Ein stuermischer Retter
müssen. Er legte Hemd und Hose ab und schlüpfte ins Bett, sorgsam darauf bedacht, Faith nicht zu berühren. Er hatte ihr eine Scheinehe versprochen, daran wollte er sich halten -wenigstens in dieser Nacht, und wenn es ihn umbrachte. Morgen würden sie dann ohnehin getrennte Wege gehen.
Er nahm ihren feinen Rosenduft wahr, der sie stets zu umgeben schien. Seine Empfindungen waren alles andere als keusch.
Sie lag geradezu unnatürlich still da, auch ihren Atem konnte er nicht hören. Sie war wach. Etwa schon die ganze Zeit lang?
Das Laken fühlte sich kalt und dünn an, aber die Decke wärmte. Es gab kein Kopfkissen, nicht einmal eines dieser langen, schmalen Dinger, die die Franzosen als Kopfkissen benutzten. Er war sich sicher, früher am Tag eins davon auf dem Bett gesehen zu haben. Er tastete herum - und dann entdeckte er es, das lange französische Kissen. Nicht oben quer am Kopfende, damit zwei Köpfe darauf ruhen konnten, sondern längs mitten im Bett, um zwei Körper voneinander zu trennen. Faith wurde noch regloser, falls das überhaupt möglich war. Sie wusste, was er gefunden hatte. Bestimmt wartete sie nun auf seine Reaktion. Rechnete sie damit, dass er einen Wutanfall bekam? Das Kissen fortriss und auf seine Rechte als Ehemann beharrte? Wahrscheinlich. Sie kannte ihn nicht sehr gut.
„Schlafen Sie, Mrs Blacklock", sagte er leise. „Wegen unserer Hochzeitsgäste draußen sitze ich zwar in der Falle, aber ich stehe zu meinem Wort. Sie sind in Sicherheit." Mucksmäuschenstill lag sie da, doch irgendwie spürte er, dass sie sich allmählich entspannte. Nick schloss die Augen. Ohne Kopfkissen zu schlafen, machte ihm nichts aus.
Neben einem samthäutigen Mädchen zu schlafen, das nach Rosen duftete, war jedoch eine ganz andere Geschichte.
So lagen sie nebeneinander, durch das Langkissen getrennt, und lauschten dem Sturm und dem Gelächter der Männer. Die meisten Männer kommen in ihrer Hochzeitsnacht kaum zum Schlafen, dachte Nick ironisch, wenngleich aus völlig anderen Gründen ...
Schließlich schlief er doch ein, wurde aber noch vor Morgengrauen von einem weichen, weiblichen Körper geweckt, der sich an ihn schmiegte.
„Doch die Meinung geändert?", murmelte er und drehte sich um, um sie in seine Arme zu ziehen. Dabei fiel das Licht eines Blitzes auf ihr Gesicht - und er hielt inne. Sie schlief immer noch. Ihre Züge wirkten leicht verzerrt, aber ihre Augen waren fest geschlossen.
„Faith?", fragte er leise.
Donner folgte auf den Blitz, so laut, dass das ganze Gebäude zu erbeben schien.
Faith zuckte zusammen und presste sich noch stärker an ihn, wie ein kleines Tier, das Sicherheit, Wärme und Trost suchte. Zähneknirschend nahm er sie in seine Arme. Seine Braut war keine kokette Verführerin. Sie hatte Angst vor dem Gewitter, selbst im Schlaf. Verdammt, sein Versprechen galt immer noch, auch wenn sein Körper sich nach ihr verzehrte.
Ihre Wange fühlte sich weich an seiner Brust an, und er konnte ihren Atem auf seiner Haut spüren. Ihr Haar duftete nach Rosen. Ihr Nachthemd war ein wenig nach oben gerutscht, und sie schlang ihre Beine um seine. Sie hatte kalte Füße, doch er spürte, wie sie durch den Hautkontakt mit ihm allmählich wärmer wurden. Ihr Duft hüllte ihn ein. Sein Verlangen nach ihr wurde unerträglich, und er verfluchte sich wegen seines unbesonnen abgegebenen Versprechens.
Doch versprochen war versprochen. Er musste nur diese eine Nacht überstehen, weniger als eine Nacht, dann war sie fort und er konnte seinen Leben unter Männern und Hunden wieder aufnehmen - unter Lebewesen, die ihm mit Sicherheit nicht den Schlaf raubten.
Sie schmiegte sich an ihn, und ihr Atem ging allmählich wieder gleichmäßiger. Ihr Kopf ruhte auf seiner Brust. Wo war bloß dieses verdammte Langkissen geblieben?
Faith erwachte mit einem wunderbaren Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Einen Moment lang lag sie ganz still und genoss es. Die Welt kam ihr friedlich und ruhig vor, und es dauerte eine Weile, bis sie erkannte, dass der Sturm sich gelegt haben musste. Kein Wind, Donner oder prasselnder Regen waren mehr zu hören. Alles war herrlich warm und bequem. Sie hatte nicht die geringste Lust, sich zu bewegen. Doch dann kehrten schlagartig die Erinnerungen zurück. Am vergangenen Tag hatte sie einen Mann namens Nicholas Blacklock geheiratet. Und heute würde sie nach England zurückkehren, zu ihren Schwestern und zu Großonkel Oswald. Sie sollte jetzt lieber aufstehen und sich für die
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