Ein stuermischer Retter
ihn waren die Worte eingeritzt: „Algernon Stevens, 1792 -1813. Ein wahrer Freund." Um den Hügel herum wucherte etwas Unkraut zwischen dichten Büscheln blühender Wildblumen.
Stevens kniete sich hin und begann wortlos, das Unkraut zu beseitigen. Nick legte ihm eine Hand auf die Schulter, ehe er sich neben ihn beugte und ihm dabei half.
Als sie fertig waren, setzte sich Stevens auf seine Fersen. Er sah zum Horizont und runzelte die Stirn. Dann stand er auf, schaute hinunter zum Fluss und hinauf zu den Gipfeln der Berge. „Die alte Dame hatte recht. Man kann die Hütte von hier aus nicht sehen, aber sie befindet sich direkt über uns, verborgen nur durch diesen Felsvorsprung." Er blickte auf das kleine Büschel Unkraut, das sie gejätet hatten, dann wieder zu der Stelle, wo sich unsichtbar die Hütte befand. „Jemand muss in all diesen Jahren Algys Grab gepflegt haben."
Nick legte die Stirn in Falten. Es stimmte. Rund um Algys Steinhügel wuchs viel weniger Unkraut als um die anderen Findlinge, die auf dem Berghang verstreut lagen.
„Diese Blumen sind auch nicht zufällig dort gewachsen." Stevens rief nach Estrellita, die sich gerade leise mit Mac unterhielt. Sie drehte sich mit traurigem Gesicht zu ihm um. „Estrellita, wissen Sie, wer diese Blumen hier gepflanzt hat?"
„Ich", gestand sie achselzuckend.
„Aber warum?"
„Die Alte hat mir gesagt, ich müsste diesen Ort pflegen."
„Wozu?"
Wieder zuckte sie die Achseln. „Es hat etwas mit der Prophezeiung zu tun. Sie wusste, dass Sie kommen, Stevens."
„Woher? Und wie konnte sie wissen, dass das mein Sohn ist, der hier begraben liegt? Sie hat es mir direkt ins Gesicht gesagt. ,Sie finden, was Sie suchen, am Berg unterhalb der Hütte.'" Er starrte erst Nick entgeistert an, dann das Grab. „Woher wusste sie das? Wie konnte sie das bloß wissen?"
Niemand hatte eine Antwort darauf.
Stevens zog eine feine goldene Kette mit einem Kreuz daran aus seiner Tasche. „Sie hat Algys Mutter gehört", erklärte er, obwohl ihn niemand danach gefragt hatte. Er legte die Kette um den Ast mit Algys Namen und bedeckte sie mit Steinen, damit sie niemand sehen konnte. Anschließend senkte er den Kopf und betete schweigend für seinen Sohn. Die anderen Männer senkten ebenfalls die Köpfe.
Der Wind heulte.
„Ihr Mann leidet Schmerzen. Bringen Sie ihn zu mir", sagte die alte Frau zu Faith.
Faith schrak zusammen. Woher wusste sie das? Sie selbst hatte erst gerade das verräterische schwache Zucken an seinem Kiefer bemerkt.
Estrellita, die vom Einsammeln der Eier für das Frühstück zurückkehrte, hatte die letzten Worte ihrer Urgroßmutter noch mit anhören können. Sie fiel auf die Knie und zerbrach dabei mehrere der Eier, die sie in ihrem Rock hielt. „Nein, Abuela, nein! Das darfst du nicht!"
Die alte Frau legte ihr freundlich die Hand an die Wange. „Kümmere dich um die Eier, Kind."
Estrellita schluchzte. „Aber du weißt, wie es enden wird!"
Die Alte küsste ihr tränenüberströmtes Gesicht und wiederholte sanft, aber bestimmt: „Bringt ihn zu mir." Estrellita fing an zu jammern und zu klagen. „Still, mein kleiner Stern", sagte die alte Frau beinahe streng. „Du weißt, dass das lange vor deiner Geburt prophezeit worden ist. Er ist mein Schicksal, und ich bin bereit." Schluchzend stolperte Estrellita zum Tisch, um die heil gebliebenen Eier darauf zu legen. „Sie will den Capitaine, jetzt", murmelte sie Faith im Vorbeigehen zu.
Verwirrt und ein wenig besorgt ging die nach draußen und nahm Nicholas' Hand. „Komm mit, sie möchte dich sehen. Sie glaubt wohl, dass sie etwas gegen deine Kopfschmerzen tun kann."
Er entzog ihr abrupt seine Hand. „Ich habe keine Kopfschmerzen."
„Du weißt selbst, dass das nicht stimmt", widersprach sie ruhig. „Komm."
Doch Nick rührte sich nicht von der Stelle. „Sie kann nichts dagegen tun. Ich glaube nicht an Humbug!"
„Das spielt jetzt keine Rolle", brauste Faith auf. „Bitte, Nicholas, tu es, wenn schon nicht für dich, dann für mich und die alte Dame." Sie hielt seine Hand ganz fest und versuchte ihm zu erklären, was in ihr vorging. „Vorhin, als sie meine Hand in ihrer hielt, habe ich ein ganz merkwürdiges Prickeln gespürt. Es war, als ob ... ich weiß nicht. Als ob etwas von ihr in mich hineinfließen würde, etwas Gutes. Ich weiß nicht, ob sie dir wirklich helfen kann, aber du hast selbst gesagt, dass die besten Ärzte Englands nichts mehr für dich tun konnten. Warum lässt du es also
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