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Ein Stueck meines Herzens

Ein Stueck meines Herzens

Titel: Ein Stueck meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ford
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durch die Dunkelheit anzeigte. Der Limonengeruch schien zur Mitte des Hauses hin stärker zu werden, und er dachte kurz daran, eine Kralle für sich abzubrechen und damit zu verschwinden, aber das schien ihm dann doch irgendwie falsch. Er bückte sich statt dessen und kam wieder aus dem kühlen Dunkel hervor, wobei er versuchte, die Rohrleitungen zu umgehen, damit er sich nicht stieß. Er richtete sich im Mondlicht ganz auf, so daß er deutlich zu erkennen war, und beobachtete, wie sich die Tür von Landrieus Haus schloß und das Licht den Schatten übermalte. Ein fahles Licht brannte immer noch in der Gin Den, das zwischen den Spalten hindurchsickerte und die Hütte im Dunkel wie ihr eigenes Skelett erscheinen ließ. Elinor kam schlenkernd durch den Vorgarten zurück und schaute ihn schwermütig an und verschwand hinten unter der Treppe. Sehnsüchtig dachte er, wenn er nur den richtigen Gesprächsstoff fände, könnte er zu Landrieu gehen und den Abend mit Reden verbringen. Nur daß ihm nichts einfiel, worüber Landrieu nur halb so gern reden würde, wie er allein gelassen werden wollte, und er gab die Idee wieder auf.
    Mehrere Wege, die dem ähnelten, auf dem sie gekommen waren, liefen vor dem Haus zusammen und teilten sich auf komplizierte Weise, durch verschiedene Rangierspuren, wieder, so daß man jeden Punkt auf der Insel erreichen konnte. Während des Frühstücks hatte er eine Route zum Fluß ausgetüftelt, indem er die Luftbildkarte benutzte. Er war den Straßen gefolgt, wie sie sich zum Haus zurückwanden und andere Routen kreuzten, die wiederum näher und näher an den Rand der Insel führten. Es war, wie ihm schien, der einfachste Weg, und nachdem er ihn sich gut eingeprägt hatte, bahnte er sich an Landrieus Haus vorbei einen Weg durch den Eichenwald und über einen seltsamen Fleck verbrannter Erde, den er zum ersten Mal sah, und erreichte den Waldrand, wo er die süße Schafgarbe riechen konnte und den Liguster tief im Unterholz. Er konnte eine graue Hundefährte erkennen, die ins Dunkel und in östlicher Richtung von der Lichtung ums Haus wegführte. Er war überzeugt, daß er genau auf den Fluß zu marschierte.
    Als er fünfzig Meter weit gegangen war, endete der Buschpfad an einer der zweispurigen Jeepstraßen, und er folgte ihr einfach in, wie er meinte, südlicher Richtung. Er schaute zurück zur Lichtung, wo die drei Gebäude mit ihren hell erleuchteten Fenstern gestanden hatten und wo nun nichts mehr zu sehen war als der graue Pfad, der vom Unterholz und den Baumwollbüschen verschluckt wurde.
    Wasser stand in beiden Reifenspuren, und er ging auf dem Buckel zwischen ihnen entlang, wo der Boden weich, aber nicht so durchnäßt war. Zwischen den Bäumen konnte er Schatten erkennen, wo sich das Land hinter größeren Eichen und vereinzelten Büschen und Dornsträuchern zu senken schien, aber dahinter sah er nichts. Er vermutete, daß sich parallel zum Fluß kleine Buchten gebildet hatten, hinter denen eine erhöhte Sandbank lag und dahinter der Fluß. Die Straße führte, seiner Einschätzung nach, nah an den Fluß heran, während sie der ersten breiten Ausbuchtung der Insel folgte, und verlief schließlich nur zwanzig Meter von der Hauptfahrrinne des Flusses entfernt am Ufer entlang, so daß eine Route durch das Tiefland nicht erforderlich war. Er dachte, daß er fast schon dort angelangt war, wo Mr. Lamb seine Salzlecke aufgestellt hatte.
    Die Grillen hatten begonnen zu zirpen und die Wolken, die sich drohend am Himmel gesammelt hatten, hatten sich aufgelöst. Über dem Ende der Straße schwebte der Mond, so daß sein Licht den Weg und die vorderen Bäume auf beiden Seiten erleuchtete.
    Er dachte, daß er sich kräftiger fühlte, als er es seit August getan hatte. Damals hatten er und Beebe die Fähre von Waukegan hinübergenommen und Labor Day in den Dünen verbracht. Er wußte noch, wie gut er sich gefühlt hatte. Beebe war nach Bangkok geflogen, und er hatte in ihrer Wohnung gewohnt und war zweimal in der Woche zur Universität gegangen und hatte im  Law Review -Keller herumgehangen und die Schlagzeilen der  Washington Post  gelesen. Am Abend war er essen gegangen und am Betonufer zurück zur North Avenue geschlendert und hatte den Tag mit Fernsehen beschlossen.
    Nach einem Monat hatten wieder die Seminare begonnen, und er zog zurück in die Kenwood Street, wo Fremde die ganze Nacht im Park mit Drogen handelten und die Dinge langsam brenzlig wurden. An Halloween hatten seine Kniebänder

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