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Ein Sturer Hund

Titel: Ein Sturer Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Gastraum war gefüllt mit Polizeibeamten in Uniform und Zivil. Man sprach nur wenig, und wenn, dann leise. Die, die ebenfalls in einer Brühe löffelten, waren froh darum, beschäftigt zu sein. Mehr als eine Suppe oder einen Kaffee nahm niemand zu sich.
    Es mochte etwa eine Stunde vergangen sein, als einer von Rosenblüts Leuten zu Cheng trat und sagte: »Sie sollen zurück nach Stuttgart fahren. Anweisung vom Hauptkommissar.«
    »Sonst hat er nichts gesagt?«
    »Er hat gesagt: sofort. Und daß er sich mit Ihnen in Verbindung setzen wird.«
    Auf eine weitere Diskussion ließ sich der Polizist nicht ein. Allerdings ging er bloß bis zum nächsten Tisch, setzte sich und schenkte Cheng einen betrachtenden, wartenden Blick.
    Bald darauf erhoben sich Purcell und Cheng und bekamen ihre beiden gefilzten Reisetaschen ausgehändigt. Cheng bat um einen Moment Geduld und trat auf den hinteren Gang hinaus. Niemand erhob Einspruch oder wollte wissen, was er vorhabe. Man war überzeugt, er würde eine Toilette aufsuchen. Im Falle eines Invaliden verstand sich das von selbst. Denn interessanterweise gehen Nichtinvaliden gerne davon aus, daß Invaliden immer und überall Toiletten aufsuchen, um dort Handgriffe bezüglich ihrer Behinderung vorzunehmen, Beutel leeren, Krücken justieren, Batterien aufladen, etwas in dieser Art.
    Nun, Cheng lud keinerlei Batterien auf. Vielmehr trat er in den Hof hinaus und begab sich in das rückwärtig gelegene Gästehaus. Er stieg nach oben in sein Zimmer, wo er das Polaroid von der Unterseite der Nachttischlade zog. Niemand hatte es entdeckt. Niemand hatte danach gesucht. Ein simples Foto, das ein nicht minder simples Schicksal zunächst in einen Skikoffer und schließlich in die Hände eines Detektivs geführt hatte. Nichtdestoweniger schob Cheng es sich erneut an seine intime Stelle. Dann kehrte er zurück und verließ gemeinsam mit Purcell und Lauscher den Gasthof.

Ein 924er
    Als man Stuttgart erreichte, war bereits die Nacht hereingebrochen. Die Lichtergirlanden des Verkehrs schmückten die Stadt. Purcell und Cheng sprachen kein Wort. Lauscher schlief auf dem Rücksitz. Aus dem Kassettenrecorder drang eine Kantate, so klar und metallisch und den Raum dehnend, daß man meinen konnte, das Innere des Fiat habe die Dimension einer Kathedrale angenommen. In jedem Fall ließ diese Musik ein Gefühl der Großräumigkeit aufkommen, während gleichzeitig der Wagen in einem Stau steckte und es von der Stadtgrenze an eine dreiviertel Stunde dauerte, bis man vor dem Detektivbüro hielt. Cheng griff in seine Geldbörse, überreichte Purcell zwei Scheine und versprach, Nachricht zu geben, falls eine weitere Fahrt sich als nötig erweisen würde.
    »Das war kein schöner Anblick«, sagte Purcell zum Abschied. »Diese beiden toten Männer.«
    »Man kann sich das Panorama nicht immer aussuchen«, äußerte Cheng, stieg aus dem Wagen und öffnete die Hintertür, um Lauscher von der Bank zu zerren.
    Diesmal betrat Cheng sein Büro über die Straßenseite. Nachdem er die wenigen Stufen überwunden hatte, drückte er auf einen Schalter. Zwei kleine Kristallüster gingen an und verliehen dem Raum und den Dingen eine Üppigkeit, die sie im Tageslicht nicht besaßen. Cheng ließ die Jalousien herunter, schlüpfte aus seinem Mantel und ging in die Werkstätte, wo er den Stiel eines Glases zwischen seinen kleinen Finger und seinen Ringfinger einklemmte sowie mit Daumen und Zeigefinger den Hals einer Rotweinflasche umschloß. Solcherart ausgerüstet, kehrte er zurück in den vorderen Raum. Lauscher zu füttern, war nicht nötig, da man ihm aus der Küche des Hofnarren einiges an Fleischresten serviert hatte und der kleine Hund nun zur Genüge mit der eigenen Verdauung beschäftigt war. Er ließ sich vor einem der Heizkörper nieder, streckte sich zu einer bemerkenswerten Länge und entwickelte im Licht der Lüster ebenfalls eine gewisse Opulenz.
    Cheng nahm in einem der beiden tiefen Sessel Platz und stellte Glas und Flasche auf dem Boden ab. Dann schlüpfte er aus seinen Schuhen und Socken und lagerte seine Füße auf der Lehne des gegenüberliegenden Stuhls. Er lag jetzt mehr, als daß er saß, schenkte sich Wein ein und trank. Er genoß nicht bloß den erdigen Geschmack des Weins, sondern überhaupt die Vorstellung von der Wirkung des Alkohols, die noch kommen würde. Bevor, diese einsetzte, klingelte das Telefon, seine Ex-Frau war dran. »Ich fürchte, ich mache einen schweren Fehler.«
    »Wie? Indem du mich

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