Ein Sturm zieht auf
des Systems ist Beweis dafür, dass es funktioniert. Daran kann wohl niemand zweifeln.«
»Wahrscheinlich nicht«, erwiderte er. Mit einem dünnen Lächeln fügte er hinzu. »Aber kein Jedi würde der Sache wirklich ergeben sein, wenn er dieses System nicht ebenso hinterfragte wie alles andere.«
Sie schaute nach rechts, zur anderen Seite des Lagers. »Euer Anakin mag viele Fehler haben, aber Unwille, Dinge zu hinterfragen, gehört ganz bestimmt nicht dazu. Was meint Ihr«, fragte sie nachdenklich, »wird er seine Mutter je wiedersehen?«
»Wer kann das schon sagen? Wenn es nach ihm ginge, dann ja. Aber es geht nicht nach ihm, nicht mehr, als die Ziele meiner weiteren Reisen von mir abhängen. Wir gehen, wohin der Rat uns schickt. Ihr solltet lieber Meister Yoda fragen und nicht mich.« Wieder dieses listige Lächeln. »Fragt ihn doch, ob er an seine Geburtseltern denkt.«
Sie musste lachen. »Meister Yodas Eltern! Damit befinden wir uns wirklich in der ältesten Geschichte.« Dann wurde sie wieder ernst. »Es heißt, Meister Yoda habe dieser Tage wichtigere Dinge im Kopf.«
Er lächelte dünn. »Immer. Diese schwärende Gefahr durch die Separatistenbewegung steht dabei an erster Stelle. Und die wechselhaften, nicht undurchschaubaren Bündnisse im Senat. Auch Anakin hat außer seiner Mutter noch andere Dinge, die ihn beschäftigen. Ich kann den Aufruhr spüren, der in ihm tobt. Aber wenn ich mit ihm darüber sprechen will, weigert er sich zuzugeben, dass er auch nur unter solchen Störungen leidet.
Seltsam, wie er den Wert von allem außer seinen eigenen Unsicherheiten in Frage stellt.«
»Ah.« Sie griff nach unten und nahm sich einen selbsterhitzenden Behälter mit heißem ansionianischen Tee. Das Getränk war schwarz, stark und schmeckte deutlich nach den offenen Ebenen. Alles hier schmeckte nach der Prärie, begriff sie langsam. »Hat er denn bei solch gewaltiger Selbstverleugnung wirklich eine Chance, zum Jedi-Ritter zu werden?«
»Das weiß ich nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Aber ich habe Meister Qui-Gon versprochen, dass ich mein Bestes tun werde, damit es geschieht. Um das erreichen zu können, habe ich sogar vor dem versammelten Rat Meister Yoda widersprochen. Ja, ich habe meine Zweifel. Aber ein Versprechen ist ein Versprechen. Wenn Anakin sich über seine eigenen inneren Dämonen hinwegsetzen kann, wird er einmal ein großer Jedi sein, und Meister Qui-Gons Einschätzung wird sich als richtig erweisen.«
»Und Ihr? Was ist mit Eurer Einschätzung, Obi-Wan?«
»Ich versuche, kein Urteil zu fällen.« Er stand auf und schüttelte sich den Staub vom Gewand. »Anakin weiß, dass er Probleme hat. Ich belehre, ich rate, ich biete ihm ein mitfühlendes Ohr. Aber am Ende kann nur Anakin selbst entscheiden, was aus ihm werden wird. Ich glaube, das weiß er selbst ebenfalls, aber er weigert sich, es zu akzeptieren. Er will, dass ich oder jemand anders alles in Ordnung bringt, von der Situation seiner Mutter bis zu der der Galaxis.« Sein Lächeln wurde ein wenig ausgeprägter. »Wie Euch vielleicht aufgefallen ist, kann er sehr störrisch sein, wenn es um etwas geht, was er haben will.«
»Ich ziehe es vor, von Entschlossenheit zu sprechen.« Sie nahm den Becher vom Mund. Dampf hob sich langsam aus dem Behälter und vor ihr Gesicht, und er verzerrte die klaren Linien der Tätowierung an ihrem Kinn. »Was ist das größte Problem? Seine Mutter? Das Tempo seiner Ausbildung? «
»Wenn ich das wusste, würde ich etwas dagegen tun. Ich denke, es liegt viel tiefer. So tief, dass er es selbst nicht einmal spürt. Eines Tages wird es schon an die Oberfläche kommen.« Er drehte sich um und ging ein paar Schritte. »Ich denke, wenn das passiert, stehen uns interessante Zeiten bevor.«
»Ist das ein Gefühl das von der Macht ausgeht?«, rief sie ihm hinterher.
»Nein.« Er schaute über die Schulter und sah sie lächelnd an. »Es ist ein Gefühl, das von Obi-Wan Kenobi ausgeht.«
Sie blieb nur einen Augenblick allein. Barriss, den eigenen Teebecher in der Hand, setzte sich neben sie. Die Padawan folgte dem Jedi mit dem Blick. »Worüber habt Ihr und Obi-Wan gesprochen, Meisterin?«
Luminara lehnte sich gegen den angenehmen, stützenden Bogen des Viann. Auf der anderen Seite des Lagers blökte ein Suubatar einen der beiden Halbmonde an, die am Himmel hingen wie die gestohlenen Ohrringe einer abgedankten Königin.
»Nichts, was für dich wichtig sein könnte, meine Liebe.«
Barriss mochte mit dieser
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