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Ein Stueck vom Himmel

Ein Stueck vom Himmel

Titel: Ein Stueck vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Lukan
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sie nach der Kletterei im strömenden Regen. Aber ... »Herrlich war’s!«, sagte sie und wand dabei ihre beiden nassen Zopferl aus.
    1947 wollte Pauli Wertheimer – jetzt, als endlich Friede war – zu den Drei Zinnen in den Dolomiten. Das war aber damals noch nicht möglich! Die Grenze nach Italien war noch nicht offen. Vor der Grenze in Osttirol gab es sogar eine Sperrzone. Illegale Grenzgänger wurden verhaftet und bestraft. Pauli hatte einen Schleichweg über die Berge ausgetüftelt.
    Für dieses Unternehmen – und das war es wirklich – suchte er einen Partner. Er fand keinen. Zu groß war das Risiko, dabei hinter Gitter zu kommen. Eine Partnerin fand er sofort: Fritzerl. Die beiden waren nach dem Krieg die ersten österreichischen Bergsteiger, die wieder vor den Drei Zinnen standen. Und nicht nur standen. Die Große haben sie über den Normalweg erstiegen, die Kleine über die Nordwand. Von den »Scoiattoli« (ital. Eichkätzchen; so nennen sich die Mitglieder des berühmten Cortineser Bergführer-und Kletterclubs) wurden sie begeistert begrüßt wie die ersten Schwalben im Frühling.
    Einer lud die beiden in sein Haus in Cortina ein. Großes Schlaraffenland: Pasta asciutta, Bistecca, Salami, Mortadella. Pauli und Fritzerl hatten unterwegs meist nur von Haferflocken gelebt. Nach diesem Schlemmermahl ist ihnen sauschlecht geworden. Abenteuerlich war der Rückweg von Sexten über den Helm (2433 m) nach Osttirol. Still war die Nacht, still und stumm zogen die beiden durch die Nacht – bis sie zu der Schafherde kamen, die ihnen dann mit ihrem lauten Glöckleingeläute folgte und nicht zu vertreiben war ...
    Auch nicht, wenn die Frau Lehrerin den Tieren zuflüsterte: »Seid schön brav, geht wieder zurück zu eurem Platzerl!« oder der Pauli immer wieder schimpfte »Schleicht’s euch, ös Mistviecher!«
    Bis in den Himmel muss das Gebimmel der Glöckerl zu hören gewesen sein. Ein Wunder, dass es keine der Grenzer-Patrouillen gehört hatte. Pauli: »I hab mich schon im Häfen sitzen gesehn!«
    »Herrlich war’s!«, sagte Fritzerl auch nach dieser Schleichwanderung in die Dolomiten. Für sie war in den Bergen alles herrlich!
    Doch am Peilstein ist uns Burschen das »Herrlich-war’s-Fritzerl« schon manchmal auf die Nerven gegangen. Damals wurde an Samstagen noch bis Mittag gearbeitet. Die Peilsteinkletterer trafen sich nachher bei der Straßenbahn-Endstation Mauer und zogen durch den Wienerwald in fünf, sechs Stunden zur Peilsteinhütte.
    Schon zeitig in der Früh waren wir am Sonntag in den Felsen unterwegs ... schwere Routen aufi, leichte wieder abi. Erst zwischen ein und zwei Uhr hörten wir auf und gingen Mittagessen, das war nach dem Krieg sehr bescheiden: Die Hüttenwirtin hatte für uns eine (dünne) Gemüsesuppe gekocht, dazu aßen wir ein mitgebrachtes Wurst- oder Käsebrot oder nur ein Stückerl Brot.
    Und wenn wir dann nachher und vor dem langen Rückweg nach Mauer noch ein bisserl behaglich die Füße ausstreckten, kam das Fritzerl und wollte uns noch für einen Verdauungsspaziergang auf den Vegetariersteig animieren ...
    Das ist eine wunderschöne Plattenkletterei im Schwierigkeitsgrad III, die im Jahre 1900 von Otto Laubheimer erstbegangen worden ist. Er war ein strenger Vegetarier (und uns war es damals unbegreiflich, wie man sowas werden konnte). Weil wir aber fast nix zu verdauen hatten, ließen wir uns lieber vor der Hütte die Sonne auf den Bauch scheinen.
    Worauf Fritzerl uns eine faule Bande nannte und den Steig allein ging.
    Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass Fritzerl und ich in Tarquinia (im Land der Etrusker) heiraten werden, Kinder großziehen und noch froh und munter (mit dem Pfarrer, der uns getraut hatte) unsere goldene Hochzeit feiern werden – den hätte ich für total verrückt gehalten. So kann man sich auf dieser Welt irren.

VOM NEANDERTALER UND VON
KÖNIGLICHEN LEITERBAUERN
    Die ersten Kletterer in den Alpen
    waren die Höhlenbärenjäger der Altsteinzeit. Der Neandertaler lebte in Europa bis vor etwa 40.000 Jahren und war nachweisbar auch schon im Hochgebirge auf der Höhlenbärenjagd unterwegs. Und auch die ihm nachfolgenden Neumenschen (Homo sapiens sapiens) waren noch Höhlenbärenjäger. Der Mensch der Altsteinzeit war hauptsächlich ein Fleischesser, und ein Höhlenbär (der um die 500 kg wog) war für ihn ein saftiges Stück Leben. Am leichtesten konnte der Bär während seines Winterschlafs in Höhlen erlegt werden. Als wir 1962 zum berühmten Drachenloch

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