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Ein Sturer Hund

Titel: Ein Sturer Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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als ein Produkt der Empirie erscheinen ließ. Dann wandte er sich an die beiden Polizisten, begrüßte sie in kollegialer Weise und erklärte, daß er Herrn Cheng bereits ausdrücklich versichert habe, keine Frau zu kennen, auf welche die Beschreibung zutreffe. Und im übrigen könne er keinen Zusammenhang zwischen seiner Klinik und einem in Stuttgart begangenen Verbrechen erkennen.
    »Leider geht es nicht mehr nur um diesen einen Mord«, sagte Rosenblüt und schilderte, auf welche Weise seine beiden Mitarbeiter ums Leben gekommen waren. Keine hundert Meter von der Anstalt entfernt.
    »Und wie viele Meter war Herr Cheng entfernt, als sich das Verbrechen ereignete?« fragte Callenbach und wirkte kein bißchen ironisch.
    »Wollen Sie damit sagen …?« kam es von Dr. Thiel, den nichts so sehr gefreut hätte wie ein Verdachtsmoment, der sich gegen den austriakischen Chinesen richtete.
    »Was ich sagen will, ist, daß wir doch bitte sachlich bleiben sollten. Die räumliche Nähe zwischen dem Tatort und der Klinik kann wohl kaum als ein Indiz dafür gelten, daß sich ein Mörder in unserer Anstalt befindet. Denn wäre Nähe allein ein verdachterregendes Moment, müßten Sie sich zunächst einmal an Herrn Cheng wenden.«
    Rosenblüt aber zeigte sich unbeeindruckt: »Herr Cheng behauptet, Sie hätten Beweismaterial verbrannt. Vor seinen Augen. Als Warnung.«
    »Ich glaube nicht, daß man Herrn Cheng warnen kann. In puncto Sturheit hätte er es mit dem jüngst verstorbenen Hans Bühler allemal aufnehmen können. Allerdings hat Herr Bühler nie gelogen.«
    »Und Herr Cheng lügt also?«
    »Das tut er, wenn er behauptet, was Sie sagen.«
    »Wären Sie einverstanden, wenn wir uns Ihr Büro ansehen?«
    »Selbstverständlich. Ich habe auch nichts gegen die Anwesenheit von Herrn Cheng einzuwenden. Vorausgesetzt, er beginnt nicht wieder, sich zu Patientenräumen Eintritt zu verschaffen, in denen er nichts verloren hat. Er scheint nicht zu begreifen, daß das Aufstellen einer wilden Theorie noch lange nicht bedeutet, einen Freifahrtschein zu besitzen.«
    Cheng wehrte sich nicht, erklärte also nicht, sich nirgendwohin Eintritt verschafft zu haben, sondern schüttelte bloß seinen Kopf, während Dr. Thiel natürlich die Chance nützte, den Detektiv vor weiteren Eigenmächtigkeiten zu warnen. Cheng blieb ungerührt und folgte wortlos den Männern, wobei er sein Bein stärker als üblich nachzog. Im übrigen besaß nun auch der Gang der anderen etwas leicht Hinkendes. Alle waren sie ein Opfer der Kälte geworden, die gleichsam an den Knochen sägte.
    Als man Callenbachs Büro betrat, drängte sich Cheng an den anderen vorbei und eilte auf die Wand zu, von der er zwei Stunden zuvor das Bild genommen hatte. Sofort erkannte er den Rahmen, der nun wieder an besagter Stelle plaziert war. Bloß, daß statt des verbrannten Porträts Dr. Callenbachs nun irgendeine Kritzelei hinter dem Glas steckte. Eine Bleistiftzeichnung, die aussah, als hätte Callenbach sie selbst in wenigen Sekunden hergestellt.
    Cheng wollte nach dem Bild greifen, überlegte es sich jedoch auf halber Strecke, nahm seinen Arm herunter und sagte: »In diesem Rahmen war das Bild.«
    Rosenblüt trat hinzu, fragte: »Welches Bild?«
    »Das Porträt, das Dr. Callenbach darstellte. Lassen Sie Glas und Rahmen untersuchen.«
    »Was sollte das bringen?«
    »Sie werden darauf meine Fingerabdrücke finden.«
    Rosenblüt wandte sich zu Callenbach um und blickte ihn fragend an. Callenbach zuckte mit den Schultern, erklärte, er könne sich durchaus vorstellen, daß Herr Cheng den Rahmen berührt habe. Deshalb sei er ja offensichtlich hiergewesen. Auf der Suche nach ein paar ominösen Porträts aus der Hand einer Mörderin.
    »Ich habe nur diesen einen Rahmen berührt«, sagte Cheng. »Das dürfte sich ja nachweisen lassen. Und daraus würde sich dann folgende Frage ergeben: Warum tauchen meine Fingerabdrücke nur auf diesem einzigen Rahmen auf, wo er doch gar kein Porträt beherbergt, sondern bloß ein paar beliebige Striche? Warum sollte ich also nach diesem Rahmen gegriffen haben, wenn sich nicht Dr. Callenbachs Porträt darin befunden hätte?«
    »Das ist immerhin ein Argument, nicht wahr?«, meinte Rosenblüt und fragte Dr. Callenbach, ob man Rahmen und Bild zwecks einer Analyse mitnehmen dürfe.
    »Wo denken Sie hin?« wehrte Callenbach ab. »Ich war gerne bereit, Ihnen mein Büro zu zeigen. Aber ich kann nicht zulassen, daß Sie meine Einrichtung benutzen, um die

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