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Ein Sturer Hund

Titel: Ein Sturer Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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gewesen, hier im Freien stehenzubleiben.
    Also bewältigte man rasch die wenigen Meter und trat in einen schwach beleuchteten Vorraum, auf dessen linker Seite eine Treppe in die oberen beiden Stockwerke führte. Sämtliche Wände in diesem Gebäude waren mit dunklem Holz getäfelt, das denselben, zwischen Braun und Grün changierenden Schimmer besaß, welcher Cheng auch aufgefallen war, als er den Tisch der Stammgäste betrachtet hatte. Ein Schimmer, der wie aus einer beträchtlichen Tiefe aufzusteigen schien. Oder aber auf etwas verwies, das sich zu weit entfernt hatte, als daß man mehr als seinen Kondensstreifen hätte erkennen können. Wie auch der Stammtisch waren die breiten Holzlatten mit einer Lasur versehen, die der Oberfläche einen hohen Glanz verlieh. Ein wenig war es so, als bewege man sich durch ein Spiegelkabinett, in dem eine teils beleuchtete, teils unbeleuchtete Nacht reflektiert wurde.
    Anna führte Cheng über die hölzerne, einen Bogen bildende Treppe hinauf in den ersten Stock. Zu beiden Seiten eines schmalen Ganges befanden sich in gleichmäßigen Abständen Türen. Der Flur selbst mündete in ein Fenster, durch welches das gelbliche Licht einer Straßenlaterne fiel und eine verwaschene Spur auf den Holzboden legte.
    Das Unheimliche dieses Orts, das Massive, Enge, die Gedrängtheit, die sich aus dem vielen spiegelnden Holz ergab, wurde konterkariert von der Normalität der Geräusche. Zwei der Türen standen offen. Man vernahm verschiedene Melodien. Auch aus den geschlossenen Zimmern. Cheng erkannte die Stimme Roy Blacks. In einem der Türrahmen lehnte ein Mann, dessen offenes Hemd wie eine Verdoppelung der offenen Tür aussah, in der er stand. Mit einer aus einem Taschenmesser ragenden kleinen Schere schnitt der Mann sich seine Fingernägel. Er tat dies mit offensichtlichem Geschick. Die abgetrennten Sicheln flogen durch den Raum, prallten an der Wand ab oder landeten in dem ebenfalls offenen Zimmer, welches gegenüberlag und aus dem eine weitere Stimme drang.
    Die beiden Männer unterhielten sich über ein Problem, das die Brauerei betraf. Als der, welcher gegen den Balken gelehnt stand, Anna bemerkte, unterbrach er die Bearbeitung seiner Nägel und lächelte ihr zu. Gleichzeitig schob er mit einer flinken Bewegung die eine Seite seines Hemds unter die andere und fixierte sie im Saum der Hose. Es war nicht klar, ob er seinen Bauch oder seine Nacktheit verbergen wollte. Auf jeden Fall stellte er sich gerade hin, klappte die Schere ein und streckte in dem Moment, da Anna an ihm vorbeiging, seinen Kopf ein wenig nach vor, wie um etwas einzufangen: einen Geruch, eine Verheißung. Als sein Blick aber von Anna Haug quasi abrutschte und auf Cheng fiel, zog er seinen Kopf wieder zurück. Cheng grüßte. Der Mann grüßte zurück, freilich mit jener Verzögerung, die sich aus seiner Verwirrung ergab. Eine Verwirrung, die sich angesichts des hinterhertrottenden Lauschers nicht gerade auflöste.
    Chengs Zimmer lag am Ende des Flurs. Da Cheng bereits einen knappen Blick in den Raum des Fingernägelschneiders geworfen hatte, brauchte er nun nicht überrascht zu sein, daß die massive, glanzvolle Holztäfelung in den Zimmern fortgesetzt wurde. Er trat hinter Anna ein und sagte: »Kurios.«
    Auch hier standen zwei Leuchten von der Wand ab, verfügten jedoch über eine kerzenförmige Gestalt. Auf den Lampen saßen Schirme auf, die dem Raum eine rötliche Färbung verliehen. Die Leuchten waren oberhalb des Bettes befestigt, welches mit der Kopfseite an die Wand angrenzte, die gegenüber der Tür lag. Links davon war ein Fenster, von dem man auf die Klosteranlage und den dahinter ansteigenden, besiedelten Hang sah. Unter dem Fenster war ein Heizkörper montiert, der mit seinen schmutzigweißen Gliedern gleichzeitig wie ein Fremdkörper wirkte. Rechts vom Bett standen ein kleiner, eintüriger Schrank sowie ein Schreibtisch mit keulenförmigen Beinen, zwischen die ein Sessel eingerückt war. Das war es auch schon. Mehr hätte in diesen Raum nicht gepaßt. Sieht man von dem Kreuz oberhalb der Tür ab, das Cheng erst später entdeckte und das sich von seinem Hintergrund kaum abhob.
    »Und? Zufrieden?« fragte Anna, während sie das Fenster einen Spaltbreit öffnete.
    »Viel Holz«, stellte Cheng fest.
    »Noch ein Haus haben wir nicht.«
    »Ist schon gut. Ich nehme das Zimmer«, sagte Cheng und stellte seine kleine Tasche auf dem Bett ab.
    »Was für eine Art Detektiv sind Sie eigentlich?«
    »Hören Sie, Frau

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