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Ein Stueck meines Herzens

Ein Stueck meines Herzens

Titel: Ein Stueck meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ford
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ein verdammter Rechtsanwalt.« Der alte Mann griff noch fester in seine Segeltuchhose und zerrte sie hoch, bis die Aufschläge mehrere Zentimeter über dem Spann seiner Hausschuhe waren.
    »Nein«, sagte er beklommen, versuchte auch unter dem Haus hindurchzusehen und stellte fest, daß er es nicht so gut konnte wie der alte Mann. »Der ist wegen so ’nem Job hier, glaube ich.«
    »Dann wollen wir uns den Scheißkerl mal ansehen«, sagte der alte Mann, torkelte davon und zog seine Hose mit beiden Händen hoch.
    Er stand da und blickte den Farbigen voller Hoffnung auf irgendein Zeichen der Verbundenheit an, aber der Farbige mied seinen Blick und trottete hinter Mr. Lamb her.
    Als sie auf den Jeep zukamen, zwängte sich Robard heraus, zertrat seine Zigarette im Gras und murmelte etwas Unverständliches.
    »Schauen Sie«, sagte der alte Mann und zwinkerte zum Nachdruck in mehrere Richtungen, als hätte er Robard bereits ausreichend vorgewarnt. »Wenn Sie heute noch mit mir reden wollen, müssen Sie schon in das Ohr sprechen, oder Sie können’s gleich lassen.«
    »Gaspareau hat mich geschickt«, rief Robard und starrte ihn hinter dem alten Mann an, als hätte er den Verdacht, er wäre auf der anderen Seite des Hauses verraten worden.
    »Weshalb denn, zum Teufel?« fragte Mr. Lamb.
    »Wegen des Aufpasserjobs, den Sie in der Zeitung hatten«, schrie Robard.
    Der alte Mann blickte ihn anklagend an. »Sie sind doch kein Mörder, oder?«
    Robard grimassierte. »Nee, bin ich nicht.«
    »Letzte Woche hat mir Gaspareau ’nen  Mörder  rübergeschickt, und ich hab den Scheißkerl wieder weggejagt. Er hat da drüben letztes Jahr irgend ’nen armen Sträfling erschossen, ohne daß der Mistkerl sich überhaupt noch umdrehen konnte.«
    Plötzlich nahm Mr. Lamb sein ganzes Gebiß heraus und drückte daran herum, als wollte er irgendeinen störenden Fehler beseitigen. »Ich will hier keine beschissenen Mörder haben, die mir meine Insel zusammenballern«, mümmelte Mr. Lamb und inspizierte sorgfältig seine Zähne. »Der Junge wird bestimmt nicht mal einundzwanzig, das versprech ich Ihnen, dieses kleine Arschgesicht.«
    Robard sagte nichts und starrte gequält über die knochige Schulter des alten Mannes zu ihm herüber.
    Der Farbige ging zum Haus, lehnte das Rohr und die Zange an einen der Pfeiler, stellte sich daneben, zündete sich eine Zigarette an und begann, das weitere Geschehen aus einer bequemeren Entfernung zu beobachten. Er schaute böse zu dem Neger hinüber und wartete ab, daß der alte Mann die Untersuchung seiner Zähne beendete.
    »Diese Dinger«, sagte er jammervoll und meinte die rosa und porzellanweißen Zähne. »Selbst für hundert würd’ ich keine fünf Pfennige hinlegen. Als ich noch meine Zähne hatte, kriegte ich immer nach zehn Uhr abends  WRBC  auf meinem zweiten Backenzahn.« Mr. Lambs Augen blitzten an Robard vorbei, und sein Blick begegnete schnell dem des Farbigen, der das Gesicht abwandte und gackerte. Robard lächelte schwach.
    »Wie heißen Sie?« fragte der alte Mann.
    Robard sprach seinen Namen aus, als hasse er es, ihn zu hören. »Dann will ich Ihnen mal was sagen, Hewes«, sagte der alte Mann, setzte sich schließlich die Zähne wieder ein und schmatzte heftig auf ihnen herum. »Mein Job bringt Ihnen zwölf Dollar pro Tag für eine Woche Truthahnsaison, und zwar von morgen an bis nächsten Donnerstag, plus Essen und Unterkunft. Das ist nicht mal ’ne Woche Arbeit, und ich will, daß Sie von sechs bis sechs arbeiten, es sei denn, wir machen was anderes aus.« Der alte Mann warf Robard einen merkwürdigen Blick zu, als wollte er ihm den Job wieder ausreden. »Ich gebe Ihnen eine Schreckschußpistole, die ich da habe, aber ich möchte nicht, daß Sie sie überhaupt rausholen. Ich möchte nur, daß Sie sie haben, weil einige Bauern von drüben manchmal dreist werden, wenn sie glauben, daß sie damit durchkommen. Gaspareau läßt die hier rüberkommen. Dagegen kann ich überhaupt nichts machen.« Er hielt plötzlich inne und starrte Robard an. »Sie sind nicht mit Gaspareau verwandt, oder?«
    »Ich hab ihn vor ’ner Stunde zum ersten Mal gesehen«, sagte Robard und schaute weg.
    »Sind Sie sicher?« fragte Mr. Lamb, seine Augen glitten schnell über Robards Gesicht und erforschten gründlich jeden Zug.
    »Das hab ich doch gesagt«, schnauzte Robard zurück.
    »Na gut«, sagte Mr. Lamb.
    »Eine Sache noch. Ich muß an ein paar Abenden nach Helena.«
    »Weshalb denn zum Teufel?« schrie der

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