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Ein Stueck vom Himmel

Ein Stueck vom Himmel

Titel: Ein Stueck vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Lukan
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seine Reime gemacht hatte, konnte über sich selber nichts dichten ... »Glaubt’s mir, über mich fällt mir nix ein!«
    Ich kann mir aber vorstellen, wie es war, als 1988 unser Pauli an der Himmelstür angekommen ist. Der Petrus wird ihn etwas grantig angeschaut haben, weil Paulis Haare wieder einmal arg zerzaust waren. Und der Pauli wird etwas schusselig in die linke Hosentasche gegriffen haben, dann in die rechte und zuletzt aus der hinteren Hosentasche ein Papierl hervorgezogen haben. Zum Petrus sagte er dann, dass ihm unterwegs etwas über den Himmel eingefallen ist, was er ihm gerne vorlesen möchte – ein Gedicht!
    Hubert Peterka und sein Buch,
das geschrieben werden musste
    Hubert Peterka (1908–1978) war bekannt als der Bergsteiger, der mehr als 500 Erstbegehungen in den Alpen gemacht hatte. Eine ist die Hochkesselkopf-Verschneidung in der Dachsteingruppe. Heute gilt sie als eine der schönsten Klettereien der Alpen, und von weit her kommen die Leute, um sie zu durchsteigen. Bis zum Jahr 1946 galt die Verschneidung wegen der vielen Dachüberhänge als ungangbar oder nur mit vielen Mauerhaken zu derpacken – eine »Materialschlacht«.
    Peterka war noch ein Freikletterer und verwendete Mauerhaken nur zur Sicherung. Er schaute sich die Verschneidung an und sagte: »Die geht auch ohne Haken!«
    Allen Überhängen ausweichend, waren sie schon hoch oben in der Verschneidung, als Peterkas Partner Fritz Proksch sagte: »Hubert, wenn du jetzt nicht bald einen Mauerhaken schlagst, glaubt uns kein Mensch, dass wir die Verschneidung gemacht haben!«
    »Dann hau i halt einen eini!«, sagte Peterka, und dieser eine Haken war der Einzige, der bei der Erstbegehung der Hochkesselkopf-Verschneidung geschlagen worden ist.
    Peterka war auch Tourenwart unserer Bergsteigergruppe vom Österreichischen Gebirgsverein. Und das brachte ihn alljährlich, wenn wir unsere Tourenberichte abgaben, an den Rand eines Herzinfarktes. Empört drückte er mir einmal einen der Berichte in die Hand: »Da, lies, was der Joschi in seinem Tourenbericht schreibt: Zapfenkogel-Südwand! Dabei ist die Wand eindeutig eine Südwestwand!«
    Der zur Rede gestellte Joschi gemütlich: »Das ist doch alles schnurzegal! Von mir aus kann die Wand auch eine Nordsüdostwand sein!«
    Darauf ein an der Welt verzweifelnder Peterka: »Was soll aus dieser heutigen Bergsteigerjugend werden, wenn sie keinen Unterschied mehr zwischen einer Süd- und Südwestwand anerkennt?«
    Peterka war ein leidenschaftlicher Alpinhistoriker und die Gesäuseberge waren seine Lieblingsberge. Er beschloss, eine Erschließungsgeschichte vom Gesäuse zu schreiben.
    Eines Tages zeigte er mir ein Bündel Manuskriptseiten, die er schon geschrieben hatte. Ich war etwas erschrocken. Das war kein Buch, das Gesäusefreunde begeistern konnte. Das war nur eine Sammlung der Namen und Daten von Erstbesteigungen, Erstbegehungen (bei besonderen Touren auch Zweit- und Drittbegehungen), von ersten Alleinbegehungen, Damenbegehungen, Winterbegehungen wie auch ersten Begehungen im Abstieg.
    Auf dem Buchmarkt hätte ein solches Werk keine Chancen. Peterka sah es anders: »Dieses Buch muss einmal geschrieben werden!« Das war eine Gigantenarbeit. Was es an Bergbüchern und Bergzeitschriften gab, musste er auf seiner Suche nach Namen und Daten durchsuchen. Außerdem musste er unzählige Briefe schreiben, Telefonate führen, persönliche Kontakte aufnehmen. Oft erzählte er so nebenbei, dass er die vergangene Nacht wiederum bis zwei oder drei Uhr früh gearbeitet habe.
    Enge Freunde von Hubert baten mich, es noch einmal zu versuchen, ihm das Buch auszureden. Ich versuchte es. Hubert blieb dabei, dass dieses Buch geschrieben werden muss.
    Jahrelang hatte Hubert Peterka dann an seiner Erschließungsgeschichte vom Gesäuse gearbeitet. Zu einem Buch wurde es nicht. Aber schon damals hatte ich manchmal das Gefühl, dass auch Peterka kaum an das Erscheinen seiner Erschließungsgeschichte als Buch glaubte.
    Obwohl er mit seinem schwarzen Wuschelkopf wie ein düsterer Teufel aussah, war er in Wirklichkeit ein sehr empfindsamer Mensch und noch ein Romantiker wie aus uralten Zeiten. Die Gesäuseberge waren seine Lieblingsberge. Ihnen wollte er mit seiner Erschließungsgeschichte ein Denkmal setzen – ganz gleich, ob dies als Buch erscheinen würde oder nicht ...
    Der Hungerl
    Ich habe viele andere Leute beim Klettern kennengelernt – auch solche, die es bald wieder aufgegeben haben ... Alle Jahre fand im

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