte, wie die Frau etwas über Gaspareau sagte, und warf dem Mann einen mißtrauischen Blick zu. Ein Bussard segelte draußen im Dunst über den Feldern, und er beobachtete einen Augenblick lang, wie er sich zum Fluß hinunter fallen ließ, dann wieder aufstieg und mit jeder Sekunde kleiner wurde. Der Mann wirkte nicht wie einer, der das Land von jemand anderem bewachen wollte. Er sah eher aus wie ein Bankangestellter. Der Mann ging am Pickup vorbei die Straße hinunter und hielt sich am Straßenrand. Er hatte das Jackett ausgezogen und sein feuchtes Hemd aufgeknöpft, so daß sich sein Bauch über die Gürtelschlaufen wölbte. Er ließ den Pickup in die Straße hinausrollen, bis er auf gleicher Höhe mit dem Mann war. Er öffnete das Fenster und starrte mißtrauisch auf den Mann, der im staubigen Sonnenlicht schwitzte. »Wo wollen Sie hin?« fragte er.
Der Mann lehnte sich mit dem Ellbogen ins Fenster und wischte sein Gesicht mit dem Jackett ab. »Irgend so ’ne beschissene Insel«, sagte er.
»Wegen dem Job?« fragte er, bereit, sofort aufs Gaspedal zu treten.
Der Mann sah aus, als ob ihn der Schweiß auf seinen Wangen ziemlich quälte, und er antwortete, indem er die Stirn runzelte. »Davon weiß ich nichts«, sagte er, trat vom Fenster weg
Weitere Kostenlose Bücher