Ein Stueck vom Himmel
Stützpunkt für alle Gratanwärter war. Nach anderer Meinung war diese Höhle »der jämmerlichste aller Biwakplätze«, jedoch der reiche Herr von Kuffner sah sie anders: »Freilich ist der Boden uneben und nass und von der Decke fallen einem mit jener langsamen Regelmäßigkeit, welche schließlich auch die längste Geduld zum Reißen bringen kann, fortwährend große Tropfen von Sickerwasser in den Hals oder auf die Nase; aber das sind Dinge, die man sich in einer natürlichen Höhle gefallen lassen muss und die sogar, wie vielfach behauptet wird, in den Schutzhütten angesehener alpiner Vereine vorkommen sollen.«
Man war damals am Berg noch nicht sehr verwöhnt! In einer Ecke der Höhle entdeckte Alexander Burgener eine alte, rostige Pfanne und einige Stückchen Holz. Mit gesammeltem Tropfwasser wollte er Kaffee kochen. Aber das Papiersäckchen mit dem Kaffee war geplatzt, der Kaffee im ganzen Rucksack verteilt ...
Kuffner erzählte: »Aber ohne sich lange zu bedenken, räumte Burgener alle größeren Stücke, die sich in seinem Rucksacke befanden, wie Fäustlinge, ein Paar sehr gebrauchte Socken, größere Trümmer Kerze usw. aus und schüttete den ganzen übrigen Inhalt in das brodelnde Wasser. Also dieses Gemisch von Tabakstaub, Salz und Pfeffer, Stearinstückchen und was sich sonst noch für undefinierbarer Schmutz im Laufe einer wochenlangen Tour am Grunde eines Rucksackes ansammelt, sollte mit etwas Kaffee vermischt und mit warmem Wasser digerirt, schwarzen Kaffee geben ...« So endete im Jahre 1885 die erste Begehung (bzw. Abseilung) des Mittellegigrates mit einem Kaffeekränzchen.
Natürlich versuchten die Bergsteiger weiterhin, den Grat auch im Aufstieg zu erzwingen. Doch erst 1921 konnten die Grindelwalder Führer Fritz Amatter, Samuel Bra-wand und Fritz Steuri den Japaner Yuko Maki über diesen großen Grat auf den Eigergipfel führen. Außer Mauerhaken verwendeten die Erstbegeher auch noch eine fünf Meter lange Stange mit Eisenhaken am Ende – damit zogen sie sich über glatte Wandstellen hoch! 1926 wurde dann der Mittellegigrat durch insgesamt 200 Meter fix angebrachte Seile besser begehbar gemacht.
Damals, nach der Erstbegehung des Grates, war der Japaner so glücklich gewesen, dass er dem Führerverein Grindelwald auch eine große Geldspende für die Erbauung der Mittellegihütte auf dem Grat überreichte.
Diesen Mittellegigrat wollte Schwanda an seinem 75. Geburtstag erklettern, aber natürlich nur dann, »wenn’s leicht geht«! Und damit es leicht geht, hatten wir schon auf der Hinfahrt zum Eiger zwei Eingehtouren gemacht: die Überschreitung Großlitzner – Großes Seehorn in der Silvretta und den Gletschhorn-Südgrat in den Urner Alpen.
Mit dem Einsteigen in die Jungfraubahn begann unsere Eigerersteigung. In der Station Eismeer, im Inneren vom Eiger, stiegen wir aus. An einer kleinen Tür am Ende der Station lasen wir, dass die Direktion der Jungfraubahn keinerlei Verantwortung für diejenigen übernimmt, welche durch diese Tür gehen.
Wir gingen durch ... und waren gleich dahinter in einem steil nach unten führenden unbeleuchteten Stollen. Keiner wollte die Taschen- oder Stirnlampe aus dem Rucksack holen, also tappten wir wie Blinde, einer hinter dem anderen in die Tiefe. Endlich ein Lichtschein. Durch ein Stollenloch traten wir ins Freie – und standen vor einer riesigen Randkluft. 20 Meter tiefer war der Gletscherboden. Wir machten ein Seil frei, legten es über eine Betontraverse und begannen mit dem Abseilen.
»Die Tour fängt ja lieb an!«, raunzte Schwanda, als er im Seil zwischen triefenden Felsen und morschen Eiszapfen hing.
Erst später kamen wir darauf, dass unsere Abseilerei eine Fleißaufgabe war! Wir hätten den dunklen Gang noch weiter verfolgen müssen – er hätte uns wieder bis auf den Gletscherboden gebracht. Und wieder raunzte Schwanda: »Also, in einer Eisenbahnstation habe ich mich noch nie verhaut!«
Der Aufstieg zur Mittellegihütte (3354 m) ist bereits eine leichte Kletterei. Die kleine Holzhütte auf der schmalen Schneide des unteren Grates hat nur Lager für sechzehn Personen. Ein Bergführer mit seinem Gast war schon da. Wir waren sieben Leute. Wenn mehr als zehn Personen in der kleinen Hütte wären, so sagte der Bergführer, dann würde es nicht mehr so behaglich in ihr sein.
Doch als die Sonne gesunken war, waren wir 24 Leute. »Muss halt jeder für den anderen Platz schaffe!«, sagte jetzt der Bergführer.
Wir sangen eine Strophe unseres
Weitere Kostenlose Bücher