Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Stueck meines Herzens

Ein Stueck meines Herzens

Titel: Ein Stueck meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ford
Vom Netzwerk:
und tropften, als wären sie gerade aus der Badewanne gekommen und hätten das Bett gewählt, um sich abzutrocknen. Er stand da und schaute lange zu den Frauen hinüber, während sie ihn anschauten und lächelnd und flüsternd Bemerkungen machten, die er nicht hören konnte. Nach einer Weile kam ein dicker Mann vorbei mit weißen Haaren und einem glänzenden blauen Anzug und schaute in das offene Zimmer und sah die Frauen und sagte zu ihnen, daß sie dahin verschwinden sollten, wo sie hingehörten, weil er sonst jemanden holen würde. Er ging wieder in sein Zimmer, wo sein Vater immer noch schlief. Und nach einer Weile ging er ins Bett und schlief, bis es dunkel war. Als sein Vater aufwachte, sagte er, daß er zwei nackte Frauen zusammen im Bett gesehen habe, die Whiskey tranken. Sein Vater sagte, er würde mal nachfragen, und in der Hotelhalle ging er zu dem dicken Mann und fragte nach den Frauen, und der dicke Mann sagte, sie seien Frauen, deren Männer Plantagen östlich von Bators Rouge besäßen und deren Söhne in der Landesregierung seien und deren Töchter in die Gesellschaft eingeführt wurden und die dort, wo sie wohnten, einen Ruf hätten, auf den sie Rücksicht nehmen müßten. Er sagte, daß die Frauen in die Stadt kamen, um Kleider für eine Reise nach Los Angeles zu kaufen, und daß sie, nachdem sie einen Tag bei Godchaux’s verbrachten, die nächsten beiden damit zubrachten, sich zu betrinken und Radau zu machen, und daß es ihm leid tat, er aber trotzdem die Polizei rief und sie zur Wache an der Broad Street bringen ließ.
    Er machte mit seinem Vater einen Spaziergang zur Fähre hinunter, die nach Algiers übersetzte, und fragte ihn, warum die Frauen so etwas getan hätten. Und sein Vater sagte, daß einem ab und zu mal die Dinge entglitten und man es nicht mehr im Griff habe, was passierte, und daß die Damen, obwohl sie ihm wahrscheinlich wie Schlampen vorgekommen seien, es wahrscheinlich nicht waren, sonst hätten sie keine Söhne aufziehen können, die jetzt in der Landesregierung waren.

Teil V
Robard Hewes

1
    Er parkte hinten unter den Weiden, wickelte die Pistole in sein Taschentuch und schob sie unter den Sitz, und nahm den Traveler hinüber zum Lager und fuhr zu Goodenough’s.
    Die beiden flachsköpfigen Jungen waren an der Kreuzung, saßen im Schatten des Servel-Kühlschranks und scharrten mit ihren Absätzen auf der Erde. Sie starrten zu ihm herüber und schienen sich nicht an ihn zu erinnern. Aus den Augenwinkeln sah er zu dem einen Jungen hin, als er in den Laden ging, dem großen Jungen mit den langen Armen und den schmalen türkisen Augen. Er blieb stehen und tat so, als hätte er etwas vergessen, während er beobachtete, wie der Junge mit seinem Absatz auf der Erde herumkratzte, als wolle er etwas zuschütten. Er betrachtete das breite, gutmütige Gesicht des Jungen, das sich im Schatten des Kühlschranks bewegte, während sein Bruder etwas sagte, das ihn zum Lachen brachte, und er fragte sich, ob sie wohl irgendwie mit Gaspareau verwandt wären.
    »Wo bist du?« fragte Beuna, als ob sie ihn überall gesucht und es dann verzweifelt aufgegeben hätte.
    »In Elaine. Ich muß wieder zurück«, sagte er mit gedämpfter Stimme.
    »Ich bin ganz angeschwollen«, sagte sie. Ihre Stimme schien aus einem langen schmalen Rohr zu kommen. »Ich dachte, du würdest heute hierherkommen.«
    »Ich muß arbeiten!« sagte er. »Wenn der alte Mann mich hier drüben erwischt, dann platzt er vor Wut!«
    Der Laden wurde von einer fahlen Röhre beleuchtet, die an der Decke festgeklammert war, und das Licht verlosch schon, bevor es den Boden erreichte, was den Laden in lange rechteckige Schatten tauchte. Mrs. Goodenough fegte das Hinterzimmer aus und sang dabei mit dünner hoher Stimme.
    »Heute abend kommst du besser nicht vorbei«, sagte Beuna drohend.
    »Warum nicht?«
    »W. W. wird da sein«, sagte sie. »Er hat Spätschicht und kann dann nicht mehr herumhuren, wie er’s sonst immer tut, also meint er, er kommt nach Hause und treibt’s mit mir. Aber diesmal hab ich ’ne Überraschung für ihn.«
    Er fragte sich, ob W. nicht vielleicht in Liebeslaune nach Hause käme, sich Beuna von hinten schnappen würde und mitten auf eine ganze Weltkarte von Kratzern und Bissen starren würde. Die Vorstellung stürzte ihn in eine finstere Laune.
    »Robard?«
    »Was?«
    »Wir fahren doch nach Memphis, oder?«
    »Nehm ich doch an«, sagte er, starrte auf das Regal mit glasierten Doughnuts und versuchte, sich W. aus

Weitere Kostenlose Bücher