Ein Sturm zieht auf
ich kann Euren armen Rücken nicht heilen und Euch auch keine Prothese verschaffen, um Euer fehlendes Auge zu ersetzen. Aber der Schmerz in Eurem Geist ist von der Art, wie beinahe alle warmblütigen fühlenden Wesen ihn empfinden können. Er kommt von gewissen neuralen Zusammenbrüchen und Fehlfunktionen. Es ist, als versuchte jemand, einen sehr komplizierten Computer zu verdrahten, und alle notwendigen Materialien und Bestandteile liegen vor einem, aber man ist nicht ganz sicher, wie man alles miteinander verbinden soll. Also ist das Ergebnis der Arbeit ein bisschen fehlerhaft. Versteht Ihr etwas von dem, was ich sage, Bulgan?«
Der Alwari nickte bedächtig. »Bulgan ist nicht dumm. Bulgan versteht. Haja, genau so fühlt sich Bulgan die meiste Zeit. Nicht richtig verdrahtet.« Er legte den Kopf ein wenig schief und starrte sie mit seinem guten Auge forschend an. »Die Padawan kann etwas dagegen tun?«
»Ich kann nichts versprechen. Aber ich kann es versuchen.«
»Bringt die Schmerzen im Kopf in Ordnung.« Der Mann unternahm eine beträchtliche geistige Anstrengung. »Keine Schmerzen mehr hier.« Er rieb sich die Stirn. »Eine große Sache. Vielleicht sogar wichtiger als Credits.« Die Anstrengung von so viel zusammenhängendem Denken hatte seine beschränkten intellektuellen Ressourcen erschöpft, und er sah Barriss wieder zornig an. »Wie weiß Bulgan, ob er Euch trauen kann?«
»Ich gebe Euch mein Wort als Padawan, als Schülerin der Jedi-Künste, als eine, die ihr Leben diesen hohen Idealen geweiht hat - und dem Heilen, so gut sie es kann.«
Der Ansionianer war offensichtlich hin und her gerissen. Er holte tief Luft, warf einen misstrauischen Blick zur Tür und wandte sich dann wieder ihr zu. »Versucht. Bulgan zu heilen. Aber wenn das ein Trick ist, werde ich.«
»Ich habe Euch mein Wort gegeben«, unterbrach sie ihn, bevor er eine Drohung aussprechen konnte. »Und wo könnte ich denn hingehen? Die Tür ist verschlossen und von außen verriegelt. Oder ist Euch nicht klar, dass Euer Freund Euch hier mit mir zusammen eingeschlossen hat?« Sie lächelte nicht. »Er geht keine Risiken ein.«
»Eingeschlossen?« Er rieb sich den kahlen Kopf, und seine Hand fuhr über die Seiten des Bereichs, wo sich normalerweise eine dunkle Mähne befunden hätte. »Jetzt ist Bulgan durcheinander.«
Sie stürzte sich sofort auf diese Chance. »Die Verwirrung kommt ebenfalls von den Schmerzen, mit denen Ihr bisher gelebt habt. Lasst mich versuchen, Euch zu helfen, Bulgan. Bitte. Wenn ich versage, habt Ihr nichts verloren. Und selbst wenn ich Erfolg habe, könnt Ihr mich immer noch hierbehalten, denn die Tür ist von außen abgeschlossen.«
»Das stimmt. Die Padawan sagt die Wahrheit. Ou, versucht es.«
Sie sah ihn ruhig an und wies dann mit dem Kinn in Richtung ihrer gefesselten Hände. »Ihr werdet mich befreien müssen. Um solche Arbeit zu leisten, brauche ich meine Hände.«
Sofort war er misstrauisch. »Wofür? Jedi-Tricks?«
»Nein. Bitte vertraut mir, Bulgan. Es geht hier um erheblich wichtigere Dinge als mein Leben oder die Größe Eures zukünftigen Kontos. Habt Ihr von der Separatistenbewegung gehört?«
Der Ansionianer machte eine negative Geste. »Bulgan kennt keine Bewegung, nur die seiner Gedärme.« Er dachte einen Moment länger nach. »Kyakhta wird wütend sein«, murmelte er. Dann trat er widerstrebend hinter Barriss und fuhr mit einem Siegellöser über ihre Handgelenke. Die Fessel löste sich sofort in ihre Grundbestandteile auf, Zellulose, Wasser und einen Katalysator. Erleichtert rieb Barriss sich die Handgelenke. Als das Blut wieder besser floss, winkte sie den Alwari heran.
»Kommt her, Bulgan«, bat sie ihn freundlich. Das tat er, den Kopf gesenkt und schlurfend, wie ein Kind sich seiner Mutter näherte. Ein sehr starkes, sehr gefährliches Kind, mahnte sie sich. Sie brauchte ihn nicht zu bitten, den Kopf tiefer zu senken. Seine arme, gekrümmte Wirbelsäule hatte bereits dafür gesorgt, dass dieser sich in Reichweite befand. Barriss streckte beide Hände aus, mit den Handflächen nach unten, und legte sie vorsichtig an die Seiten seines Schädels, wobei sie darauf achtete, seine Höröffnungen nicht zu bedecken. Seine Haut war warm - die normale Körpertemperatur einen Ansonianers lag mehrere Grad über der eines Menschen. Mit geschlossenen Augen konzentrierte sie sich.
Ein Pochen erfüllte sie, als ihre Konzentration schärfer wurde. Dann spürte sie ein dauerhaftes, quälendes Ziehen, das
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