Ein Stueck meines Herzens
Dächern wie Keksschachteln wirkten, wobei die erste Hütte so aussah, als hätte man zwei der kleineren zusammengenagelt. Die anderen Hütten führten in einem Halbkreis zum See hinunter, und die letzte stand bis zu den Trägern im toten Wasser. Irgend jemand hatte eine Rohrhalterung vor die erste Hütte gesetzt, eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg an zwei Ketten darangehängt und das ganze Gestell weiß angemalt. Zwischen den Ahornbäumen hinter den kleineren Hütten lagen verstreut umgedrehte Holztische, und zwei alte, wie Schneckenhäuser geformte Wohnwagen mit gewellten Dächern standen da und der Rumpf eines gelben Schulbusses, der von den Achsen abgenommen worden war und im Gras hockte und Vorhänge aus Sackleinen hatte, die an Fenstern hingen, in denen kein Glas mehr war. Der See war dunkel, silbrig schwarz und wie ein Knöchel geformt. Er erstreckte sich nach Norden und Süden, und die Insel war fünfhundert Meter entfernt, eine dichte Befestigung von Wassereichen und Weiden, die so weit reichten, wie er in beiden Richtungen schauen konnte. Auf ihn wirkte das alles wie ein Vorwurf, und er hatte das Gefühl, er sollte umdrehen und versuchen, die ganze Angelegenheit zu vergessen. »Das ist aber nicht gerade viel«, sagte er und blickte auf den See.
»Wir sind noch nicht da«, sagte Robard und fuhr so über den Hundekadaver, daß er zwischen den Reifen lag.
Sechs weitere schwarz-hellbraun gefleckte Jagdhunde kamen unter der ersten Hütte hervor. Sie begannen zu bellen und reichlich Lärm zu machen. Robard fuhr ins Gras und hupte, woraufhin die Hunde noch lauter bellten.
»Die verschlingen einen bei lebendigem Leibe«, sagte Robard und starrte ausdruckslos auf die Hunde.
»Drück noch mal auf die Hupe«, sagte er. Der Bootsanleger war weiter unten am Ufer, ein Floß aus Ölfässern, Autoreifen und darübergebundenen Brettern, das hinter der letzten, im Wasser liegenden Hütte trieb. Ein Aluminiumboot war an dem Anlegeplatz festgezurrt und lag bewegungslos im Wasser.
Ein alter Mann erschien vor der wellblechgedeckten Veranda mit einer Schrotflinte mit doppeltem Lauf und einem gedrehten Eschenstock in der Hand. Die Hunde taten so, als sähen sie ihn nicht, bellten weiter und scharrten im Dreck, bis er hinter ihnen stand. Er wirkte verärgert über den Lärm und gab dem Hund neben ihm einen solchen Hieb auf die Rippen, daß das Tier umfiel. Die anderen verstummten augenblicklich und trotteten zurück hinter das Haus, während der verletzte Hund wegzukriechen versuchte, ohne den Blick von dem Stock abzuwenden. Dem alten Mann gelang es aber, ihn noch einmal am Hinterbein zu erwischen, und der Hund machte einen Satz in die Platanen.
Der alte Mann setzte den Stock ab, packte die Schrotflinte fester an und humpelte zum Pickup. Er schaute zuerst auf die Ladefläche und dann genauer in die Fahrerkabine. Der alte Mann war kahl, trug weite saubere Khakihosen und hatte eine dünne Kette um den Hals, an der eine silberne Scheibe mit einem Loch in der Mitte befestigt war, die wiederum in einem Stöpsel in seiner Kehle steckte. Nachdem er sich hinreichend vom Inhalt des Pickups überzeugt hatte, stützte er sich mit der Hüfte auf den Stock und legte seinen Finger auf die Scheibe. »Na, Jungs?« sagte er und schaukelte die Schrotflinte höher in seine Armbeuge. Seine Stimme machte ein krächzendes Geräusch.
»Ich soll P. H. Gaspareau sprechen«, sagte Robard.
»Das bin ich, worum geht’s?« sagte der Mann und tippte mit seinem Finger auf die Scheibe, so daß sich ein Lichtstrahl darauf fing.
Robard hielt die Zeitung ans Fenster, damit der Mann sah, worauf er zeigte.
Der alte Mann überflog die Zeitung, starrte dann über ihren Rand hinweg. »Und was will der ?« Seine Augen wurden schmaler, als blendete ihn die Sonne.
»Das müssen Sie ihn schon fragen«, sagte Robard. »Ich habe ihn vom Laden mitgenommen.« Er faltete die Zeitung sorgfältig zusammen.
»Ich möchte auf die Insel«, sagte er. »Beebe Henley sollte Sie anrufen. Ich heiße Newel.«
»Vor einem verdammten Monat«, krächzte Gaspareau und schaute ihn weiter durchdringend an.
»Ich wurde aufgehalten.«
»Ich hab ihm erzählt, daß Sie kommen, aber das war vor vier Wochen.«
»Ich bezahle Sie«, sagte er. »Sonst springe ich in den Scheißsee und schwimme rüber.«
Robard blickte ihn unruhig an.
»Mr. Lamb bezahlt mich und nicht Sie.« Gaspareau zeigte mit der Spitze des Gewehrlaufs in Richtung der Insel. »Sie werden hier überhaupt nicht
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