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Ein Sturer Hund

Titel: Ein Sturer Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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getreten und hatte die Kassette aus dem Gerät genommen und in die Tasche seines Mantels gleiten lassen, den er trotz der Hitze im Raum anbehalten hatte. Eine Hitze, die keine Vorliebe Chengs darstellte, sondern auf einen Defekt der Heizung zurückzuführen war.
    Cheng konnte seinen Ärger nun doch nicht ganz verbergen und sagte: »Ich bin sicher, daß Sie das dürfen, nicht wahr? Mir das Aufnahmeband entfernen? Was haben Sie damit vor? Linguistische Studien betreiben? Die Stimme meiner Frau analysieren?«
    Rosenblüt gab sich nicht dazu hin, auf Chengs rhetorische Fragen zu antworten. Statt dessen erklärte er, daß man seit Marlocks Ermordung das Telephon von Tilanders Bar abhöre. Diesen Anschluß sowie eine ganze Menge anderer. Was in bezug auf Tilanders Bar beziehungsweise auf Herrn Crivelli nicht mit einem speziellen Verdacht begründet gewesen sei, sondern mit der üblichen Routine.
    »Um so verdutzter waren wir«, sagte Rosenblüt, »als Crivelli in seinem Anruf an Sie den Namen Marlock erwähnte. Und zwar in einem Zusammenhang, der alles andere als harmlos klingt. Wenngleich der Inhalt unverständlich bleibt. Was soll das, Herr Cheng? Seien Sie doch so nett und klären uns auf über die Bedeutung eines Bierdeckels. Und was Sie damit zu schaffen haben. Sowie Crivelli, der scheinbar lieber mit Ihnen als mit der Polizei redet.«
    »Was interessiert Sie das? Ich dachte, Sie hätten den Fall Marlock gelöst. Dabei hören Sie die halbe Stadt ab.«
    »Was sich ganz offensichtlich lohnt. Außerdem ist es so, daß wir zwar einen Mörder haben, aber das Motiv im unklaren bleibt. Ich bin ein Pedant und verachte Unklarheiten. Und dies gilt in noch viel größerem Maße für unseren Dr. Thiel.«
    Das war das Zeichen für den jungenhaften Akademiker, der sich nun ebenfalls erhob und an den Schreibtisch trat. Mit einer Direktheit, die ihm Cheng nicht zugetraut hätte, erklärte er, es würde ein Leichtes sein, Cheng seine Befugnis, eine Detektivagentur zu betreiben, wieder zu entziehen.
    »Ohnehin dürfte es einer Panne zu verdanken sein«, sagte Thiel, »daß man Sie überhaupt in unserer Stadt arbeiten läßt. Ich habe nichts gegen Leute, die als ein Relikt ihrer selbst durch die Gegend humpeln. Ich hab’ auch nichts gegen Asiaten. Es ist nur eine Frage des Respekts, daß jemand wie Sie, Relikt und Asiat, sich nicht einbildet, er könnte hier die Ermittlungen sabotieren und sein eigenes Spielchen aufziehen.«
    »Das ist hart gesagt und gefällt mir kein bißchen«, mischte sich Rosenblüt ein, »aber unser Doktor hat leider dahingehend recht, daß wir nicht einfach zusehen können, daß der Zeuge Crivelli nicht mit uns, sondern mit Ihnen zusammenarbeitet. Also, seien Sie vernünftig, Cheng, überlegen Sie, was Sie tun und was Sie unterlassen.«
    Cheng war perplex. Einfach darüber, daß das alte Spiel »Guter Cop, böser Cop« in einer Konstellation erfolgte, die umgekehrt zu jener stand, die er erwartet hatte. Es war jetzt der unsympathische Rosenblüt, welcher sich dagegen verwahrte, einem Krüppel sein Berufsrecht abzusprechen. Während Dr. Thiel mit gespielter Verachtung auf Cheng heruntersah und so tat, als hätte er einen wie ihn gern wie einen einarmigen Nudelsuppenverkäufer nach China zurückgeschickt.
    Cheng überlegte. Einerseits blufften die beiden Männer. Andererseits waren sie durchaus in der Lage, ihm Schwierigkeiten zu bereiten. Für einen Detektiv war es nicht gerade ein Wettbewerbsvorteil, die Polizei zum Feind zu haben. Er konnte diese Leute nicht einfach damit abspeisen, daß er, Cheng, nicht im Dienste des Staates stehe, sondern allein einer Privatperson verpflichtet sei.
    »Es ist zu früh, Genaueres zu sagen«, begann Cheng vorsichtig. »Ganz gleich, ob Dr. Thiel meine Qualifikation anerkennt oder nicht, werde ich nicht so perfid sein, irgendwelche Verdächtigungen auszusprechen. Ich suche nach Fakten. Fakten, die beweisen, daß der von Ihnen Festgenommene nicht der Täter ist. Wenn ich über diese Fakten verfüge, werde ich sie Ihnen auf den Tisch legen. Auf welchen Tisch denn sonst? Es ist also gar nicht nötig, hinter mir herzulaufen oder mein Büro zu durchsuchen.«
    »Wer beauftragt Sie?« fragte Rosenblüt.
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein, Herr Kommissar. Von was, denken Sie, würde ich leben, würde ich die Namen meiner Klienten preisgeben. Natürlich, auf meiner Steuererklärung wird dieser Kunde einmal aufscheinen. Aber bis dahin ist noch Zeit. Nein, nein, ich muß Sie schon bitten,

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