Ein Sturm zieht auf
sein sollte, war Herrin Barriss mit Sicherheit ebenfalls in Gefahr. Sie und ihre Lehrer waren mächtig, aber keine Götter. Sie waren nicht so stark wie Miywondl, der Wind, oder Kapchenaga. der Donner. Sie waren nur Leute. Größer als Gwurran und vielleicht ein bisschen schlauer, aber immer noch nur Leute. Sie konnten gebrochen und totgemacht werden. Auch die Qulun waren Leute. Das bedeutete, dass sie mehrere Arten zu töten kannten.
Aber wenn es zum Töten gekommen wäre, hätte er doch sicher etwas gehört. Nach dem, was er gesehen hatte, gehörten Herrin Barriss und ihre Freunde nicht zu den Leuten, die ohne Kampf aufgaben. Hatte man sie irgendwie hereingelegt? In dunklen Nächten in den Stammesschluchten erzählte man viele Geschichten darüber, wie schlaue Händler manchmal nichts ahnende Besucher übertölpelten.
Etwas Helles, Heißes verbrannte das Haar oben an seiner Mähne. Er rannte schneller, so schnell er konnte. Die Qulun hatten längere Beine, aber sie waren daran gewöhnt, zu reiten und Handel zu treiben. Wenn es eins gab, womit sich die Gwurran auskannten, dann war es Weglaufen. Gesichter starrten ihn aus diesen seltsamen, faltbaren, flachseitigen Behausungen an. Alarmiert von dem Lärm, versuchten auch ein paar dieser Leute ihn zu erwischen. Er entwischte allen, als spielte er mit seinen Freunden eine Runde Blo-bi. Aber das hier war kein Spiel. Die grelle Hitze spuckte erneut an ihm vorbei und beleuchtete kurz den Nachthimmel über seinem Kopf.
Dann hatte er das Lager hinter sich, und seine Beine pumpten weiter, als er auf die offene Prärie hinausrannte. Das hohe Gras hielt ihn ein wenig auf, aber es würde auch helfen, ihn zu verbergen. Er glaubte schon, in Sicherheit zu sein - aber dann hörte er das Stampfen von Sadain-Füßen. das sich schnell von hinten näherte.
»Hier entlang!«, rief ein Qulun. »Ich habe diesen Dyzat hier drüben gesehen!«
Er hätte sich am liebsten umgedreht und gerufen Ich hin kein Dyzat! Aber er war schlau genug zu wissen, dass solch dummer Trotz ihn vielleicht das Leben kosten würde. Hektisch suchte er nach einer Stelle, wo er sich verstecken konnte. Aber hier gab es keine vertrauten Hügel, keine freundlichen Risse oder Spalten, in die man sich ducken konnte. Die Stimmen der Verfolger kamen näher. Sie würden ihn jeden Augenblick einholen. Licht beleuchtete die Nacht hinter ihm. Mehr mechanische Magie, geliefert von Händlern in den Städten. Er fragte sich, ob er wohl lange genug leben würde, um einmal einen dieser geheimnisvollen, magischen, mit Leuten gefüllten Orte zu sehen, die nur sehr wenige Gwurran jemals aufgesucht hatten.
Dann sah er den Kholot-Bau. Der Eingang war gerade groß genug, dass er sich hineinzwängen konnte. Angestrengt keuchend drückte er sich durch die Öffnung und rutschte auf dem Bauch die Schräge hinunter. Würden die Qulun daran denken, unter dem Boden nach ihm zu suchen, oder sich nur auf die Oberfläche konzentrieren? Der Bau wurde ein wenig weiter, und nun konnte er schneller kriechen. Als er eine ovale Kammer von dreimal seiner Größe erreichte, wusste er, dass er das Ende erreicht hatte. Gedämpft von der Erde dazwischen hörte er immer noch die Rufe und Schreie der suchenden Qulun. Es wäre ein perfektes Versteck gewesen, aber es gab eine Komplikation.
Der Bau war bereits von Kholot bewohnt.
Er erstarrte. Kholot fraßen Gräser, Getreide und Blätter, keine Gwurran. Zumindest hoffte er das. Sie hatten flache Gesichter und ein stachliges olivgrünes Fell. Die beiden erwachsenen Tiere betrachteten ihn misstrauisch. Zum Glück gab es in dem Bau keine Jungen. Wenn das der Fall gewesen wäre, wäre er vermutlich nicht einmal so weit gekommen. Die Erwachsenen waren beinahe so groß wie er. Ihre Zähne waren bedauerlicherweise viel größer: breite, für schwere Arbeit gedachte Schneidezähne, dazu geschaffen, durch große Grasbüschel zu schneiden. Wenn ihre stumpfschnauzigen Besitzer das wollten, würden diese Beißwerkzeuge sicher auch tief in sein Gesicht dringen können.
Er hielt den Atem an, als sie näher kamen, grunzend und schnüffelnd, und versuchte, nicht zu heftig zu zittern, als sie ihn von allen Seiten beschnupperten. Er hatte die Augen fest zugekniffen und versuchte sich vorzustellen, ein Haufen Dorgum-Dung zu sein, der aus Versehen in ihren Bau gerollt war. Die Geräusche trampelnder Sadains und ihrer Qulun-Reiter erklangen über ihm immer noch. Er wusste nicht, wie lange er noch so reglos verharren
Weitere Kostenlose Bücher